Die Stunde der Quereinsteiger

 

Winzerbetriebe waren bislang Musterbeispiele für generationenübergreifende Familienbetriebe. Doch wo bislang die Erbfolge galt, öffnet sich die Branche nun zwangsläufig für Externe und Laien. An der Mosel mit ihrer gewaltigen Weintradition zeigt sich dieser Kulturwandel exemplarisch.

Beide Generationen verbindet der klare, unverklärte Blick auf den Beruf des Winzers, der sich rasant verändert hat. Und der dennoch der Tradition verhaftet ist. „Meine Vorfahren haben hier gelebt“, sagt Daniel. Bald sollen die Bagger rollen und das angekaufte Nachbargrundstück abreißen, wo das Weingut expandieren wird. Daniel zeigt auf die Pläne des Architekten. Vor seinem geistigen Auge steht schon die einladende Vinothek mit Panoramablick auf das Moseltal. Nostalgisch sagt er zu seinem Vater: „Stell dir vor, der Opa würde das noch erleben.“


Das steilste Weinbaugebiet der Welt

Der Calmont in der Nähe von Cochem: Die Pflege der Reben ist bis heute nur per Hand möglich. © Michael Merten
Der Calmont in der Nähe von Cochem: Die Pflege der Reben ist bis heute nur per Hand möglich. © Michael Merten

Von der deutsch-französischen Grenze bei Perl im Saarland bis nach Koblenz erstreckt sich das Anbaugebiet der Moselregion. Der Anteil an der Weinproduktion in Deutschland beträgt sechs Prozent. Die Weinkultur ist geprägt von Riesling, fast zwei Drittel aller Moselweine sind Rieslingweine. 3.200 Winzerbetriebe sind dort derzeit aktiv. Allerdings befindet sich die Branche in einer Phase der Konsolidierung: Viele kleinere Winzerbetriebe mit Rebflächen unter fünf Hektar geben auf, gleichzeitig wächst der Anteil an größeren Betrieben. Die Moselregion ist mit 3.530 Hektar Weinbergen in Steillagen weltweit das größte Anbaugebiet dieser Art. Hier findet sich auch der steilste Weinberg der Welt, der Calmont zwischen Bremm und Ediger-Eller, mit bis zu 68 Grad Hangneigung.

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