„Angestellte Manager fahren riskantere Strategien“

Unternehmeredition: Haben Sie auch ein Absicherungssystem?

Zinn: Ja. 20% des Portfolios können wir zur Begrenzung von Kursverlusten systematisch über unser GS&P Future Overlay absichern. Die Prüfung erfolgt regelmäßig auf täglicher Basis über ein Trendfolgesystem. Wir sichern über den EuroStoxx50 ab, weil er am längsten täglich handelbar und am liquidesten ist. In der Regel erhalten wir 15 bis 20 Signale im Jahr, bei denen wir dann absichern.

Unternehmeredition: Wie stehen denn die Signale momentan?

Zinn: Derzeit sind wir voll investiert, ohne Absicherung. Wir gehen von weiter steigenden Kursen aus. Allerdings kann das System auch schnell auf Veränderungen reagieren.

 

Wertentwicklung des GS&P Family Business Fonds vs Stoxx Europe 600 Return. Quelle: Tai-Pan

Unternehmeredition: Sie unterscheiden zwischen den Unternehmen. Haben Sie auch einen Branchen- oder Länderansatz?

Zinn: Wir schauen nur auf die Firmen. Branchen und Länder sind dann irrelevant. Die meisten Gesellschaften kommen allerdings aus „Kerneuropa“. Osteuropa etwa hat bislang fast keine Rolle gespielt. Zum einen war die Datenmenge zu den Unternehmen zu gering. Zum anderen gibt es dort wenige langjährige, börsennotierte Familienunternehmen. Wir haben momentan eine deutliche Übergewichtung an Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz. Alleine diese beiden Staaten machen im Portfolio derzeit etwa 45% aus, da die Firmen dort relativ günstig bewertet sind. Historisch geprägt gibt es in diesen beiden Ländern viele Unternehmen, die gut in unser Konzept passen.

Unternehmeredition: Dann können Sie ja froh sein, dass es etwa in Deutschland so wenige familiendominierte Versorger oder Banken gibt, die börsennotiert sind. Deren Performance war in den vergangenen Jahren alles andere als gut.

Zinn: In der Tat. Doch sollten diese Branchen wieder einen Aufschwung erfahren, wären wir auch nicht dabei. Dann haben wir tendenziell mit einer Underperformance gegenüber dem Gesamtmarkt zu rechnen.

Unternehmeredition: Schütten Sie die Dividende aus oder wird diese reinvestiert?

Zinn: In der Regel legen wir sie wieder an. Das legt der Verwaltungsrat fest.

Unternehmeredition: Bei Familienunternehmen ist die Dividende klassisch höher als bei anderen börsennotierten Gesellschaften. Das ist gut für die Familie, nicht immer gut für den Aktienkurs.

Zinn: Natürlich will die Familie Rückflüsse sehen. Allerdings liegt die Dividendenrendite der Unternehmen, die wir momentan im Portfolio haben, bei 2,7%. Im Vergleich zu den aktuellen, sehr mageren Renditen am Rentenmarkt kann sich das sehen lassen.

Unternehmeredition: Wie häufig tauschen Sie denn die Unternehmen aus?

Zinn: Wenn wir aus diesen 40 Aktien im Jahr vier bis sechs auswechseln, ist es viel. Wir haben Titel, die schon vier bis fünf Jahre im Portfolio sind.

Unternehmeredition: Dann hat Ihr Fondsmanager gar nicht so viel zu tun?

Zinn: Da muss ich widersprechen
, unser Fondsmanager Rainer Lemm muss sich permanent und auf monatlicher Basis anschauen, ob die Unternehmen die Kriterien für eine Aufnahme ins Fondsportfolio noch erfüllen. Neben dem klassischen quantitativen Ansatz verfolgt er auch noch einen qualitativen, in dem er Risiken herausfiltert. Etwa die Problematik einer geeigneten Nachfolgeregelung oder mögliche Streitigkeiten innerhalb einer Familie. Ein Teil seines Jobs ist es auch, die Unternehmen zu besuchen, um zwischen den Zeilen zu lesen. Erfährt er von Problemen, können die Bewertungs- und Bilanzkriterien noch so gut sein, dann werden wir nicht investieren.

Unternehmeredition: Müssen Sie komplett investiert sein?

Zinn: In der Regel ja. Sichern wir zu 20% ab, sind wir allerdings nur zu 80% investiert. Die Kassenquote liegt im Normalfall zwischen 3 und 4%.
Unternehmeredition: Herr Zinn, vielen Dank für das Gespräch.


Zur Person
Wolfgang Zinn ist Partner bei GS&P Grossbötzl, Schmitz & Partner und geschäftsführender Gesellschafter der GS&P Institutional Management GmbH, Düsseldorf. Im Jahr 2004 trat Wolfgang Zinn der GS&P-Gruppe bei, in der er zunächst als Vermögensverwalter arbeitete und seit 2006 für die Beratung und Betreuung institutioneller Kunden verantwortlich ist.

Zum Fonds
GS&P Family Business Fonds:
Anlage: börsennotierte Familienunternehmen, Europa
ISIN: LU179106983
Auflegung: 19.11.2003
Performance bislang: 150%
Performance 3 Jahre: 28,6%
Volumen: 190,2 Mio. Euro

www.gsp-d.com

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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