Krise ist vorerst abgesagt

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Es gibt einen ersten Silberstreif am Horizont für die deutsche Konjunktur. In der aktuellen Herbstprognose erwartet KfW Research, dass das BIP in diesem Jahr um 0,4% gegenüber dem Vorjahr schrumpft. Nach einer aktuellen Prognose der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) dürfte die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr zu einem moderaten Realwachstum zurückkehren, mit leicht anziehenden Quartalsraten ab dem Frühjahr. Vor allem eine Wiederbelebung der privaten Kaufkraft, die den Konsum im Jahresverlauf anschieben wird, stütze nach der Prognose von KfW-Research die Konjunktur. Die Konsumerholung werde allerdings etwas später einsetzen als noch im Sommer angenommen. Daher liege die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt des Jahres 2024 bei +0,6%. Grund für die steigende Kaufkraft seien anziehende Nominallöhne und eine deutlich rückläufige Teuerung: KfW Research erwartet, dass sich die deutsche Inflationsrate von 6,1% im Jahr 2023 auf 2,5% im Jahr 2024 verlangsamen wird.

„Steigende Reallöhne bei gut stabiler Beschäftigung lassen die Lohnsumme auch in realer Rechnung 2024 spürbar steigen und bescheren den Privathaushalten einen Zuwachs an Kaufkraft, den sie für den Konsum verwenden können. Die Rückkehr zu einem konsumgestützten, wenigstens moderaten Wachstum ist immerhin ein erster Silberstreif am Horizont angesichts der zahlreichen Krisen und großen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Es gibt allerdings auch Chancen auf eine besser als erwartete Konjunkturentwicklung. Wenn die Inflation weltweit schneller als erwartet zurückgeht, und damit auch die Zinsen früher sinken können, wird gerade die Konjunktur in Deutschland davon profitieren. Denn Deutschland ist im Handel auf die Produktion hochwertiger Investitionsgüter spezialisiert“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Ifo-Index steigt zum dritten Mal

Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich leicht verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im November leicht gestiegen und das ist der dritte Anstieg in Folge. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser. Auch der Pessimismus bei den Erwartungen für die kommenden Monate nahm ab. „Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich auf niedrigem Niveau“, erklärt dazu Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts. Im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel und sogar im Bauhauptgewerbe sind die Indikatoren gestiegen – nur im Dienstleistungssektor nahm die Stimmung ab.

Großinsolvenzen steigen an

Die Großinsolvenzen von Unternehmen mit mehr als 20 Mio. EUR Umsatz sind weiter im Aufwind – mit einem Plus von 15%. Damit steigen diese Zahlen zum dritten Mal in Folge. Das sind die aktuellen Zahlen des Falkensteg-Insolvenzreports. Spitzenreiter seien in diesem Quartal die Branchen Immobilienwirtschaft und Gesundheitswesen. „Noch ist keine Welle erkennbar. Dennoch sollte die Branchenverteilung eine Warnung sein, denn das Insolvenzgeschehen hat mittlerweile die gesamte Wirtschaft erreicht“, erklärt Studienautor und Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt. Betroffen seien vor allem Unternehmen, die schon vor Corona kein tragfähiges Geschäftsmodell hatten und nur durch staatliche Maßnahmen überleben konnten.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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