„Man muss sich erstmal aneinander gewöhnen“

Vor acht Jahren ging das Familienunternehmen Daldrup an die Börse. Vom klassischen Bohrunternehmen entwickelt es sich zum Stromanbieter. Das IPO spülte Geld in die Kasse und sorgte für mehr Bekanntheit. Es gibt jedoch auch negative Aspekte. Vorstandschef Josef Daldrup im Gespräch.

Was waren die Gründe für den Börsengang?

Wir wollten wachsen. Nach dem IPO hatten wir das Geld, um modernste Bohrgeräte zu kaufen. Unser großer Vorteil: Wir wussten, was Geothermie ist. Wir kommen aus dem Brunnenbau und haben Erfahrung mit der Gewinnung von heißem Wasser. Die Technik, die wir uns damals zulegten, hatten wir exakt auf Geothermie ausgerichtet. Auch durch den Börsengang haben wir Teile unseres Wettbewerbs verdrängt.

Bohrturm in Unterföhring: Aus der Tiefe holt Daldrup heißes Wasser. (© Daldrup & Söhne AG)
Bohrturm in Unterföhring: Aus der Tiefe holt Daldrup heißes Wasser. (© Daldrup & Söhne AG)

Würden Sie Unternehmen empfehlen, an die Börse zu gehen? Schließlich gibt man Anteile ab, muss Berichte erstellen und Aufsichtsräten Rechenschaft ablegen.

Für unsere Nische war der Börsengang absolut gerechtfertigt und der richtige Schritt. Natürlich muss man Aufsichtsräten berichten. Negativ ist, dass man an der einen oder anderen Stelle nicht mehr so intuitiv entscheiden kann. Zudem konnten wir das Unternehmen viel internationaler ausrichten. Bei den Banken haben wir Kredite bekommen, die es ohne ein IPO niemals gegeben hätte.

Passen Börsengang und Familienunternehmen überhaupt zusammen?

Es sind schon zwei Welten. Man muss sich erstmal aneinander gewöhnen. Ein Banker wollte mir damals erklären, wie ich mein Geschäft führen soll. Ich konnte ihn eines Besseren belehren. Zum Börsengang lief ich durch die Frankfurter Skyline und musste mich kneifen. Unser IPO kam drei Tage nach dem Lehman-Crash. Da können Sie sich vorstellen, was da damals los war.

Als Sie 2007 an die Börse gegangen sind, lag der Ausgabekurs bei 13,80 Euro. Zwischenzeitlich kletterte er auf knapp 40 Euro. Heute steht er unter dem Niveau von damals. Sind Sie dennoch zufrieden?

Nicht ganz. Doch hat die Familie hat während dieser Zeit keine Stücke aus der Hand gegeben. Und irgendwann wird der Kurs auch wieder ein neues Hoch erreichen. Vielleicht nicht in ein bis zwei Jahren, mittelfristig schon. Schaut man sich die Kurse anderer Unternehmen an, die sich mit regenerativer Energie beschäftigen, gibt es kaum welche, die nahezu das Niveau des Ausgabepreises haben. Viele Unternehmen haben mittlerweile sogar Insolvenz angemeldet.

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