„Angestellte Manager fahren riskantere Strategien“

Bereits seit zehn Jahren gibt es den GS&P Familiy Business Fonds. Er investiert ausschließlich in europäische, börsennotierte Familienunternehmen. Und das mit beachtlichem Erfolg: Innerhalb dieser Dekade schlug er seinen Vergleichsindex um Längen. Im Gespräch erklärt der Geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Zinn die Anlagestrategie, die Vorteile familiengeführter Unternehmen und warum er froh ist, dass es momentan keine großen Banken und Energieversorger in Familienhand gibt, die börsennotiert sind.

Unternehmeredition: Herr Zinn, mit Ihrem 2003 aufgelegten Fonds GS&P Family Business setzen sie auf börsennotierte Familiengesellschaften aus Europa. Was machen diese besser als andere Unternehmen?

Zinn: Zunächst einmal haben Familienunternehmen einen viel weiteren Zeithorizont und verfolgen eine langfristige Geschäftsstrategie. Ein kurzfristiges Quartalsdenken, das es bei Konzernen häufig gibt, kennen Familienunternehmen nicht. Zudem fahren angestellte Manager häufig riskantere Strategien und wechseln nach kurzer Zeit das Unternehmen. Dazu kommt, dass Familienunternehmer das eigene Geld im Unternehmen investiert haben und deren Strategien schon aus ureigenem Interesse dadurch defensiver sind. Denn werden Managementfehler gemacht, geht es sofort an den eigenen Geldbeutel. Ein angestellter Manager haftet nicht mit seinem eigenen Geld, weil er im Normalfall nicht beteiligt ist. Das Schlimmste, was ihm passieren kann, ist, dass er rausfliegt und noch eine ansehnliche Abfindung erhält.

Unternehmeredition: Wie hoch muss der Anteil der Familie sein?

Zinn: Wir können ein Unternehmen dann in unseren Fonds aufnehmen, wenn eine Familie oder deren Stamm mindestens 30% am Grundkapital hält. Wichtig war für uns, dass die Familie über eine Sperrminorität von 25% plus einer Stimme verfügt. Damit hat sie maßgeblichen Einfluss auf die Geschäftsstrategie. De facto zeigt sich aber, dass die Familien häufig 40 oder 50% am Grundkapital halten.

Unternehmeredition: Die Pflicht dieses hohen Familienanteils schränkt Sie in Ihrer Auswahl allerdings kräftig ein.

Zinn: Wir können europaweit aus rund 450 Unternehmen auswählen. Das reicht uns vollkommen. Es gibt allerdings Konkurrenzfonds, deren Universum größer ist, da deren Anforderungen an den Familienanteil geringer sind.

Unternehmeredition: Sind Familienunternehmen in ihrer Entscheidungsfähigkeit und Innovationskraft nicht eingeschränkter, weil Prozesse viel länger dauern?

Zinn: Studien belegen genau das Gegenteil. Familienunternehmen, häufig mittelständisch geprägt, sind tendenziell aufgrund flacherer Hierarchien flexibler als Großkonzerne und damit schneller in ihrer Entscheidungsfähigkeit. Außerdem setzen sie typischerweise mehr Kapital, gemessen am Umsatz, für Forschung und Entwicklung ein als klassische Großkonzerne. Sie sind mindestens regionaler Marktführer oder in ihren Nischen sogar Weltmarktführer. Sie konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenz. Ihre Position ist häufig nahezu unangefochten.

Unternehmeredition: In welchen Börsenphasen laufen denn die Kurse der Familienunternehmen besser als andere?

Zinn: In Aufschwungphasen profitieren sie stärker. In schlechten Börsenphasen ist die Performance von Familienunternehmen in der Tendenz schlechter. Vor allem weil sie marktenger sind als Großkonzerne und die Nachrichtenlage etwas unübersichtlicher ist.

Unternehmeredition: Wie lief denn Ihr Fonds in den vergangenen zehn Jahren?

Zinn: Wir vergleichen uns mit dem Stoxx Europe 600 Net Return, in dem die 600 größten börsennotierten Unternehmen in Europa vertreten sind. In den vergangenen zehn Jahren lief unser Fonds deutlich besser. Er hatte eine Performance von 150%. Der Vergleichsindex kam nur auf 77% (Stand 30.04.2013). Viele Experten sprachen von einem verlorenen Aktienjahrzehnt. Davon haben wir nichts gespürt. Zudem unterlag der Fonds deutlich geringeren Kursschwankungen als der Gesamtmarkt.

Unternehmeredition: Wie wählen Sie die Unternehmen aus?

Zinn: Die Auswahl erfolgt auf monatlicher Basis. Wir bewerten den Ertrag, die Bilanz- und Bewertungskennziffern und das Sentiment nach 22 Kennzahlen. Die kommen in ein Ranking und werden alle vier Wochen untersucht. Grundsätzlich wählen wir aus den 450 zur Verfügung stehenden Unternehmen 40 Titel aus – also rund 9% des Anlageuniversums. Sie werden alle gleich mit 2,5% gewichtet. Zweimal im Jahr wird die Gewichtung angepasst. Unterjährig nutzen wir die fließenden Gelder, um Verschiebungen auszugleichen.

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