Kampf statt Übergabe

Viele Unternehmen werden von Konflikten zwischen Senior und Junior zerrieben, bis hin zur Insolvenz. Die Ursachen liegen in Eitelkeiten und fehlendem Vertrauen. Warum das Allzumenschliche bei der Übergabe immer wichtiger wird.

Ab 2006 war der Alko-Vorstand dann mit vier Familienmitgliedern der dritten Generation besetzt. „Dort hatten wir den Generationswechsel vollzogen, leider nicht im Aufsichtsrat“, berichtet Kober. Die ältere Generation im Gremium habe versucht, an ihrer Macht festzuhalten. „Viele Entscheidungen, die wir treffen wollten, wurden blockiert“, sagt Kober. Dies habe dazu geführt, dass Alko nicht wachsen, sich nicht wirklich weiterentwickeln konnte. „2014 haben wir den Aufsichtsrat dann komplett neu besetzt“, erzählt der Vorstandschef. Außer Kobers Bruder hat seitdem dort kein Familienmitglied mehr einen Sitz. „Jetzt können wir unseren Weg gehen“, sagt Kober. (siehe auch UE 4/2017, S. 28–30).


„Viele Entscheidungen, die wir treffen wollten, wurden blockiert. 2014 haben wir den Aufsichtsrat dann komplett neu besetzt.“

Stefan Kober, Vorstandsvorsitzender Alko SE


Damit es zu derlei Schwierigkeiten nicht kommt, ist es gut, in der Familienstrategie festzulegen, wer später einmal mit welchen Stimmrechten ausgestattet sein soll. „Grundsätzlich sollten im Aufsichts- oder Beirat die Familienmitglieder mit der höchsten Kompetenz vertreten sein“, sagt Professor Rüsen. Derjenige, dem die Unternehmerfamilie am meisten zutraut, könne zudem eine Art „goldene Aktie“ erhalten. „Eine solche Regelung sieht vor, dass dem betreffenden Mitglied des Gremiums automatisch zusätzliche Stimmrechte zufallen, sobald existenzielle Entscheidungen zu treffen sind“, erklärt er. Natürlich ist auch zu überlegen, ob die scheidende Generation überhaupt Kontrollrechte haben soll.

Ungesunde Tandems

Doch selbst wenn die Unternehmensnachfolge von langer Hand vorbereitet ist, kann es zu Problemen kommen, sobald der Nachfolger an den Start geht. Wie bei der Unternehmensgruppe Fischer, die unter anderem auf Befestigungstechnik spezialisiert ist. Bekanntestes Produkt: der Fischer-Dübel. Im November 2011 hatte Inhaber Klaus Fischer noch öffentlich verkündet, Schwierigkeiten mit dem Loslassen habe er nicht. Der damals 61-Jährige hatte die operative Führung wenige Monate zuvor seinem Sohn Jörg überlassen.

Im Frühjahr 2012 war der eingeleitete Generationswechsel schon wieder Geschichte. „Wir haben in den vergangenen Wochen feststellen müssen, dass unsere Vorstellungen im Hinblick auf Ausrichtung und Führung des Unternehmens gravierend unterschiedlich sind“, sagte Fischer Senior damals. Sohn Jörg strich die Segel. Im Mai 2017 fand Klaus Fischer nach langer Suche einen Nachfolger – außerhalb der Familie.

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