„Wir würden immer eine breite Diversifizierung empfehlen“

Interview mit Britta Weidenbach, Managing Partner, Auretas family trust GmbH

Britta Weidenbauch unterstreicht in diesem Interview die entscheidende Bedeutung der Diversifizierung für mittelständische Unternehmen.
Foto: FJM - AdobeStock

Auretas ist ein unabhängiger Vermögensmanager, der vermögende Privatpersonen und ausgewählte institutionelle Investoren berät. Wir sprachen mit der Leiterin des Bereichs Asset Management über die beste Anlagestrategie für mittelständische Unternehmen.

Unternehmeredition: Frau Weidenbach, welche Form der Geldanlage würden Sie mittelständischen Unternehmensinhabern empfehlen?

Britta Weidenbach: Wir würden immer eine breite Diversifizierung über verschiedene Assetklassen empfehlen. Das gilt auch für mittelständische Unternehmensinhaber, um Klumpenrisiken in der Kapitalanlage zu vermeiden. Gerade dann, wenn möglicherweise der eigene Firmenanteil bereits eine hohe Konzentration auf ein einzelnes Investment bedeutet.

Welche Assetklassen sollten Bestandteil einer breit diversifizierten Portfolioallokation für den Vermögenserhalt sein? Und Warum? Ist Dekorrelation zum Kapitalmarkt dabei ein wichtiger Aspekt oder zu vernachlässigen?

Wir setzen neben den klassischen Aktien- und Rentenmärkten auch auf Assetklassen wie zum Beispiel Private Equity oder Infrastrukturinvestments. Allerdings investieren wir diese Assetklassen nicht über illiquide Anlageformen sondern über liquidere Vehikel. Grundsätzlich sollte jede Portfolioallokation auf den Rendite- und Risikoschätzungen pro Assetklasse beruhen und darauf, wie die einzelnen Assetklassen miteinander korreliert sind.

Wie setzen Sie ihre Anlagestrategie um?

Wir nutzen unser Know-how und unsere langjährige Expertise einerseits dafür, die erfolgreichsten aktiven Manager für die verschiedenen Märkte global auszuwählen. Das gilt vor allem für Märkte, in denen sich aktives Portfoliomanagement lohnt, wie zum Beispiel Unternehmensanleihen oder Small-and Midcaps aber auch Private Equity oder Infrastrukturinvestments. Zum anderen liegt unser Fokus darauf, kostengünstige ETFs in Märkten auszuwählen, in denen sich aktives Management seltener auszahlt, wie zum Beispiel auf dem US-Aktienmarkt. In beiden Fällen kommen sowohl unsere fundamentalen als auch quantitativen Analysen zum Tragen. Auch unsere Assetalloaktion zwischen beispielsweise Aktien und Anleihen beruht auf einem Zusammenspiel aus quantitativen Daten, zusammengefasst in unserer Kapitalmarktmatrix, und einer tiefergehenden fundamentalen Analyse des wirtschaftlichen- und des Kapitalmarktumfeldes. Die Selektion über Einzeltitelauswahl überlassen wir deutlich größeren oder auf bestimmte Märkte spezialisierten Assetmanagern und Investmenthäusern, von denen diese Herangehensweise breiter abgedeckt werden kann. Unsere Expertise sehen wir hingegen darin, zu entscheiden und zu verstehen, wer die führenden aktiven Portfoliomanager sind, die zudem überdurchschnittliche Performance erzielt haben, und das global über alle Assetklassen hinweg.

Unternehmer sind gerade wegen ihrer langfristigen Denke aufgeschlossen gegenüber Anlagen wie Immobilien, Private Equity oder alternativen Sachwerten. Würden Sie das unterstreichen?

Ja, die Nachfrage nach diesen Anlagen hat über die letzten Jahre bereits deutlich angezogen. Ihre langfristigen Renditen, oft mit einem Inflationsschutz verbunden, bieten grundsätzlich attraktive Investmentmöglichkeiten. Dennoch haben auch sie über die letzten zwei Jahre unter den gestiegenen Zinsen gelitten. Bei liquideren Investments, wie zum Beispiel Listed Private Equity, die vom Markt gepreist werden und diese Korrektur schon anzeigen, können sich daraus aktuell interessante Einstiegsmöglichkeiten ergeben.

Was spricht aus Unternehmersicht für eine Investition in Private Equity? Worin sehen Sie die Attraktivität von Private Equity auch anderen Assetklassen gegenüber?

Private-Equity-Unternehmen verfügen über besondere Mechanismen zur eigenen Wertsteigerung. Sie können spezialisierte Teams einsetzen, die sowohl Best-Practice in ihren Portfoliounternehmen einführen als auch strategische Änderungen am Geschäftsmodell vornehmen und damit die operative Effizienz ihrer Investments steigern. So können sie Wertzuwächse erzielen, die unabhängig von der Marktentwicklung sind.

Welche Rolle spielen ESG-Kriterien im Investmentprozess?

