Kampf statt Übergabe

Viele Unternehmen werden von Konflikten zwischen Senior und Junior zerrieben, bis hin zur Insolvenz. Die Ursachen liegen in Eitelkeiten und fehlendem Vertrauen. Warum das Allzumenschliche bei der Übergabe immer wichtiger wird.

Das Problem mit der Kommunikation

„Im Familienunternehmen vermischen sich zwei Bereiche: der emotionale, familiäre und der rationale Unternehmensbereich, die nach unterschiedlichen Regeln funktionieren“, konstatiert Beatrice Rodenstock, Unternehmensberaterin und Gesellschafterin der Rodenstock GmbH. Rodenstock hat über den Prozess der Nachfolge einen Aufsatz in dem neuen Buch „Veränderungsintelligenz – Agiler, innovativer unternehmerischer den Wandel unserer Zeit meistern“ geschrieben, der sich ausführlich mit dem Prozess der Nachfolge beschäftigt. Für sie sind es vor allem die „emotionalen Themen“ der Familie, die im ersten Schritt zu beachten sind, damit ein Generationswechsel erfolgreich werden kann. Sie spricht von „nicht ausgesprochenen Gefühlen und Erwartungen“, die „in der Familie zu Fallstricken führen könnten“.


„Im Familienunternehmen vermischen sich zwei Bereiche: der emotionale, familiäre und der rationale Unternehmensbereich, die nach unterschiedlichen Regeln funktionieren.“

Beatrice Rodenstock, Unternehmensberaterin


Vielleicht hat der älteste Sohn nach einem Studium in den USA Pläne, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Eventuell würde stattdessen die jüngste Tochter gern in die Fußstapfen des Vaters treten. Möglicherweise will auch nicht jeder, der Firmenanteile erhalten soll, ins operative Geschäft einsteigen. „Dann kann ein Familienmitglied einen Sitz im Aufsichtsrat oder Beirat bekommen“, erklärt Professor Rüsen, Geschäftsführender Direktor am Wittener Institut für Familienunternehmen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Rügenwalder Mühle, bei der Senior und Junior Rauffus im Aufsichtsrat sitzen. Dabei sollte aber sehr sorgfältig bedacht werden, wer in ein Kontrollgremium entsandt wird. Geschieht dies nicht, ist eine gute Entwicklung des Unternehmens trotz bester Planung schnell blockiert.

So war es für einige Zeit auch bei der Alko SE. Stefan Kober, heute Vorstandsvorsitzender des Anbieters für Gartentechnik, Lufttechnik und Automotive mit Sitz im schwäbischen Kötz, war 15 Jahre lang gemeinsam mit seinem Bruder Raymond im eigenen IT-Unternehmen Cancom tätig. Als der Vater im Jahr 2005 schwer erkrankte, entschieden sich die Brüder jedoch, Cancom zu verlassen und zum Familienunternehmen zu wechseln. „Unser Vater war der jüngste von drei Brüdern, die in der zweiten Generation das Unternehmen aufgebaut haben“, sagt Kober.

1
2
3
4
5
6
7
Vorheriger Artikel„Wir Moselaner gelten als dickköpfig und stur“
Nächster ArtikelJuniorunternehmer in der Nachfolge: Vom Wollen, Können und Dürfen