Mit Industrie 4.0 in die Zukunft

Für Experten gleicht die Industrie 4.0 einer Revolution, die über das Wohl vieler Unternehmen entscheidet. Einige Gesellschaften haben den Trend erkannt. Viele Mittelständler hingegen hinken noch hinterher.

Die Wartung einer Maschine etwa lässt sich in Scharnhausen bequem per Tablet erledigen. Auch gibt es einen sogenannten kooperativen Roboter. Statt hinter einem Sicherheitszaun versteckt, arbeitet er direkt mit seinen menschlichen Kollegen zusammen. Neben einer Steigerung der Produktivität verspreche man sich so deutlich mehr Effizienz und eine höhere Qualität der Produkte, so Gomeringer.

Diese Einschätzung deckt sich mit den Ergebnissen der PwC-Studie: Allein eine Effizienzsteigerung von 18 Prozent sei für die Industrie in fünf Jahren möglich. Potenzial schlummert auch in einem weiteren Punkt: „Kundenspezifische Lösungen werden immer wichtiger“, sagt Reiner Anderl. „Mit vernetzter Produktion gehen diese deutlich besser von der Hand.“

Keine Gefahr für Arbeitsplätze

Mensch und Roboter: Industrie 4.0 schafft neue Jobprofile (© Festo AG & Co. KG)
Mensch und Roboter: Industrie 4.0 schafft neue Jobprofile. (© Festo AG & Co. KG)

Beim Weltmarktführer für Reinigungstechnik Kärcher macht man sich genau das seit Kurzem zu nutze. Bodenreiniger, wie sie etwa in Supermärkten täglich benutzt werden, sind Einzelstücke. „Wie beim Auto erhält jede Maschine genau jene Ausstattung, die der Kunde wünscht“, erklärt Wolfgang Thomar, Executive Vice President Production Engineering. Das ist enorm aufwendig in der Produktion. Seit Anfang des Jahres hat Kärcher eine erste Industrie-4.0-Montagelinie im Einsatz. An diesem Pilotprojekt wird der spezifische Auftrag eingescannt und ab dann gibt die Linie dem Arbeiter alle Schritte vor: Boxen mit Bauteilen leuchten auf, wenn die entsprechende Komponente gebraucht wird. Greift der Mitarbeiter einmal falsch zu, wird der Prozess gestoppt. „Der Auftrag wird ohne ein einziges Blatt Papier ausgeführt“, sagt Thomar. „Alles ist digitalisiert.“

In einer vernetzen Fabrik ergeben sich so auch völlig andere Jobprofile. „Bei Aus- und Weiterbildung muss jetzt der Fokus auf die neuen Arbeitsweisen gelegt werden“, sagt Stefan Schrauf, Partner bei PwC und mitverantwortlich für die Industrie-4.0-Studie. Eine Gefahr für Arbeitsplätze sieht er wie auch Anderl in der Digitalisierung aber nicht – im Gegenteil: „Industrie 4.0 bietet die Chance, auch weiterhin in Hochlohnländern wie Deutschland zu produzieren.“

Die Unternehmen sind sich der Herausforderung bewusst: Bei Festo hat man in Scharnhausen gleich eine Lernfabrik integriert. Hier wird die Belegschaft Stück für Stück in die neue Arbeitswelt eingeführt. Auch Kärcher plant die neuen Inhalte in der hauseigenen Akademie zu vermitteln, sobald das Pilot-Projekt ausgerollt wird. Gleichzeitig beschränkt sich Industrie 4.0 keinesfalls nur auf die Produktion: „Das Ziel muss sein, die gesamte Wertschöpfungskette zu digitalisieren“, sagt Festo-Mann Gomeringer.

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