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Unternehmeredition 3/2015 - Marken und Macher

Königliche Porzellanmanufaktur: Eigentümer Jörg Woltmann haucht ihr Leben ein

| Unternehmeredition Restrukturierung 201526 Unternehmerwelt Marken und Macher V or 2005 hatte Jörg Woltmann keinen besonderen Bezug zur Königlichen Porzellan-Manu- faktur (KPM) in Berlin. Auch fühlte er sich als Gründer und Vorstand einer Kreditanstalt für Beamte in seinem Bankerleben pudelwohl. Noch sieben Jahre, und er würde in den Aufsichts- rat wechseln. Aber ein Berliner Tradi- tionsunternehmen wie die KPM, insol- vent? Vermutlich noch der Verkauf an ausländische Investoren? Nein. Nach zwanzig Minuten Bedenkzeit trat er vor seine verdutzten Berater. „Dieses Unternehmen wird niemals zahlungs- unfähig sein“, verkündete er. Diese Entscheidung bezeichnet Woltmann, 68, elegante Erscheinung mit Dreiteiler und Diamantring am kleinen Finger, noch heute als eine der wichtigsten seines Lebens. Denn wäre die KPM insolvent gegangen, wäre wie- der nicht klar gewesen, was mit ihr geschieht und wer Herr im Hause ist. Und genau das war es doch, was ihr die Jahre zuvor die ganzen Probleme ein- gebracht hatte: Neun Geschäftsführer in zwölf Jahren, keine einheitliche Stra- tegie, der Außenauftritt zerfasert. Als Staatsunternehmen, nach der Wende mit Krediten der Berliner Landesbank am Leben gehalten, wurden Export oder Marketingstrategien sträflich ver- nachlässigt. Bis 2000 liefen so 85 Mio. DM Schulden auf. 2004 entschied die Investitionsbank Berlin, mittlerweile Eigentümerin, die Traditionsmanufaktur zu privatisieren. So kam Woltmann ins Spiel. Ein Inves- torenkonsortium um den Prinz von Preußen trat an ihn heran und fragte nach einem Kaufkredit. Woltmann, verwundert, musste absagen. „Über- haupt nicht unser Geschäft“, sagt der Berliner. Als ihm wenige Tage später zu Ohren kam, dass auch chinesische Investoren zum Zuge kommen könn- ten, wurde er hellhörig. Er gewährte den Kredit – noch am selben Abend verstritten sich die neuen Eigentü- mer. Woltmann, hin und her gerissen, schritt schließlich selbst ein. „Man muss auf dieser Erde ein Stück weit Gu- tes tun“, sagt er beherzt. 40 Millionen seines eigenen Vermö- gens steckte er im Lauf der Jahre in Banker mit Herz Der Tag, an dem Jörg Woltmann beschloss, die KPM zu kaufen, war denkwürdig. Seine Berater waren dagegen, und wenn, dann solle er das Unternehmen doch geordnet aus der Insolvenz heraus kaufen. Doch Woltmann entschied mit Herz. VON VERENA WENZELIS die Manufaktur. „Das ist viel“, gibt er zu, aber Geld anhäufen allein mache schließlich auch nicht glücklich. Und die KPM macht ihn glücklich. Dabei war er gar kein besonderer Fan des Un- ternehmens. Wie bei vielen Berliner Fa- milien war sie das Standardgedeck für jeden Sonntag. Als er mit Ende zwan- zig sein erstes Unternehmen, einen Autohandel, verkaufte, leistete er sich neben Rolls Royce und teurer Arm- banduhr ein siebzigteiliges Kurland- Service. Aber ausgewiesener KPM- Kenner oder gar Sammler? Das war Woltmann nicht. Aber er mag Luxus, das gibt er zu. „Wenn man Geld ehrlich verdient hat, kann man es auch ausge- ben“, ist er überzeugt. Das überträgt er auch auf die KPM: Konsequent baute er sie wieder zur Luxusmarke aus. ZUR PERSON Jörg Woltmann ist seit 2005 Eigen- tümer der KPM Königliche Porzellan- Manufaktur Berlin GmbH. Das war so nicht geplant: Woltmann ist eigentlich Banker, Anfang der siebziger Jahre gründete er mit einem Partner die Allgemeine Beamten Kasse Kreditbank AG, deren Vorstand und Alleinaktionär er heute ist. An KPM faszinierte ihn die mehr als 250-jährige Geschichte. Und die Tatsache, dass er eine der ältesten Luxusmarken der Welt kaufen konnte. www.kpm-berlin.com Ich bin überzeugt, dass ich die KPM zu wirtschaftli- chem Erfolg führen werde. JÖRG WOLTMANN Eigentümer, Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin Fotos:©KPMKöniglichePorzellan-ManufakturBerlinGmbH

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