„Wir vereinbaren keine Zielrenditen“

Mit dem Geld aus dem Verkauf der Papierfabrik Haindl baute Philipp Haindl die Industrieholding Serafin auf. Warum er Investitionen in Unternehmen anderen Assetklassen vorzieht und wie er sein Vermögen allokiert, erzählt er im Gespräch mit der Unternehmeredition.

Ist der Exit überhaupt ein Ziel?

Wir schließen Verkäufe nicht dogmatisch aus. Aber sie sind nicht Teil unserer Strategie. Allerdings hätte sich wohl auch mein Vater lange nicht vorstellen können, das Familienunternehmen zu verkaufen. Unsere Projekte sind langfristig mit dem Ziel ausgelegt, den Ertrag und somit den Wert von Serafin zu heben. Entsprechend sollen dann Dividenden ausgeschüttet oder in weiteres Wachstum investiert werden.

Wie verwalten Sie Ihr Vermögen privat?

Neben dem Family Office vertraue ich auf einen Algorithmus von HNC Advisors, die mein Bruder vor ein paar Jahren gegründet hat. Das Fintech-Unternehmen hat sich auf die computergesteuerte Vermögensverwaltung spezialisiert. Es verwaltet Vermögen nach Länder- und Anlageklassen. Ziel sind auch hier keine zweistelligen Renditen, sondern mit einer relativ günstigen Managementgebühr und einem langfristigen Ansatz das Geld zu mehren.

Setzen Sie auch einen Algorithmus für die Auswahl Ihrer Unternehmen in der Holding ein?

Nein. (lacht) Angebote kommen vor allem von M&A-Beratern, Intermediären oder aus unserem Netzwerk. Pro Jahr bekommen wir 400 Angebote. Ein Großteil scheidet jedoch beim ersten Blick aus. Bäckereien aus Brasilien oder Start-ups passen nicht in unser Portfolio. Unterlagen fordern wir von 40 bis 50 Unternehmen an. Bei 30 geben wir ein indikatives Angebot ab und schauen uns die Firmen vor Ort an. Läuft es gut, kaufen wir zwei bis drei Unternehmen pro Jahr.

Gersthofer Backbetriebe: Auch sie gehören zum Serafin Portfolio.

Die Preise für Unternehmen laufen momentan aus dem Ruder. Verkäufer wissen, dass hinter Serafin die wohlhabende Familie Haindl steckt – nicht gerade die günstigste Ausgangsposition für eine Schnäppchenjagd.

Wir rechnen und kalkulieren ganz normal und machen sicherlich keine verrückten Sachen. Ist der Preis zu hoch, ziehen wir uns zurück. Im vergangenen Jahr hat uns ein strategischer Investor aus China um das Doppelte überboten.

In Ihrem Portfolio ist kein klarer Branchenfokus zu erkennen.

Das stimmt, wobei es durchaus Gemeinsamkeiten gibt. Viele Unternehmen haben zwar unterschiedliche Produkte. Dennoch sind es übergreifend solche, die auch künftig täglich gebraucht werden, wie etwa Porzellan, Backwaren oder Bohrer. Die Gefahr, dass bei uns ein Unternehmen aufgrund technologischer Veränderungen nahezu von der Bildfläche verschwindet, ist eher gering.

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