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Unternehmeredition 3/2015

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| Unternehmeredition Restrukturierung 20158 Titel Krisenmanagement transparenter und komplexer, die Pro- dukte vergleichbarer, der Wettbewerb wird intensiver“, sagt Balla. Daher sei es inzwischen einfach unerlässlich, in die Zukunft zu denken und ein Unter- nehmen so aufzustellen, dass es auf ungünstige Entwicklungen flexibel re- agieren kann. „Das ist wichtig, auch wenn sich derzeit keine große Krise abzeichnet“, ist Balla überzeugt. Genau wie Balla blicken momentan viele mittelständische Firmenlenker optimistisch nach vorn. „Die meisten Unternehmer haben die Finanz- und Wirtschaftskrise als so schwer erlebt, dass sie sich für alle künftigen Situ- ationen gewappnet sehen“, sagt Dr. Christoph Kneip, Bereichsvorstand Familienunternehmen bei der Prüf- und Beratungsgesellschaft KPMG. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Parameter günstig. Niedrige Zinsen sorgen für gute Finanzierungsbedin- gungen, der gefallene Ölpreis senkt die Produktionskosten und der schwache Euro sichert den Absatz im Export. Aktuelle Zahlen spiegeln den Opti- mismus wider: Im April stieg der Ifo- Geschäftsklimaindex zum sechsten Mal in Folge und erreichte mit 108,6 Punkten den höchsten Stand seit Juni vergangenen Jahres. Die deut- sche Wirtschaft befinde sich im Auf- schwung, erklärte auch Wirtschafts- minister Sigmar Gabriel (SPD) bei der Vorlage der jüngsten Konjunkturpro- gnose der Bundesregierung. Diese rechnet in den nächsten beiden Jah- ren mit einem Plus von 1,8 Prozent. Zuvor waren die Experten von 1,5 Pro- zent für 2015 und 1,6 Prozent für 2016 ausgegangen. Kaum drei Wochen spä- ter teilte das Statistische Bundesamt jedoch mit, der deutsche Konjunktur- motor sei im ersten Quartal 2015 ins Stottern geraten. Das Bruttoinlands- produkt (BIP) stieg den Wiesbadener Statistikern zufolge zwischen Januar und März um 0,3 Prozent. Damit fiel es kleiner aus als erwartet und blieb hin- ter dem Plus von 0,7 Prozent zum Jah- resende 2014 zurück. Widersprüchli- che Signale also. Volatilität als Normalzustand Dr. Christian Fischer, Senior Partner, CC Restructuring & Corporate Finance bei der Beratungsgesellschaft Roland Berger, überraschen Widersprüchlich- keiten keineswegs. „Wir befinden uns in einer extrem volatilen Situation“, er- klärt er. „Mit langfristigen Businessplä- nen ist es da nicht mehr getan.“ Allein die Ereignisse seit Jahresbeginn – die Freigabe des Euro-/Frankenkurses, der Einbruch des Ölpreises und die Ver- schärfung des Russland-Ukraine-Kon- flikts – machten dies mehr als deut- lich. Für Unsicherheit sorgten zudem bereits länger bekannte Entwicklun- gen: In Europa gewinnt die Konjunktur nicht richtig an Fahrt, in den Schwel- lenländern lässt der Boom nach, auch in Staaten wie China oder Indien setzt sich der Aufwärtstrend nicht ungemin- dert fort. „Volatilität ist heute der Nor- malzustand“, sagt Fischer. Die Studie mit dem Titel „Smart Efficiency“, die er und weitere Experten von Roland Ber- ger erstellt haben, nennt diese neue Welt der Unwägbarkeiten „VUCA-Welt“. Dabei gesellen sich zur Volatilität Un- gewissheit (uncertainity), Komplexität (complexity) und die Mehrdeutigkeit von Entwicklungen (ambiguity). Doch es sind nicht nur die weltpo- litischen Risiken, nicht allein die in- ternationalen Wirtschaftsentwicklun- gen, die für Unsicherheit sorgen und einen Blick in die Zukunft erschweren. Auch wer über die bundesdeutschen Grenzen gar nicht hinausschaut, ent- deckt Risiken. „Ein großes Thema für Familienunternehmen ist die geplante Neuregelung der Erbschaftssteuer“, sagt KPMG-Experte Kneip. Sollte die Bunderegierung die von Finanzminis- ter Wolfgang Schäuble (CDU) vorgese- hene Freigrenze für die Steuerfreiheit bei 20 Mio. Euro belassen, könnte dies Unternehmen bei der Nachfolge in arge Bedrängnis bringen. „Die Dokumenta- tionspflichten beim Mindestlohn und die Haftung für Subunternehmer brin- gen einen enormen bürokratischen Aufwand mit sich“, weiß Kneip. Das hält vom operativen Geschäft ab. „Nicht zuletzt sind es die Digitalisie- rung und die ‚Industrie 4.0‘, die Mittel- ständler vor ganz neue Herausforde- rungen stellen“, sagt der Experte. Und dies sind nicht die einzigen Risiken, die Kneip aktuell ausmacht. Firmenchefs rät er daher, unbedingt frühzeitig zu analysieren, ob etwa neue Gesetze oder bestimmte Marktentwicklungen möglicherweise Gefahren für das eige- ne Unternehmen bergen. „Dabei geht es nicht immer darum, eine hand- Wir befinden uns in einer extrem volatilen Situation. DR. CHRISTIAN FISCHER Senior Partner, CC Restructuring & Corporate Finance, Roland Berger ➔

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