Kampf statt Übergabe

Viele Unternehmen werden von Konflikten zwischen Senior und Junior zerrieben, bis hin zur Insolvenz. Die Ursachen liegen in Eitelkeiten und fehlendem Vertrauen. Warum das Allzumenschliche bei der Übergabe immer wichtiger wird.

Natürlich führt eine gescheiterte Nachfolge nicht immer gleich zum Verkauf des Unternehmens. Dennoch ist es gefährlich, wenn sich der Patriarch nicht verabschieden kann. „In solchen Fällen kommt es häufig zu einem Innovations- und Investitionsstau“, sagt Carmen Zotta, Leiterin Competence Center Kreditgeschäft und Corporate Finance an der Frankfurt School of Finance & Management. Da der alte Chef keine neuen Projekte mehr angehen will, hinter aktuellen Entwicklungen und Trends vielleicht auch zurückbleibt, tritt das Unternehmen auf der Stelle, die Wettbewerbsposition wird geschwächt.

Autoritäts- und Statusverlust

Daher ist es das Beste, ungesunde Tandems möglichst zu verhindern. „Ich sehe häufig solche Beispiele“, berichtet Michael Wörle, Vorsitzender und Geschäftsführer des VUN Verbandes für Unternehmensnachfolge e.V. in Hamburg. Da behaupte der Senior dann, der Junior könne nicht führen, aber das stimme meistens nicht. „Der Punkt ist vielmehr, dass ein Nachfolger nicht in der Lage ist, gut zu führen, wenn der Altinhaber von ihm erwartet, dass er ihn kopiert“, erläutert der Experte. Nachfolge habe schließlich nichts mit Folgen, nichts mit Gehorchen zu tun.

Die Lösung erkennt Dominik von Au, PwC-Partner im Bereich Familienunternehmen und Mittelstand und Geschäftsführer der Intes Akademie für Familienunternehmen, darin, dass sich Unternehmer rechtzeitig darüber Gedanken machen, wie ihr Leben aussehen soll, wenn sie nicht mehr an der operativen Spitze ihres Unternehmens stehen. Das bedeutet auch, sich mit der eigenen Endlichkeit, mit Autoritäts-, Macht- und Statusverlust auseinanderzusetzen. „Es ist daher sehr gut, wenn sich Senior-Chefs bei diesem Prozess begleiten lassen, um den Nachfolgeprozess in vielerlei Hinsicht reibungslos zu gestalten“, findet von Au. Gemeinsam mit Beratern sei eine objektive und sachliche Auseinandersetzung beispielsweise zu Fragen der finanziellen Alterssicherung oder der nachfolgefähigen Organisationsstruktur leichter zu klären.

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