Pionier aus der Provinz

Wer nach Buchbach in Oberbayern will, hat einen steinigen Weg vor sich. Kaum zu glauben, dass hier ein Vorreiter der elektrischen Stromversorgung zuhause war. Heute gehört die Firma Bauer zu den zehn größten deutschen mittelständischen Unternehmen im Elektrobereich.

„Im Prinzip habt ihr den Unternehmergeist von Kaspar Graf weitergetragen“, sagt Alexandra Unterholzer zu ihren Eltern. Mit deren Übernahme wandelte sich der Stromversorger zum Installationsunternehmen. Im Ladengeschäft am Buchbacher Marktplatz gab es nun Waschmaschinen und Geschirrspüler, auch Einbauküchen wurden geplant. Doch auch der regionale

Lichttechnik von Bauer: Das Unternehmen hat sich zum Installationsspezialisten gewandelt. (© Bauer Elektrounternehmen GmbH & Co. KG)
Lichttechnik von Bauer: Das Unternehmen hat sich zum Installationsspezialisten gewandelt. (© Bauer Elektrounternehmen GmbH & Co. KG)

Elektrizitätsausbau schritt voran, die Aufträge wurden größer. Ein Autohaus, Turnhallen, Wohnungsbauten stattete die Firma Bauer mit elektrischen Leitungen aus. Die Mitarbeiterzahl vergrößerte sich ständig, 1982 waren es 35. Um alle unterzubringen, war zwei Mal ein Neubau notwendig. Seit 1984 ist der Stammsitz der Firma Bauer in der Kaspar-Graf-Straße 2.

Der Schritt in die große Welt

Heute zählt Bauer 820 Mitarbeiter und ist an neun Standorten vertreten. Zum Leistungsspektrum hinzugekommen sind Energietechnik, Sicherheitstechnik, auch für die Marine, Gebäudeautomation, Datentechnik und Photovoltaik. Bauer realisiert elektrotechnische Großaufträge in ganz Deutschland: Das städtische Krankenhaus in Kiel etwa wurde von Grund auf elektrisch ausgestattet, inklusive Starkstrom, IT-Netz und Telefonanlage. Der Umsatz des Unternehmens lag 2014 bei rund 130 Mio. Euro. Dass es so stark wachsen konnte, ist einer weiteren wichtigen Entscheidung von Franz und Franziska Bauer zu verdanken. „Beim Bau des Münchner Flughafens 1987 wurden auch ausdrücklich mittelständische Unternehmen ermutigt, an der Ausschreibung teilzunehmen“, erzählt Franz Bauer. Eine Empfehlung, die er sich nicht zweimal geben ließ. Um das Auftragsvolumen zu stemmen, suchte er Partnerunternehmen und bildete eine Arbeitsgemeinschaft. Unter seiner Federführung schafften sie es, Konzerne wie Siemens und Rheinelektra aus dem Rennen zu bugsieren und den Auftrag an Land zu ziehen. Für Bauer der erste Großauftrag. Die Flughafenleitung verlangte später zwar eine Einbeziehung der Konzerne in die Gemeinschaft – ein Schritt, der im Nachhinein aber nicht schlecht war. Mit den Konzernen im Rücken war es deutlich leichter, an öffentliche Gelder zu kommen – für den Mittelständler eine neue Erfahrung. Auch wenn der den Konzernen ein Dorn im Auge war und die Bauers eine 60-Stunden-Woche hatten – ihre Firma war nun im Gespräch.

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