Großinsolvenzen nehmen zu

Unternehmensinsolvenzen
© h_lunke – stock.adobe.com

Die Unternehmensinsolvenzen haben im vierten Quartal 2022 zum zweiten Mal in Folge zugenommen. Mit 39 Großinsolvenzen zeichnet sich zudem eine Trendwende bei den Antragszahlen ab, so der Insolvenzreport der Unternehmensberatung Falkensteg. Gegenüber dem dritten Quartal erhöhten sich die Fallzahlen um gute 10%, nachdem sie bereits im dritten Quartal 2022 um fast 74% geklettert war. Als Großinsolvenzen zählt der Falkensteg-Insolvenzreport Verfahren von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Mio. EUR. „Nach der längeren Talfahrt ist zum Jahresende eine leichte Erhöhung zu sehen. Dennoch bewegen sich die Zahlen auf dem niedrigen Niveau von 2019. 2023 werden die Insolvenzen weiter ansteigen – auch geprägt von der Zinswende und den damit einhergehenden steigenden Finanzierungskosten“, erklärt Studienautor und Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt.

Deutliche Zunahme in der höchsten Umsatzklasse

Eine deutliche Zunahme habe es bei den Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Mio. EUR gegeben. Darunter hätten sich der Handelskonzern Galeria Kaufhof Karstadt und der Automobilzulieferer Borgers befunden, die auch die Jahresstatistik anführen. In der Branchenauswertung würden die Autozulieferer weiterhin an der Spitze bleiben vor Einzelhändlern, Elektrotechnikern sowie Herstellern von Maschinen. Mehr als die Hälfte dieser Unternehmen hätten dabei  die Eigenverwaltung als Sanierungsinstrument genutzt.

Zurückhaltung bei Investoren

Grafik: Falkensteg; zum Vergrößern bitte hier anklicken!

Die Zahl der Insolvenzen, die einer Lösung zugeführt werden konnten seien weiter rückläufig. „Der Zinsanstieg verteuert die Finanzierung von Unternehmenskäufen erheblich. Für Risikokapitalgeber oder strategische Investoren rechnet sich ein Distressed M&A-Deal deshalb kaum mehr. Wir beobachten zudem, dass viele Käufer sehr früh aus den Verhandlungen aussteigen, weil die Umsatzprognosen immer wieder nach unten korrigiert werden mussten“, erklärt Eckhardt. Die Widrigkeiten, denen die Unternehmen durch die Polykrisen ausgesetzt sind, würden die Akzeptanz der Gläubiger für einen Insolvenzplan immer mehr schwinden lassen. Seit März 2022 wurde keine Planinsolvenz mehr umgesetzt, die nicht gleichzeitig einen Verkauf vorsah. Bei der Finanzierung von Sanierungen oder Asset Deals müssten die Insolvenzverwalter künftig verstärkt kreative Lösungen finden und harte Sanierungseinschnitte proaktiv umsetzen, ansonsten würden die gescheiterten Insolvenzverfahren deutlich zunehmen, so der M&A-Experte.

Falkensteg berät Entscheider aus europäischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie internationalen Beteiligungsgesellschaften in den Bereichen Corporate Finance, Debt Advisory, Restrukturierung und Real Estate. Mit dem auf Sondersituationen ausgerichteten Beratungsansatz steht Falkensteg für anerkannte Umsetzungskompetenz, operative Exzellenz und enge partnerschaftliche Beziehungen auf Augenhöhe. Der Beratungsspezialist begleitet Kunden bei ihrem Turnaround beginnend von Finanzierungsprojekten, Immobilienmanagement über Unternehmenstransaktion bis hin zur außergerichtlichen Sanierung oder Restrukturierung im Rahmen von Insolvenzverfahren. Das Falkensteg-Team ist bundesweit aufgestellt und besteht aus 45 Experten. Falkensteg wurde drei Mal in Folge mit dem Top Consultant sowie als Bester Berater 2022 und 2021 ausgezeichnet. Der Bereich Corporate Finance steht immer wieder an der Tabellenspitze der Mergermarket Distressed M&A-Transaktionen in Deutschland.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelDual ist gerettet
Nächster ArtikelWeltbild übernimmt Online-Uhren- und Schmuckhändler Paul Valentine