Nachfolge – eine gesellschaftliche Verpflichtung

Richtige Auswahl

Nun muss der Nachfolger ausgewählt werden. Der Auswahlprozess kann auf einer Vielzahl von Wegen erfolgen, wobei das Erstgeborenenrecht das eine und der systematischer Wettbewerb zwischen den Nachfolgekandidaten das andere Extrem ist. Beide Möglichkeiten weisen Vor- und Nachteile auf. Das Erstgeborenenrecht wird vor allem in unserem Kulturkreis als unfair betrachtet. Allerdings bietet es für alle Nachfahren die Möglichkeit, sich frühzeitig im Leben zu orientieren und speziell dem zukünftigen Unternehmer die seine ganze Energie in die Akkumulation von firmenspezifischem Wissen und Fähigkeiten zu stecken. Über Kulturgrenzen hinweg sind Integrität und das Bekenntnis zum  Unternehmen die wichtigsten Eigenschaften bei der Auswahl des Nachfolgers. Durch die immer geringere Zahl von Kindern, auch in Unternehmerfamilien, erwächst gerade in Familienunternehmen die Chance für die Töchter, in die Nachfolge einzutreten. Dies passiert ganz ohne Quote, einfach deshalb, weil häufig keine entsprechend qualifizierten und interessierten Brüder zur Verfügung stehen. Es ist ein Chance für diese jungen Frauen, so manches Vorurteil Lügen zu strafen.

Kommunikation und Rituale

In der Implementierungsphase  erfolgt anschließend die formale Unternehmensübergabe in Form der Anteilsübergabe sowie der Übertragung der unternehmerischen Führung.  Um Konflikte zwischen aktiven und passiven Eignern zu vermeiden, empfiehlt es sich, frühzeitig Lösungen für das Ausscheiden passiver Eigentümer zu finden.  Im Falle einer sehr fragmentierten Eignerstruktur gilt es sicherzustellen, die Anforderungen aller Beteiligten zu befriedigen. Eine kontinuierliche Kommunikation sowie Rituale sind hierfür förderlich. Im Gegensatz zur Anteilsübergabe, welche in einem formalen Akt erfolgen kann, ist die Übertragung der unternehmerischen Führung ein – mitunter – langwieriger Prozess. Ein Nachfolger muss sich Führungsfähigkeiten erst aneignen und die Legitimität aller Stakeholder-Gruppen erarbeiten. Je ähnlicher sich die Führungsstile des Vorgängers und Nachfolgers sind, desto unwahrscheinlicher ist eine herausragende  geschäftliche Entwicklung. Daher ist es wichtig, dass der Nachfolger einen eigenständigen, authentischen Führungsstil entwickelt. Dennoch deuten neueste wissenschaftliche Erkenntnisse darauf hin, dass eine längere Phase der Zusammenarbeit zwischen den Generationen den späteren unternehmerischen Erfolg fördert.

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