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Unternehmeredition 3/2015

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7Restrukturierung 2015 Unternehmeredition | Krisenmanagement Titel ➔ S cheinbar über Nacht brach sie aus wie ein gefährliches Virus. Die Epidemie erfasste die USA, grassierte bald in Europa und raffte auch in Deutschland so manchen Infi- zierten dahin. Vielen Firmenchefs, die mit eilig zusammengepackten Notfall- koffern das Leben ihrer Unternehmen zu retten versuchten, starben die Pati- enten unter den Händen weg. Denn Ers- te-Hilfe-Maßnahmen nach dem Rezept: „Kosten runter, Liquidität sichern“ ver- sagten mehr als einmal. Wer jedoch mit ausgefeilten Methoden operierte, hatte gute Chancen, die Krankheit zu überstehen. Zu den Mittelständlern, die gesundeten und gestärkt aus der Krise hervorgingen, gehört die Murt- feldt Kunststoffe GmbH & Co. KG mit Sitz in Dortmund. „Wir haben in den Jahren 2008 und 2009 davon profitiert, dass wir bereits ein flexibles Arbeitszeitmodell einge- führt hatten“, sagt Andreas Balla. Er ist Prokurist des Herstellers für tech- nische Kunststoffe, der mit rund 270 Mitarbeitern zuletzt einen Umsatz von 42 Mio. Euro erzielte. Da die Mitarbeiter die auf Arbeitszeitkonten angesammel- ten Guthaben-Stunden aufzehrten, als Murtfeldt die Produktion herunterfuhr, musste niemand entlassen werden. „So konnten wir unsere Fachkräfte halten“, erklärt Balla. Zudem setzte der Proku- rist eine spezielle Software zur Produk- tivitätssteuerung ein. „Das Zeiterfas- sungsprogramm gleicht automatisch die Anwesenheitsminuten der Mitar- beiter in der Produktion mit den tat- sächlichen Arbeitsminuten ab“, erklärt er. So lässt sich feststellen, wer wann wirklich an Kundenaufträgen arbeitet, und wer einfach nur „da ist“. Ziel ist es, mit diesem Instrument diejenigen, die aufgrund von Auftragsrückgängen we- niger zu tun haben, an anderer Stelle im Unternehmen sinnvoller einzusetzen. Schon vor Beginn der Krise hatte Murtfeldt außerdem den Vertrag mit dem bisherigen Stromanbieter gekappt und sich mit mehreren Unternehmen in der Wirtschaftsregion Unna zu einem Abnehmer-Pool zusammengeschlossen. Das half kräftig beim Kostensparen. „Und wir hatten mit einigen Abnehmern Abrufaufträge ausgehandelt“, erinnert sich Balla. „Das bindet zwar Lagerkapa- zitäten und damit Kapital“, sagt er. Dafür war das Unternehmen jedoch vertrag- lich dagegen abgesichert, dass die Kun- den die nächste Tranche womöglich bei einem anderen Anbieter bestellten. Für Flexibilität sorgen „Natürlich waren auch wir nicht auf eine Weltwirtschaftskrise diesen Aus- maßes vorbereitet“, sagt Balla. Doch die Maßnahmen, die er eingeleitet hatte, erlaubten es Murtfeldt, im Ab- schwung flexibel zu reagieren, Kosten dort zu sparen, wo es sinnvoll war, und sich keine Chancen für die Zukunft zu verbauen. „Wir haben in dieser Zeit gesehen, wie wichtig es ist, voraus- schauend zu handeln und eventuelle Krisen einzuplanen“, erklärt Balla. Die Instrumente, die sich in den Jahren 2008 und 2009 bewährt haben, hat er beibehalten. „Heute spielen wir nicht gerade in Szenarien mögliche Situatio- nen durch, in die unser Unternehmen geraten könnte“, sagt der Prokurist. Alle Entscheider beobachten aber ständig neue Entwicklungen und stel- len sich die Frage nach den Auswir- kungen. „Die Märkte werden immer Die meisten Unternehmer haben die Finanz- und Wirt- schaftskrise als so schwer erlebt, dass sie sich für alle künftigen Situationen gewappnet sehen. DR. CHRISTOPH KNEIP Bereichsvorstand, Prüf- und Beratungsgesellschaft KPMG Wir haben in den Jahren 2008 und 2009 davon profitiert, dass wir bereits ein flexibles Arbeits- zeitmodell ein- geführt hatten. ANDREAS BALLA Prokurist, Murfeldt Kunststoffe GmbH & Co. KG

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