„Man muss sich erstmal aneinander gewöhnen“

Vor acht Jahren ging das Familienunternehmen Daldrup an die Börse. Vom klassischen Bohrunternehmen entwickelt es sich zum Stromanbieter. Das IPO spülte Geld in die Kasse und sorgte für mehr Bekanntheit. Es gibt jedoch auch negative Aspekte. Vorstandschef Josef Daldrup im Gespräch.

Wie hoch ist der Druck von Banken und Analysten?

Im Zweifelsfall kenne ich das Geschäft besser als die Analysten. Und deswegen möchte ich auch keine Chance ungenutzt lassen, wenn ich eine sehe. Meistens setze ich mich dann auch durch (lacht).

Ist es durch den Börsengang und den dadurch gestiegenen Bekanntheitsgrad für Sie einfacher geworden, Personal zu rekrutieren?

Wir sind deutlich attraktiver geworden. In unserer Nische kennen sich die Leute teilweise persönlich. Für uns ist es jetzt einfacher geworden, Spitzenleute ins Unternehmen zu holen. Auch das Know-how ist deutlich gestiegen. Tiefe Bohrungen haben früher 130 Tage gedauert. Heute bohren wir 40 Tage. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt.

Haben Sie Tipps für Unternehmer, die an die Börse wollen?

Ein Börsengang ist teuer. Unternehmen sollten sich nicht von den Beratern verrückt machen lassen, sondern den gesunden Menschenverstand einschalten. Zudem sollte man auch die eigene Euphorie – die nach einem Börsengang sicherlich da ist – etwas bremsen. Diese gilt es zu kanalisieren. Man sollte immer daran denken, dass es auch den Tag danach gibt. Man unterschätzt die Arbeit und die Dinge, die sich verändern.

War Ihnen bewusst, wie aufwändig es ist, Vorstand eines börsennotierten Unternehmens zu sein?

Nein, ich hätte mir diese Aufgabe nicht so umfassend vorgestellt. Am Anfang machten wir auch große Fehler.

Welche denn?

Wir hatten etwa die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung. Zu einer Zeit, in der unsere Marktkapitalisierung 200 Mio. Euro betrug. Im Nachhinein denke ich, dass wir diese hätten durchführen sollen. Dann hätten wir schon drei bis vier Kraftwerke am Laufen. Stattdessen setzten wir auf organisches Wachstum. Wir wollten den Anteil der Familie am Unternehmen nicht verwässern, die Zwei-Drittel-Mehrheit behalten.

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