Europa durchläuft einen tiefgreifenden Wandel. Es braucht sowohl seitens der Regierungen als auch seitens der Unternehmen enorme Anstrengungen, um sich in einer Welt von geopolitischen Spannungen, Außenhandelskonflikten und Lieferkettenproblemen wieder als unabhängige und starke Wirtschaftsmacht zu positionieren. Umfangreiche Investitionen in die Reindustrialisierung, Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit und die gezielte Kapitalallokation in Sicherheit, Dekarbonisierung, Energiewende, Verteidigung sowie die damit verbundenen Dienstleistungen sind dabei notwendig.
Allein die europäischen Verteidigungsbudgets sollen bis 2029 um über 80 % steigen. Daneben werden in den kommenden fünf Jahren erhebliche Investitionen in die europäische Energie-, Rechenzentrums- und Bahninfrastruktur erwartet. In Deutschland sehen wir Investitionen in die Verteidigung unmittelbar mit dem Thema Infrastruktur verknüpft, denn so manche Bahnstrecke oder Brücke dürfte nicht dafür geeignet sein, schweres Kriegsgerät im Ernstfall zu transportieren.
Deutschland setzt auf Investitionen
Die neue Bundesregierung hat umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft und zur Reform der Schuldenbremse angekündigt. Primäres Ziel ist es, Wachstum zu fördern und Investitionen zu ermöglichen. Privates Kapital wird hierbei eine große Rolle spielen.
Somit kommt Deutschland, einstige Wachstumslokomotive Europas und größter Investmentmarkt von Triton, eine noch bedeutendere Rolle in Europa zu − sowohl wirtschaftlich als auch politisch.
Anhaltende Unsicherheit bietet attraktive Investmentchancen
Viele Ankündigungen wie die Senkung der Energiekosten, steuerliche Entlastungen oder der lang erwartete Bürokratieabbau werden sich erst nach und nach auswirken. Die aktuelle Situation der deutschen Wirtschaft im angekündigten „Herbst der Reformen“ ist weitestgehend unverändert im Vergleich zum Vorjahr: Viele Unternehmen sehen sich mit hohen Finanzierungskosten bei steigendem Liquiditätsbedarf, Bewertungsanpassungen und dem Druck ihrer Anteilseigner konfrontiert. Zeitgleich ergeben sich in vielen Bereichen historisch einmalige Wachstumschancen.
Für Finanzinvestoren ist dieses Umfeld äußerst attraktiv. Konzerne, Familien, Gründer und Kreditgeber sind zunehmend motiviert, nicht zum Kerngeschäft gehörende Unternehmensteile auszugliedern und zu veräußern – insbesondere solche, die strategische, operative und finanzielle Unterstützung benötigen. Triton fokussiert sich in diesem Kontext darauf, ausgegliederte Einheiten weiterzuentwickeln und zu stärken. Jüngstes Beispiel ist die Akquisition des Produktgeschäfts für Sicherheits- und Kommunikationstechnik der Bosch-Gruppe, heute Keenfinity, die Triton im Sommer erfolgreich abgeschlossen hat.
Kleinere Mittelständler mit einmaligen Chancen
Ein starker Fokus liegt aktuell auf den großen Unternehmen und Mittelständlern. Doch auch die kleineren mittelständischen Unternehmen, oftmals marktführende Unternehmen in Nischen, stehen vor denselben Herausforderungen, insbesondere bei den Themen Energiekosten, Bürokratie, Fachkräftemangel – oftmals zusätzlich mit dem Problem der Unternehmensnachfolge. Sie bleiben in der aktuellen öffentlichen Diskussion oft unberücksichtigt. Ohne Investitionskapital fällt es vielen schwer, sich bei zunehmendem Konsolidierungsdruck zukunftssicher im Wettbewerb aufzustellen.
Insbesondere im Dienstleistungssektor besteht großes Potenzial zur Konsolidierung, um aus vielen kleineren, weitestgehend lokalen Anbietern überregionale Verbünde zu formen. Eine fokussierte M&A-Strategie zielt darauf ab, Leistungen, Innovationskraft und Kompetenzen einzelner Unternehmen zu bündeln, sodass ein skalierbares Angebot entsteht, das den Zukunftsthemen nachhaltig Rechnung tragen kann. Schlussendlich können nationale oder gar internationale Branchenführer entstehen – zum Beispiel bluu unit, Deutschlands führendes Kälte- und Klimaunternehmen –, die im Wettbewerb bestehen und weiteres Wachstumspotenzial bieten.
Schwacher Dealflow
Während sich im europäischen M&A-Markt vergangenes Jahr eine Erholung abzeichnete, hinkt Deutschland noch hinterher. Die Gründe dafür dürften auch das Vorjahr gekennzeichnet haben: Unsicherheit, vorsichtiges Investitionsverhalten. Umfragen zufolge erwarteten Unternehmen eine Belebung im zweiten Halbjahr – verbesserte Rahmenbedingungen allerdings vorausgesetzt. Für Investoren war daher ein kreatives Sourcing von entscheidender Bedeutung, was sich besonders im Small- und Mid-Cap-Segment zeigt. Triton hat hier nahezu alle neuen Transaktionen durch bilaterale Gespräche abgeschlossen. Ein zuverlässiger Partner auf der Käuferseite ist auch hier unerlässlich.
Kaum gestiegene Exitaktivität – IPO-Markt bleibt geschlossen
Der IPO-Markt blieb als Exitmöglichkeit weitestgehend außen vor mit nur sechs Börsengängen europaweit. Private-Equity-Investoren haben M&A-Transaktionen den Vorzug gegeben. In Deutschland war der Markt für Exits stabil, aber sehr selektiv; ein Trend, der sich bereits im Vorjahr abgezeichnet hat. Triton hat diesen Trend auch 2025 erfolgreich durchbrochen und zwei milliardenschwere Veräußerungen der deutschen Unternehmen FläktGroup und Kelvion angekündigt beziehungsweise abgeschlossen. In Dänemark hat Triton mit Dantaxi das größte Taxiunternehmen landesweit an Uber verkauft.
In den letzten zwölf Monaten, Stand September 2025, hat Triton gemeinsam mit den investierten Unternehmern und Managementteams sieben Veräußerungen zum Wert von 5 Mrd. EUR realisiert.
FAZIT
Während die geopolitischen Spannungen nicht beigelegt sind und neue Außenhandelskonflikte zunehmende Herausforderungen für die europäische Wirtschaft bedeuten, kommt Deutschland wieder eine größere Bedeutung in Europa zu, nicht zuletzt durch die Ankündigungen der neuen Bundesregierung zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Noch wirken sich die geplanten Maßnahmen nicht aus. Die Unsicherheit bei großen und kleinen Unternehmen besteht weiterhin.
Umfassende Investitionen sind nötig, privates Kapital und Finanzinvestoren werden gebraucht. Vor diesem Hintergrund eröffnen sich auch für Triton attraktive Möglichkeiten, die Zukunft des deutschen Mittelstands durch Kapital und Branchenexpertise aktiv mitzugestalten.
👉 Dieser Beitrag erscheint auch in der neuen Magazinausgabe der Unternehmeredition 04/2025 (Erscheinungsdatum: 13.12.2025).





