27Internationalisierung 2013 Unternehmeredition | Entscheider im Gespräch Unternehmerwelt und vorhalten müssen. In China kön- nen wir in unserer Fabrik mittelkom- plexe Prozesse abbilden und sind tech- nisch auf dem Niveau vergleichbar mit unserem tschechischen Werk. Haben Sie Mitarbeiter mit nach China genommen? Unser Standortleiter in China ist Deut- scher. Daneben sind drei deutsche Mitarbeiter aus wichtigen technischen Funktionen von unserem Stammhaus nach China entsandt. Sie sind jeweils für drei Jahre dort. Alle weiteren Mit- arbeiter sind Chinesen, die vor Ort ausgebildet werden, die aber auch in Deutschland gelernt haben. Wie viele Mitarbeiter haben Sie dort? Derzeit fährt die Produktion hoch und es arbeiten dort rund 60 Mitarbeiter. In drei Jahren werden es einige Hundert sein. Im August hatten wir die offizielle Einweihung. Seit Januar läuft bereits die Produktion. Momentan sind wir an der Planung für den zweiten Bauabschnitt. Ein Problem ist, dass viele chinesische Mitarbeiter von heute auf morgen weg sind. Wie begegnen Sie dem? In der Tat ist die Fluktuation in China sehr hoch. Generell, heißt es, beträgt sie pro Jahr mehr als 10%, was extrem hoch ist. Vor allem Unternehmen, bei denen einfache Montagetätigkeiten aus- geübt werden, kämpfen schwer. Unser Ziel ist es natürlich, die Abgänge mög- lichst gering zu halten. Wir geben uns viel Mühe, für Kontinuität zu sorgen. Welche Tipps können Sie den Unternehmern geben? Man sollte zu allererst hinterfragen, ob der Markt reif für die Produkte ist, die man anbietet. Für einen Automobilzulie- ferer wie uns war das relativ schnell klar. Wichtig ist auch, persönliche Eindrü- cke anderer Unternehmer zu sammeln. Zudem sollten sich Unternehmer mit dem Umfeld und den kulturellen Gegebenhei- ten vertraut machen. Wichtig ist es, mit erfahrenen Beratern zusammen zu arbei- ten. Es gibt viele Dinge zu beachten, die man alleine gar nicht leisten kann. Sollten Unternehmer mit chine- sischen oder deutschen Beratern zusammenarbeiten? Wir suchten uns einen sehr erfah- renen, ehemaligen Mitarbeiter der dortigen Außenhandelskammer aus, der sich selbstständig gemacht hatte. Es muss kein Chinese sein, er muss allerdings erfahren sein. Auch die an- deren Berater, wie Steuerberater oder Anwälte, sollten mit den lokalen Bedin- gungen sehr gut vertraut sein. Mittlerweile wandern Unterneh- men wieder aus China ab, weil die Produktionskosten zu hoch sind. Wie läuft das in der Automobilbranche? Den Trend sehe ich noch nicht. Erste Tendenzen gibt es vielleicht bei den Ka- belbaumherstellern. Bei denen ist die manuelle Fertigung noch sehr hoch. Das sind traditionell diejenigen, die die Kara- wane anführen. In Europa waren sie die ersten, die in die osteuropäischen Nach- barländer zogen, dann weiter nach Ru- mänien und Bulgarien, schließlich nach Weißrussland. In Asien sind sie mittler- weile in Vietnam tätig. Weswegen verweigern sich immer noch viele Unternehmen, den außer- europäischen Schritt zu gehen? Der Schritt nach Übersee mit einem eigenen Werk ist kapitalintensiv und erfordert eine starke und leistungsfähi- ge Organisation im Mutterhaus. Gera- de letzteres darf man bei einem Werks- aufbau in einer fremden Kultur nicht unterschätzen. Es kommen Dinge auf einen zu, die man vorher noch nicht einmal geahnt hat. Viele ältere Unter- nehmer scheuen sich davor. Wohin expandieren Sie als nächstes? Unser nächster Schritt geht nach Me- xiko. Dort werden wir 2015 mit der Produktion beginnen. Audi errichtet dort gerade ein Werk für die Produktion des neuen Q5. Viele Fahrzeughersteller ha- ben sich aus Kostengründen für Mexiko entschieden, zumal von dort aus in viele Länder zollfrei geliefert werden kann. schorr@unternehmeredition.de Zentrale von Swoboda Hartmann im bayerischen Wiggensbach: Der Automobilzulieferer ist international tätig.