Mehr als ein Messer

Das Schweizer Messer ist weltbekannt. Doch hat das Familienunternehmen Victorinox auch andere Produkte im Sortiment. Eine Smart-Watch soll künftig für weiteres Wachstum sorgen. Einzig der starke Franken bereitet CEO-Carl Elsener momentan Sorgen. 

Doch auch mit der Uhrenproduktion in der Schweiz hat das Familienunternehmen viel vor: Bis 2016 investiert es 32 Mio. CHF am Standort Délemont im Kanton Jura. Längerfristig sollen dort 150 neue Stellen geschaffen werden.

Harte Währung tut weh

Momentan kämpft der CEO aber eher darum, Arbeitsplätze zu erhalten. Schuld daran ist der starke Franken. Vor allem Schweizer Markenartikler mit einem großen Exportanteil leiden. Es ist noch gar nicht lange her, da lag der Euro bei 1,60 Schweizer Franken. Jetzt liegt er bei 1,04 Euro und verhagelt Victorinox die Bilanz. „Ende des Jahres wird uns ein zweistelliger Millionenbetrag fehlen“, sagt Elsener. Wie im vergangenen Jahr soll sich der Gruppenumsatz bei 500 Mio. CHF einpendeln. Doch wegen der harten Währung muss Elsener die Preise in verdaubaren Häppchen erhöhen. „Das kann man nur schaffen, wenn man Reserven hat.“ Um Jobs zu sichern, sind er und die Mitarbeiter bereit, den Gürtel enger zu schnallen. Krisenerfahren ist das Unternehmen: Praktisch über Nacht brach dem Markenartikler nach dem Terroranschlag 2001 auf die Türme in New York ein Drittel des Umsatzes weg. „Damals haben wir die Schichtarbeit reduziert, Ferien vorgezogen, Überstunden abgebaut und sogar Mitarbeiter an andere Unternehmen ausgeliehen“, sagt Elsener.

Die Mitarbeiter wissen, dass sie sich auf das Unternehmen verlassen können. Natürlich kann auch Victorinox keine Beschäftigungsgarantie geben. Aber: „Wir wollen mit unseren Mitarbeitern nicht nur gute, sondern auch härtere Zeiten gemeinsam meistern“, sagt Elsener. Und das sind dann eben auch wieder die Vorteile und Werte eines Familienunternehmens. Das größte Potenzial sieht er momentan bei den Haushaltsmessern und dem Reisegepäck. Und wer weiß: Vielleicht wird ja auch künftig die Smart-Watch aus dem Hause Victorinox ein Kassenschlager.


Zur Person

Carl Elsener (© Victorinox AG)
(© Victorinox AG)

Seit 1884 tüftelt Victorinox am perfekten Messer. 1978 stieg Carl Elsener ins Schweizer Familienunternehmen ein. Von der Pike auf lernte der 57-Jährige das Handwerk, arbeitete etwa bei einem Vertriebspartner in den USA und besuchte in Connecticut eine Management- und Markenschule. Seit 2007 führt er Victorinox in der vierten Generation. Am 3. September 2015 erhält er den Markenpreis des internationalen Markenkolloquiums. www.victorinox.com

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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