Kampf statt Übergabe

Viele Unternehmen werden von Konflikten zwischen Senior und Junior zerrieben, bis hin zur Insolvenz. Die Ursachen liegen in Eitelkeiten und fehlendem Vertrauen. Warum das Allzumenschliche bei der Übergabe immer wichtiger wird.

„Die Dauertestamentsvollstreckung war für uns auf gar keinen Fall eine Option“, berichtet Schubert. Denn wie sich herausstellte, hatte sich der findige Steuerberater des Vaters von § 181 BGB befreien lassen, der sogenannte „Insichgeschäfte“ verbietet, also Rechtsgeschäfte mit sich selbst. „Das hätte bedeutet, dass sämtliche Aufträge in allen Steuersachen automatisch an sein Büro gegangen wären“, erklärt Schubert. Das Unternehmen wäre für den Steuerberater damit über 30 Jahre hinweg zu einer wahren Goldgrube geworden.

Noch viel schlimmer: Mit dem Testament gingen die im Gesellschaftervertrag festgeschriebenen 99 Prozent der Stimmrechte des Vaters auf den Dauertestamentsvollstrecker über. Kirsten Schubert hätte damit keine Entscheidungen mehr treffen können. Sie handelte über ihren Anwalt immerhin noch aus, dass sie sich für den Verkauf des Unternehmens 18 Monate Zeit lassen konnte. Sie fand einen geeigneten Käufer, im Jahr 2012 ging die Schubert Unternehmensgruppe an die Wisag Facility Service Holding GmbH in Frankfurt.


„Ich hatte das Testament zwar gelesen, als mein Vater es aufsetzte. Aber ich war überzeugt davon, dass ich das Unternehmen behalten könnte, wenn ich es wollte.“

Kirsten Schubert, Unternehmernsberaterin


„Ich hatte das Testament zwar gelesen, als mein Vater es aufsetzte“, sagt Schubert heute. Schließlich dokumentierte es die Übertragung der Firmenanteile auf die Töchter. „Aber ich war überzeugt davon, dass ich das Unternehmen behalten könnte, wenn ich es wollte.“ Ein Trugschluss, der auch deshalb zustande kam, weil Christoph Schubert über Tod, Testament und seinen Rückzug nie groß gesprochen hatte. „Er war 69 Jahre alt, als er starb“, sagt Schubert. „Er wollte noch nicht gehen.“

Schubert hat die gescheiterte Firmennachfolge verarbeitet und ein Buch darüber geschrieben. „Mein Anliegen ist es, anderen Unternehmern mein Schicksal zu ersparen“, sagt sie. Daher berät sie inzwischen Familienunternehmen in allen Fragen zur Nachfolge. Denn Firmenübergaben in der Familie – und das weiß sie nur zu gut – bergen wirklich viele Stolperfallen.

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