Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Unternehmeredition 3/2015

Lesen Sie kostenlos das E-Magazin zum Thema "Balanceakt".

27Restrukturierung 2015 Unternehmeredition | Marken und Macher Unternehmerwelt Woltmann übernahm sie für 13,5 Mio. Euro. Einzige Bedingung: Die Im- mobilien, die zuvor zur Schuldentil- gung an das Land Berlin gegangen wa- ren, kaufte er zurück. Ohne die teuren Mietausgaben sollte sich die Manufak- tur Stück für Stück erholen. Inhaltlich führte er KPM auf das zurück, was die Manufaktur am besten kann: „Por- zellan“, sagt er knapp. „Mein Ziel ist nicht, die größte Porzellanmanufaktur zu sein, sondern die beste.“ Also keine Zweitlinien mehr, das Angebot nicht zu stark ausweiten. Er positioniert KPM klar im obersten Preissegment. Andere Manufakturen gehen da andere Wege. Meissen zum Beispiel, von Tradition und Handwerkskunst vergleichbar, bietet mittlerweile auch Schmuck, Brautkleider und Handtaschen an. Alles sehr hochwertig zwar, aber als Porzellanmanufaktur? „Das muss jeder selbst wissen“, meint Woltmann, sein Weg sei das nicht. Und er ging die Auslandsmärkte an. Mittlerweile gibt es das preußische Porzellan in 16 Ländern zu kaufen, da- runter Taiwan, Aserbaidschan und die Vereinigten Arabischen Emirate. Hier findet sich auch das zahlungskräftige- re Publikum. In einer exklusiven Serie haben die Porzellanspezialisten mal Vasen in monatelanger Handarbeit bemalen lassen. Der deutsche Ver- kaufspreis hätte bei etwa 65.000 Euro gelegen. „So etwas hier zu verkaufen, ist schon schwierig“, gibt Woltmann zu. In Taiwan gingen fünf Stück davon an einem Tag weg, für jeweils 130.000 Euro. Auch die Kooperationen, die er mit Bugatti und Rolls Royce gestartet hat, sind eher für die Auslandsmärkte bestimmt. Ein mit Porzellanemblemen ausgestatteter Sportwagen geht dort schon mal für 1,5 Mio. Euro weg. Doch natürlich will Woltmann auch den deutschen Markt wieder stärker für Porzellan interessieren. „Viele leis- ten sich Küchen für zehntausende Euro, aber essen von minderwertigem Por- zellan.“ Auch wünschten sich nur noch wenige Verlobte Hochzeitstische zur Vermählung. Um das zu ändern, will er die Tischkultur in Deutschland stärken. Geschehen soll das über Marketing- und PR-Kampagnen in Magazinen und Zeitschriften. Auch die internationalen Kooperationen helfen, hochwertiges Porzellan wieder mehr im Alltag zu ver- ankern. Bottega Veneta startete eine Sonderedition an Taschen und Schmuck mit KPM-Emblemen. Die war nach ei- nem Tag ausverkauft. Schwarze Zahlen schreibt die Berliner Manufaktur zwar bis heute nicht. Glaubt man Woltmann, ist sie aber kurz davor. „Ich bin über- zeugt, dass ich sie mit dieser Strategie zu wirtschaftlichem Erfolg führen werde.“ Mit einer Neidkultur konnte er noch nie etwas anfangen. Liegt vielleicht auch daran, wie er selbst aufgewach- sen ist: Mit dem Allernötigsten im Nachkriegsberlin, die alleinerziehende Mutter hielt die junge Familie mit Näh- arbeiten über Wasser. Als Selbststän- dige, schnell konnte sie expandieren. Dennoch waren Nähsitzungen bis zwei Uhr nachts die Regel. „Noch heute sehe ich, wie sie mit ihren Handschuhen da sitzt und friert“, sagt Woltmann. Er und sein Bruder waren von vornherein in den Geschäftsablauf eingebunden. Von der Mutter hat er auch den unbeding- ten Unternehmergeist. Und der regte sich, als es um die KPM ging. ■ wenzelis@unternehmeredition.de 27Restrukturierung 2015 Unternehmeredition | Service Kurland von KPM: Die Tassen sind ab 280 Euro zu haben. Teegedeck: KPM legt viel Wert auf Tradition.

Seitenübersicht