Vier Schritte zum reibungslosen Chef-Wechsel

Es kommt zwangsläufig der Tag, an dem der Chef die Führung abgeben muss – eine Situation mit hohem Konfliktpotenzial. Deshalb braucht es für die erfolgreiche Führungsübergabe einen Fahrplan. 

Feiern ist wichtig

Der darauf folgende dritte Prozess wird oft unterschätzt – was fatal sein kann. Denn wenn die Führungsübergabe final beschlossen und geplant ist, muss sie prominent kommuniziert werden – über unterschiedlichste Kanäle. Zum einen ist die Einbeziehung der Mitarbeiter ein wesentlicher Schritt hin zur Akzeptanz des neuen Chefs. Vorab müssen allerdings alle Gremien und Beiräte sowie alle Familienmitglieder mit im Boot sein. Damit sich niemand übergangen fühlt.

Dann kann die Neuigkeit über interne und externe Kanäle, wie die Firmenzeitung oder auch eine Pressemitteilung publiziert werden. Manche wählen auch eine Feierlichkeit, um sich zu verabschieden bzw. den Nachfolger bekannt zu geben. Das betont den freudigen Charakter des Übergangs als Zeichen für Kontinuität. Diesem Zweck dienen ebenfalls Symbole der Inthronisierung, wie etwa der Parkplatz Nummer eins oder die Kopfposition am Besprechungstisch.

Erfolgreich loslassen

Der vierte und letzte Prozess ist vor allem dem Senior gewidmet, der sich von einem kurz getakteten Arbeitsleben mit viel Verantwortung, Macht und Geld zurückzieht. Dieser Schnitt bedeutet also eine große Veränderung, deren persönliche Implikationen durchaus beachtet werden müssen. Damit der Senior erfolgreich „loslassen“ kann, hilft es, vorab Pläne für das Leben „nach dem Familienunternehmen“ zu schmieden – und sich die Vorzüge klar zu machen. Dazu gehören vor allem mehr Ruhe, mehr Zeit für sich selbst und für die Familie außerhalb des Unternehmens. Aber auch neue Projekte wie die beratende und finanzielle Unterstützung von Studenten bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen oder aber einfach mehrere Monate Wandern in Nepal.

Natürlich geben diese vier Prozesse keine Garantie, dass es gut geht. Senior und Junior sind immer Menschen mit eigenen –vielleicht konkurrierenden – Persönlichkeiten. Umso wichtiger, dass alle sich an den Führungswechsel-Fahrplan halten und, um es mit einem Sprichwort zu sagen: Die Fische auf den Tisch legen, bevor sie anfangen, unterm Tisch zu stinken.


Zur Person

© PrivatDr. Alexander Koeberle-Schmid, Wirtschaftsmediator und Nachfolgecoach, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, berät seit mehreren Jahren Unternehmer und Gesellschafter zu Familienverfassungen, Nachfolgegestaltungen, Beiratskonzeptionen und Governancestrukturen. Er ist Mitherausgeber des Buchs „Führung von Familienunternehmen“. www.kpmg.com

Autorenprofil

Als Experte für Unternehmensnachfolge, Familienverfassung, Beirat und Governance berät Dr. Alexander Koeberle-Schmid seit vielen Jahren Unternehmerfamilien in Europa, Asien und dem mittleren Osten. Der Diplom-Kaufmann, lizensierte Mediator (BM®), zertifizierte Nachfolge und Executive Coach (ICF) studierte an der WHU – Otto Beisheim School of Management und wurde dort zum Thema „Family Business Governance“ promoviert.

Alexander Koeberle-Schmid ist Autor mehrerer Fach- und Sachbücher und Dozent für Strategie, Governance und mittelständische Unternehmen an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Auf wissenschaftlicher Ebene konzipierte und veröffentlichte er die KPMG Studienreihe „Firma, Familie, Führung – Leadership im Spannungsfeld von Gefühl und Geschäft“ zusammen mit dem Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen der Zeppelin Universität und wirkte bei der INTES-Studie „Familienverfassung“ mit. Seine Expertise stellt er neben der Unternehmeredition regelmäßig in verschiedenen Medien zur Verfügung wie z.B. Frankfurter Allgemeine Zeitung, N24, Handelsblatt, Wall Street Journal, Manager Magazin, wir Magazin, Süddeutsche Zeitung oder Wirtschafts Woche.

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