Drei-Klassen-Gesellschaft

Die Europäische Zentralbank verfolgt eine konsequente Niedrigzins-Politik, bis September 2016 kauft sie zudem Wertpapiere für mehr als 1.100 Mrd. Euro auf. Damit will sie die Inflation anheizen und Wachstum fördern. Viele Mittelständler profitieren von der Geldpolitik der Notenbank. Doch das gilt bei weitem nicht für alle.

Für ihre jüngste Investition hat die BIW GmbH nun doch einen Kredit in Anspruch genommen. „Wir haben ein neues Zentrum für Forschung und Entwicklung aufgebaut“, sagt Stoffels. Kostenpunkt: eine Summe in zweistelliger Millionenhöhe. Einen Teil davon hat Stoffels über ein Darlehen der lokalen Hausbank finanziert. Das war nicht schwierig. „Das Institut hat Ralf Stoffels (© Privat)unsere stabile Entwicklung ja über all die Jahre mitbekommen“, erzählt der Gesellschafter-Geschäftsführer. Nicht zuletzt deswegen habe er sehr gute Konditionen bekommen. „Hätten wir mit einem Institut in Frankfurt verhandelt, wäre es vielleicht komplizierter geworden, denn dort kann niemand unsere Geschäftszahlen so beurteilen wie unsere Hausbank“, sagt Stoffels. Aber selbst dann hätte die BIW GmbH vom aktuell niedrigen Zinsniveau profitiert. Die Geldpolitik der europäischen
Notenbank ist bei der BIW angekommen. „Ich hätte zwar sowieso investiert“, sagt Stoffels. So konnte das Unternehmen jedoch schneller und günstiger wachsen und Arbeitsplätze schaffen.

Geldpolitik der EZB kommt an

Investieren, wachsen, Arbeitsplätze schaffen: Das hat auch die Springtec-Group geschafft. „Wir sind gut durch die Krise
gekommen“, sagt Knut Schuster, Geschäftsführer der Schrimpf & Schöneberg GmbH & Co. KG mit Sitz in Hagen. Bereits 2007 hatte sich das Unternehmen mit der C.W. Hanebeck Söhne GmbH, Iserlohn, und der Friedhelm Nüsken GmbH, Halver, zur Springtec-Group zusammengeschlossen. Seit 2010 gehört die Löw GmbH in Mauer bei Heidelberg als viertes Mitglied dazu. „In den Krisenjahren 2009 und 2010 haben wir auf Kurzarbeit gesetzt und niemanden entlassen“, berichtet Schuster. So konnte Springtec die Produktion schnell wieder hochfahren, als die Konjunktur anzog. Heute beschäftigt die Springtec Schrimpf & Schöneberg 100 Mitarbeiter und schreibt einen Umsatz von zehn Mio. Euro.

Knut Schuster (© Privat)„Wir produzieren technische Federn sowie Stanz- und Biegeteile in erster Linie für die Automobilindustrie“, sagt Schuster. Zudem ist Springtec darum bemüht, sich ständig weitere Branchen wie die Medizintechnik zu erschließen. Das gelingt so gut, dass das Unternehmen gerade erst erweitert hat. „Wir haben unsere Produktion um eine 2.500 Quadratmeter große Fertigungshalle in Iserlohn ergänzt“, sagt Schuster. Finanziert hat Springtec die Investition größtenteils aus dem Cashflow. „Für einen Teil haben wir einen klassischen Bankkredit aufgenommen“, sagt der Geschäftsführer. Das historisch niedrige Zinsniveau wertet er als echte Chance für Unternehmen, die über ein gutes Rating verfügen und wachsen möchten. „Man sollte das auf jeden Fall mitnehmen“, rät der Unternehmer. „Investieren muss man genau jetzt.“

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