Mittelständisches Geschäftsklima sinkt zum vierten Mal

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Die bereits schlechte Stimmung unter den Mittelständlern verschlechtert sich nach einer aktuellen Analyse der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) weiter: Ihr Geschäftsklima sinkt laut dem neuen KfW-ifo-Mittelstandsbarometer im August auf -18,7 Saldenpunkte – bereits der vierte Rückgang in Folge. Wie schon im Vormonat geben die Geschäftslageurteile auch diesmal stärker nach als die Geschäftserwartungen. Alle Hauptwirtschaftsbereiche der mittelständischen Wirtschaft sind im August schlechter gestimmt als im Juli. Auf die geringste Eintrübung kommt dabei der Einzelhandel. Die nachgebende Inflationsrate und absehbare Reallohnsteigerungen lassen nach Einschätzung der KfW aber zumindest perspektivisch auf Besserung beim Konsum und damit auch für den Einzelhandel und die Dienstleistungen hoffen.

Katerstimmung bei Großunternehmen

Nachdem sich die Stimmung in den Großunternehmen im Juli nahezu stabil zeigte, kühlt sie nun nach den neuen Zahlen der KfW umso stärker ab. Das Geschäftsklima der großen Unternehmen verliert 3,5 Zähler und notiert deutlich niedriger als im Mittelstand. Noch eisiger sei die Stimmung dort nur zu Beginn der globalen Finanzkrise 2009 und der Coronakrise 2020 gewesen. Am ausgeprägtesten sei der Rückgang bei den großen Bauunternehmen, die ihren Schwerpunkt im Wirtschaftsbau und der öffentlichen Infrastruktur haben. Deutschland tritt laut KfW nun schon seit geraumer Zeit auf der Stelle. Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer für August zeige, dass die Stimmung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen und Unternehmensgrößenklassen mehr oder weniger deutlich nachgegeben habe.  Die Erwartungen der Unternehmen seien dabei von außergewöhnlich viel Skepsis geprägt. Alles in allem werde sich die Wirtschaft aber wohl lediglich in Trippelschritten aus dem breiten Konjunkturtal herausarbeiten können.

S&P Global sieht Wachstumsrückgang

Der hartnäckige Nachfragerückgang nach Industrieerzeugnissen und Dienstleistungen hat nach Aussage des Wirtschaftsinformationsdienstleisters S&P Global dafür gesorgt, dass die deutsche Wirtschaft im September den dritten Monat in Folge geschrumpft ist. Im Zuge abnehmender Auftragsbestände und pessimistischer Geschäftsaussichten sei zudem die Beschäftigung erstmals seit Dezember 2020 wieder leicht gesunken. Der fünfte Rückgang des Gesamt-Auftragseingangs in Folge sei so stark ausgefallen wie zuletzt während der ersten Welle der Corona-Pandemie Anfang 2020. Ausschlaggebend hierfür sei in erster Linie das höchste Auftragsminus im Servicesektor seit einem Jahr. In der Industrie fiel der Rückgang demnach abermals besonders kräftig aus. In beiden Sektoren hätten auch hohe Verluste beim Export-Neugeschäft zu Buche geschlagen. Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, kommentiert: „Der Indes für den Dienstleistungssektor in Deutschland hat im September seine Talfahrt gestoppt und nähert sich der 50-er Marke. Das ist grundsätzlich eine angenehme Überraschung. In Bezug auf das Wachstum bedeutet dies aber lediglich, dass die Aktivität nach dem Rückgang im August im Großen und Ganzen gleichgeblieben ist. Unser Nowcast für den Dienstleistungssektor, der die PMI-Daten berücksichtigt, deutet daher weiterhin auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal hin.“

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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