Die Ermittlung des Nachhaltigkeitsscores ist bei uns ein fester Bestandteil des Investmentprozesses. Dabei betrachten wir für jedes unserer Investments sowohl, inwiefern es grundsätzlich zu den SDGs (Sustainable Development Goals) der United Nations beiträgt, wie beispielsweise zur Reduktion von CO2, als auch, ob der Investmentansatz der Fonds oder ETFs die Unternehmen, in die sie investieren, nach ESG-Kriterien filtert, das heißt besonderen Wert darauflegt, ob die Unternehmen zum Beispiel Umweltaspekte oder gute Unternehmensführung klar in ihren Geschäftszielen verankert haben.

Welche anderen Megatrends beeinflussen den Investmentmarkt?

Der Trend hin zu einem besseren und liquideren Zugang zu Anlageklassen wie Private Equity oder anderen alternativen Märkten. Wir bieten als Vorreiter in der DACH-Region unter den Vermögensmanagern seit einigen Jahren einen unterjährig liquiden Private-Equity-Ansatz an, den mittlerweile sogar große Family-Offices als Zugang zu der Assetklasse über uns nutzen.

Worin sehen sie die Vorteile eines solchen liquiden Private-Equity-Investmentansatzes gegenüber den traditionellen illiquiden Private-Equity-Fonds?

Durch den Kauf börsengelisteter und deutlich liquiderer Private-Equity-Investments, sind unsere Anleger nicht mit einer Laufzeit von acht bis zwölf Jahren, die klassischerweise mit geschlossenen Private-Equity-Fonds einhergeht, an ihr Investment gebunden. Sie genießen eine deutlich höhere Flexibilität in ihrer Kapitalallokation. Zudem erzielen wir durch die Investition in verschiedene Subsegmente des Private-Equity-Marktes, wie Beteiligungsgesellschaften und Private-Equity-Manager sowie gelistete Fonds, eine wesentlich höhere Diversifikation für unseren Anleger, als es ein einzelnes Investment in einen geschlossenen Fonds bieten würde. Auch ist unser PE-Vehikel jederzeit zu 100% investiert. Damit weiß unser Anleger zum Investitionszeitpunkt genau, worein er investiert und zahlt zudem nur Managementgebühren auf Kapital, das tatsächlich investiert ist und nicht erst nach Investments sucht.

Welche Anforderungen stellt das aktuelle Umfeld an die richtige Auswahl der einzelnen Private-Equity-Investments?

Viele Private-Equity-Manager haben in der Vergangenheit stark von den niedrigen Zinsen am Markt profitiert. Die Zielrendite ihrer Investments lag, meist ohne größere Risiken eingehen zu müssen, deutlich über den Finanzierungskosten. Sie konnten also durch Bilanzpolitik, die Entscheidung über den Einsatz von Fremdkapital, ihre Rendite deutlich steigern. In Zukunft muss wieder mehr zwischen den Private-Equity-Managern unterschieden werden, die hauptsächlich vom Niedrigzinsumfeld profitiert haben, und denen, die gezeigt haben, dass sie ihre Wertsteigerung überwiegend durch die richtigen operativen Maßnahmen bei ihren Investments erzielen konnten.

Vermeintlich ewige Korrelationen beispielsweise zwischen Aktien und Anleihen sind seit 2022 ausgehebelt. Erwarten Sie grundsätzlich Normalisierung, oder müssen bei der besonders auf Langfristigkeit angelegten Portfoliokonstruktion neue/andere Korrelationen bedacht werden?

Wir würden vorerst nicht erwarten, dass sich die positive Korrelation zwischen Aktien- und Anleihekursen auflöst. Das Ende der Zinserhöhungen der westlichen Zentralbanken dürfte der Bewertung beider Assetklassen wieder Rückenwind geben. Sollte aber die wirtschaftliche Entwicklung vor allem in den USA oder Europa enttäuschen, dann haben die Zentralbanken bei gefallener Inflation jetzt wieder einen PUT in der Hand, sprich die Möglichkeit, die Zinsen zu senken. Eine negative Entwicklung an den Aktienmärkten dürfte in diesem Fall von einer positiveren Entwicklung vor allem bei den Staatsanleihen aufgefangen werden. Eine diversifizierte Aufstellung eines Portfolios sollte also wieder mehr Sicherheit mit sich bringen. Das war vor allem in den letzten zwei Jahren nicht der Fall.

Frau Weidenbach, wir danken Ihnen für dieses Gespräch!


ZUR PERSON

Foto: © AURETAS

Britta Weidenbach ist seit Anfang 2023 Managing Partner bei Auretas und als CIO für das Asset Management der betreuten Vermögen verantwortlich. Zuvor war sie über 20 Jahre in führenden Rollen im Fondsmanagement der DWS tätig, zuletzt als Leiterin für Europäische Aktien und Co-Leiterin des Aktiengeschäfts in EMEA. Auretas verwaltet über 4 Mrd. EUR Vermögen. An den Standorten Hamburg und München arbeiten insgesamt 40 Mitarbeiter.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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