„Wir vereinbaren keine Zielrenditen“

Mit dem Geld aus dem Verkauf der Papierfabrik Haindl baute Philipp Haindl die Industrieholding Serafin auf. Warum er Investitionen in Unternehmen anderen Assetklassen vorzieht und wie er sein Vermögen allokiert, erzählt er im Gespräch mit der Unternehmeredition.

Wie sieht Ihr Wunschunternehmen aus?

Unser Lieblingsunternehmen macht einen Umsatz zwischen 50 und 100 Mio. Euro, erwirtschaftet eine niedrige einstellige EBITDA-Marge und ist beim bisherigen Eigentümer falsch aufgehängt. Diese Konstellation findet man häufig bei Konzernen, die Tochterunternehmen vernachlässigen und die woanders Luft nach oben hätten. Schafft man es, solche Unternehmen auf eine zweistellige Marge zu hieven, relativieren sich auch die Einstandspreise. Zweistellige Multiplikatoren werden wir auch künftig nicht bezahlen.

Treffen Sie sich mit vermögenden Familien?

Unser Family Office hat einen Round Table, bei dem man sich untereinander austauscht. Die Vermögensträger sind bei diesen Treffen nicht dabei. In meinem Bekannten- und Freundeskreis hat auch nicht unbedingt jeder ein Family Office. (lacht)

Haben Sie schon geregelt, wie Sie Ihr Vermögen übertragen?

In meinem Testament habe ich es bereits aufgeschrieben. Sollte ich ausfallen, ist auch in der Firma alles geregelt. Um über meine Nachfolge zu spekulieren, ist es noch zu früh. Meine Kinder würde ich allerdings nie dazu zwingen, hier einzusteigen. Sind die Lust und das Talent vorhanden, wäre es schön. Bislang will mein Sohn Meeresbiologe werden.

Investieren Sie privat in Sachwerte?

Nur in die Dinge, die mir gefallen. Zu Hause habe ich zum Beispiel zwei Samurai-Rüstungen und vier Schwerter, teilweise aus dem 13. Jahrhundert. Ich freue mich zwar, wenn der Wert steigt, deswegen habe ich sie aber nicht gekauft.


Zur Person:

Philipp Haindl ist Geschäftsführer der Serafin Unternehmensgruppe, die er mit zwei Partnern im Jahr 2010 gründete. Dort ist er für den Bereich Finanzen und die strategische Ausrichtung der Gruppe verantwortlich. Spezialisiert ist diese auf den Kauf und die Weiterentwicklung mittelständischer Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe. Haindl studierte an der London School of Economics und begann seine berufliche Laufbahn bei KPMG. Vor der Gründung von Serafin arbeitete er in der familieneigenen Vermögensverwaltung. Im Jahr 2001 verkaufte sein Vater die Papierfabrik Haindl für 3,6 Mrd. Euro an einen finnischen Wettbewerber. 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

1
2
3
4
Vorheriger ArtikelIn die Zukunft investieren
Nächster ArtikelKult ersetzt Zinsen