„Partnerschaft bis zur Rente – nicht nur ein Deal“

Interview mit Johann Monteiro, Mitgründer und Geschäftsführer, Pixida

Starkes Team: Bei Pixida steht die Transformation von Produktportfolios mithilfe moderner Technologien, innovativer Geschäftsmodelle und effizienter Systemintegration im Fokus Foto: © Pixida GmbH

Pixida hat sich seit seiner Gründung 2008 von einem klassischen Entwicklungsdienstleister zu einem internationalen Digitalunternehmen entwickelt. Jüngst wurde das Unternehmen mit dem Bayerischen Mittelstandspreis „M&A mit Weitblick“ ausgezeichnet. Im Interview erklärt Johann Neubauer, Mitgründer und Geschäftsführer, wie der Mittelständler M&A-Transaktionen strategisch nutzt – ohne dabei seine Kultur zu verlieren. Ein Gespräch über Wachstum mit Augenmaß, Integrationsprinzipien und darüber, warum am Ende immer „die trockene Tinte“ zählt.

Unternehmeredition: Herr Monteiro, wie ist Pixida eigentlich entstanden?

Johann Monteiro: Wir haben Pixida 2008 gegründet – damals aus einer Situation heraus, in der wir bei unserem vorherigen Arbeitgeber über Jahre Wachstum generiert hatten, aber wegen interner Konflikte nicht mehr weitergekommen waren. Uns war klar: Wir wollten unsere Erfahrungen nutzen und es selbst besser machen. Der Fokus lag von Anfang an darauf, nicht allein von der Automobilindustrie abhängig zu sein. Das war rückblickend ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Heute ist Pixida in mehreren Ländern aktiv. Welche Rolle spielte M&A dabei?

Unsere Internationalisierung ist weitgehend organisch entstanden. Die Standorte in den USA, Brasilien, China oder auch Deutschland haben wir alle auf der „grünen Wiese“ gegründet. Erst 2024 kam es zu unserer ersten größeren Übernahme: Wir haben 51 % an der Kinematics GmbH erworben.

Das Besondere daran: Es ging uns nicht um reines Wachstum, sondern um eine echte Kompetenzerweiterung. Wir waren bislang stark in Elektronik und Software. Mit Kinematics kam die Mechanik hinzu – ein Baustein, der uns in der Produktentwicklung komplettiert.

Sie wurden für diese Transaktion mit dem „Bavarian Future Award“ ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung?

Verleihung des Bayerischen Mittelstandspreises 2025: Das Team von Pixida gewinnt den Sonderpreis – Bavarian Future Award 2025 für „M&A mit Weitblick“; von links nach rechts: Maximilian Karl, Johann Monteiro und Maria Fernanda Monteiro Foto: © GoingPublic Media AG

Sie bestätigt uns in unserem Ansatz: M&A nicht als Selbstzweck zu betreiben, sondern als strategisches Werkzeug. Der Preis trägt den Untertitel „M&A mit Weitblick“ – das passt perfekt, weil wir nur Übernahmen eingehen, die langfristig Sinn ergeben.

Wie läuft bei Ihnen eine Integration ab?

Wir verfolgen einen klaren Ansatz: Wir erwarten, dass sich das übernommene Unternehmen auf unsere Prozesse und Kultur einlässt. Wir sind kein Konzern, der eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme nebeneinander betreiben kann. Einheitliche Tools, gemeinsame HR- und IT-Prozesse – das ist die Grundlage für Effizienz.

Gleichzeitig lassen wir jedem Tochterunternehmen die notwendige Eigenständigkeit, insbesondere in Bezug auf lokale Märkte und kulturelle Gegebenheiten. Bei Kinematics hat das hervorragend funktioniert, weil wir auf Augenhöhe agieren.

Gab es auch Transaktionen, die gescheitert sind?

Ja, mehrere. Meistens aus kommerziellen Gründen: Mal wollte der Verkäufer am Ende doch nicht verkaufen, mal hat ein strategischer Investor einen absurd hohen Preis gezahlt. Da lernt man vor allem eines: Der Deal ist erst sicher, wenn die Tinte trocken ist.

Welche Chancen sehen Sie aktuell für M&A im Mittelstand?

Der Markt ist in Bewegung. Gerade im Automobilumfeld sehen wir viele Unternehmen, die unter Druck stehen. Da können Übernahmen oder Partnerschaften eine Win-win-Situation sein: Wir bringen Stabilität und Reichweite, die Partner ihre Spezialkompetenzen.

Und Ihre eigenen Pläne?

Wir werden weiter vor allem organisch wachsen – aber wenn sich Gelegenheiten ergeben, wie bei Kinematics, werden wir sie prüfen. Gerade dort, wo wir unsere Kompetenzen sinnvoll erweitern können: ob im IoT-Umfeld, in der Mobilität oder bei digitalen Produktlösungen.

Ihr wichtigstes Learning für andere Mittelständler?

Neben der „trockenen Tinte“ ist vor allem eines entscheidend: die weichen Faktoren. Zahlen und Daten sind wichtig, aber ohne eine gemeinsame Kultur und klare Erwartungshaltung wird eine Transaktion schnell zur Belastung. M&A muss immer der Beginn einer Partnerschaft sein – idealerweise „bis zur Rente“.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Monteiro!

Das Interview führte Eva Rathgeber.

👉 Dieses Interview ist auch in der Magazinausgabe der Unternehmeredition 3/2025 erschienen.


ZUM INTERVIEWPARTNER

Foto: © Pixida GmbH

Johann Monteiro ist Mitgründer und Geschäftsführer der Pixida GmbH. Seit der Gründung 2008 hat er das Unternehmen von einem Entwicklungsdienstleister zu einer international tätigen Unternehmensgruppe mit Fokus auf digitale Transformation, IoT und Produktentwicklung aufgebaut. 2024 erhielt Pixida den „Bavarian Future Award“ für M&A mit Weitblick.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen.

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