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Unternehmeredition 3/2015 - Von IFA zu MIFA

Heinrich von Nathusius will MIFA wieder in die Spur bringen

| Unternehmeredition Restrukturierung 201574 Fallstudie Von IFA zu MIFA Johann Gottlob Nathusius galt um 1810 als Gründer des ersten deutschen Industriekonzerns: Über 30 Betriebe umfasste seine Gruppe in Magdeburg. 200 Jahre später ist sein Ururenkel mit der Sanierung des traditionsreichen Fahrradherstellers MIFA beschäftigt. VON TORSTEN HOLLER geben. Die IFA Rotorion GmbH im sach- sen-anhaltinischen Haldensleben, die zu DDR-Zeiten größter Lieferant von Gelenkwellen für LKW und Traktoren war, war zu den Top50-Zuliefererun- ternehmen der deutschen Automobil- industrie aufgestiegen und beschäftige an zwei Standorten in Sachsen-Anhalt, den USA und China mehr als 2.200 Mit- arbeiter. Da erreichte Heinrich von Na- thusius ein Hilferuf von Sachsen-An- halts Wirtschaftsminister. Die beiden kannten sich aus der gemeinsamen Beiratstätigkeit bei der NordLB. Der Minister bat den Unternehmer um Hilfe bei der Rettung des traditionsreichen Fahrradherstellers MIFA. MIFA an der Börse verzockt Dabei galt die 1907 gegründete Fahr- radschmiede noch vor rund zehn Jah- ren als ostdeutsche Erfolgsstory. Als einer der größten Fahrradhersteller Deutschlands ging die MIFA AG 2004 an die Börse. Finanzinvestor Carsten Maschmeyer erwarb ein größeres Ak- tienpaket am Unternehmen. 2014 das böse Erwachen: Verluste in Höhe von knapp 29 Mio. Euro über mehrere Jah- re. Gemeinsam mit falschen Buchun- gen in der Bilanz führten sie das Un- ternehmen Ende 2014 in die Insolvenz. Der Hallenser Insolvenzverwalter Prof. Lucas Flöther verkaufte im Rahmen eines Asset-Deals die Fahrradwerke an Heinrich von Nathusius. Immerhin waren die Auftragsbücher gut gefüllt, vor allem mit Lieferungen an Discoun- ter wie Aldi oder an die Metro-Gruppe. Für Flöther blieb nur die alte Hülle der MIFA AG, ein Konstrukt, das nichts mehr wert war. Ende Juni will er die Ak- tie vom Börsenparkett nehmen. MIFA hatte sich an der Börse verzockt. Von Nathusius übernahm mit seinen Kin- dern und einer befreundeten Familie. In die neue GmbH wurde ein Stamm- kapital in zweistelliger Millionenhöhe eingezahlt. Keine Controllingabteilung vorgefunden Mitten in der Innenstadt von Sangerhau- sen befinden sich die Produktionshal- len des Unternehmens. Leicht ironisch nennt von Nathusius die Produktion „mittelalterlich“. Weil das Gelände zu klein ist, müssen die LKW der Teileliefe- ranten oder die ausliefernden Kollegen Wartezeiten bis zu zwei Stunden in Kauf nehmen. Das wird es künftig nicht mehr geben: „Eine Stunde LKW-Standzeit kosten uns 150 Euro“, so von Nathusi- us. „Das macht bei bis zu 80 LKWs am Tag jährliche Einsparungen in Höhe von E igentlich war Ende letzten Jahres alles für einen ruhigen Lebens- abend vorbereitet. Heinrich von Nathusius, 72, hatte sein 1992 von der Treuhandanstalt erworbenes Gelenk- wellenwerk an seine drei Kinder über- Fotos:©MIFA-BikeGesellschaftmbH KURZPROFIL MIFA-Bike Gesellschaft mbH Gründungsjahr: 1907 (neu: 2014) Branche: Fahrradindustrie Unternehmenssitz: Sangerhausen (Sachsen-Anhalt) Umsatz 2013: 80 Mio. Euro Mitarbeiterzahl: 600 www.mifa.de Räder von MIFA: Heinrich von Nathusius will das Unternehmen wieder flott machen.

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