Der Nachfolgekomplex

Immer wieder scheitern Übergaben von Familienunternehmen daran, dass Patriarchen der Generation 75 plus diese nicht oder viel zu spät vorbereiten. Wenn Unternehmer den Platz für die nächste Generation nicht räumen, steht die Existenz des Familienunternehmens auf dem Spiel. Warum der Generationenwechsel nicht zum Generationenproblem werden darf.

Nachfolgeplanung jenseits der eigenen Familie

Einer, der seine Nachfolge frühzeitig vorbereitet hat, ist Peter Arpogaus, bis Ende 2017 Inhaber der Arpogaus Stahlbau GmbH in Wiggensbach im Allgäu. Anfang 2018 übergab er durch einen Management Buy-in das Unternehmen an Tobias Grimmig, der seitdem an der Spitze des Mittelständlers steht. „Ich bin Maschinenbauingenieur und habe zuletzt bei einer großen deutschen Unternehmensberatung gearbeitet“, berichtet der heutige Firmenchef, der gerade einmal 30 Jahre alt ist.

Der neue Eigentümber von Arpogaus Stahlbau Tobias Grimmig: Der ehmalige Unternehmensberater trat vor einem jahr über einen Management Buy-in die Nachfolge an. © Tobias Burger
Der neue Eigentümber von Arpogaus Stahlbau Tobias Grimmig: Der ehmalige Unternehmensberater trat vor einem jahr über einen Management Buy-in die Nachfolge an. © Tobias Burger

Grimmig wollte irgendwann Unternehmer werden: „Ich dachte mir, den Wunsch nach Gestaltungsfreiheit kann ich mir am besten durch den Weg in die Selbstständigkeit verwirklichen“, berichtet er. Doch gerade im Anlagen- und damit kapitalintensiven Maschinenbau ist die Gründung eines eigenen Unternehmens schwierig. „So reifte der Wunsch, ein bereits bestehendes mittelständisches Unternehmen zu übernehmen. Ich habe über Netzwerke gesucht, mit Kollegen und Banken gesprochen, war auf Plattformen für Unternehmenskäufe und -verkäufe unterwegs.“ Schließlich stieß er auf Arpogaus Stahlbau. Nach neun Monaten intensiver Vorbereitung kam es zur Vertragsunterzeichnung.

„Die Übernahme war die beste Entscheidung meines Lebens“, findet Grimmig rückblickend. Er empfindet es als gut, dass Peter Arpogaus rechtzeitig über seine Nachfolge nachgedacht und auch den Übergang begleitet hat. So konnten Arbeitsplätze und Standort für die Zukunft bewahrt werden. „In meiner Generation besteht durchaus großes Interesse, sich selbstständig zu machen“, berichtet Grimmig. „Es ist viel zu wenig bekannt, dass es in vielerlei Hinsicht oft vorteilhafter ist, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen, statt ein eigenes Start-up zu gründen.“ Darüber muss viel mehr Wissen vermittelt werden und eine stärkere öffentliche Diskussion stattfinden.

Strategien für die Rente

Wissen vermitteln – genau das wäre eigentlich der perfekte Plan für die Patriarchen nach ihrer Karriere. „Sie könnten in die Lehre gehen, eine Stiftung gründen oder sich als Business Angels betätigen“, schlägt Wissenschaftler Rüsen vor. Die Hauptsache ist, dass Unternehmer klare Projekte und Ziele vor Augen haben, die ihnen die Angst vor dem schwarzen Loch nehmen (siehe auch Interview mit Hermut Kormann weiter unten).

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