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UE Internationalisierung 6-2013

77Internationalisierung 2013 Unternehmeredition | Fallstudie Auslandsproduktion wird zur Herausforderung Immer neue internationale Potenziale suchen die Mühldorfer-Chefinnen, zur- zeit etwa in Aserbaidschan, Georgien und Indien. Bettzeug für 50.000 Hotel- zimmer produzieren sie im Jahr, alles in allem rund 200.000 Stück. Mit etwa 10% Zuwachs jährlich rechnen sie. Mit einer neuen Maschine werden die wie- der mal ausgelasteten Kapazitäten zur- zeit um ein Drittel erweitert. Auch im Inland ist Mühldorfer bei Fünf-Sterne- Hotels stark vertreten – mit mindestens 60% Marktanteil, wie Elisabeth Hinter- mann sagt. Doch die Exportquote be- trägt etwa 75%. Hergestellt wird alles in Haidmühle. Knapp 50 Mitarbeiter werden zurzeit beschäftigt, mehr als 80% von ihnen sind Frauen. „Wir hof- fen, dass keine Männerquote kommt“, witzelt Elisabeth Hintermann. Eine Produktion im Ausland will sie nicht, aber wegen der vielerorts erkennbaren Forderungen nach lokalen Fertigungen werde das wohl auf Dauer nicht zu ver- hindern sein – eine Herausforderung für viele Branchen in Deutschland, meint sie. redaktion@unternehmeredition.de „Man braucht fünf bis sieben Jahre Ausdauer“ Interview mit Elisabeth Hintermann, Geschäftsführerin und Mitinhaberin, Mühldorfer GmbH & Co. KG Unternehmeredition: Vor welchen Fehlern im Auslandsgeschäft würden Sie warnen? Hintermann: Einmal hinfahren und glauben, man macht sofort das große Geschäft. In der Regel wird nicht beim ersten Mal gekauft. Fünf bis sieben Jahre muss man einrechnen. Man braucht viel Ausdauer und Stehvermögen. Auf keinen Fall sollte man gleich mit negativen Kom- mentaren über Land und Leute kommen. Wesentlich ist Empathie. Wem es gelingt, sich in die Menschen einzufühlen, dem werden auch Fehler verziehen. Und man muss immer auf die jeweilige Situation eingehen: Wer ist der Kunde? Weitere Tipps? Man sollte nur gegen Vorauskasse oder Hermes-Deckungen liefern. Der Gerichts- stand sollte in Deutschland sein. Und man sollte auf 100 Prozent Vertragserfüllung achten. Man sollte auch in schwierigen Zeiten zu den betreffenden Ländern stehen, also sich zum Beispiel zurzeit nicht aus Spanien zurückziehen. Während des Golfkriegs waren wir die einzigen Deutschen, die noch in Dubai auf der Mes- se waren. In Gefahr begeben sollte man sich natürlich nicht. Manchmal muss man Bodyguards mitnehmen. Die landestypi- schen Speisen sollte man mitessen, aber man muss nicht alles essen. Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass ich Vegetarierin bin. Kleiden sollte man sich immer korrekt. Auf keinen Fall sollte man in Urlaubskleidung auftreten. Wie kommen Sie als Deutsche generell im Ausland an? Uns Deutschen steht man im Ausland sehr positiv gegenüber. Besonders Bayern sind beliebt. Wir werden überall hofiert wie die Könige. Man sollte dazu stehen, ein Deutscher zu sein. Gegen- seitige Toleranz ist wichtig, aber auch Heimatstolz. Deutschland wird auch als touristisches Ziel immer beliebter. Denn die Menschen wollen Traditionsstätten, Bodenständigkeit und Sauberkeit. Vor allem wollen sie wissen, warum Deutsch- land so erfolgreich ist. Manche würden gern ins Ausland, scheuen aber die Kosten. Es ist nicht teuer. Flug, Hotelzimmer – wenn jemandem das zu teuer ist, dann soll er’s bleiben lassen oder dafür seinen Urlaub opfern. Denn es ist nicht teurer als eine Urlaubsreise. Vielen Dank für das Gespräch. Elisabeth Hintermann Plötzlich waren wir nicht mehr am Ende der Welt. ELISABETH HINTERMANN Mitinhaberin von Mühldorfer

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