Im Leder liegt die Kraft

Tradition und Handwerk werden bei Meindl seit jeher groß geschrieben und Lederhosen liegen voll im Trend. Doch Wachstum um jeden Preis ist nicht die Sache von Geschäftsführer Markus Meindl. Er steht auf das Einkaufserlebnis und nicht auf Facebook.

Tracht liegt im Trend

Beim Kunden kommen seine Produkte an: Auf eine handgestickte Hirschlederne muss er schon mal acht Monate warten. „Bei jeder Hose erkennt man die Handschrift der Stickerin“, sagt Meindl. Bis zu 2.500 Euro legt der Kunde dann auf den Tisch. Das Material ist begrenzt und die Hose sämisch gegerbt. Nur noch wenige Gerbereien beherrschen dieses uralte Verfahren, in dem die Rohhaut zum Leder wird, ganz ohne den Einsatz von Chemikalien. „Die Nachfolge in unseren Partnerbetrieben ist allerdings schon geregelt.“ Seit Jahrzehnten arbeitet das Familienunternehmen mit ihnen zusammen. In guten wie in schlechten Zeiten.

Markus Meindl in seinem Lager: Auch der Firmenchef persönlich steht ab und zu Modell.
Markus Meindl in seinem Lager: Auch der Firmenchef persönlich steht ab und zu Modell.

Glaubt man Meindl, läuft das Geschäft gut. Und um die Zukunft ist ihm nicht bange. Tracht und Leder liegen voll im Trend. Wie so viele Familienunternehmen macht er jedoch keinerlei Angaben zum Umsatz, schon gar nicht über Gewinnmargen. Einzig der Kampf um den Rohstoff dürfte künftig noch härter werden. Der Markt hat sich verändert. Längst sind Länder wie Russland, China, Indien oder Brasilien dazugekommen, die viel Leder nachfragen, die derzeit für Meindl aber nicht im Fokus stehen. „Da sprechen wir nicht von ein paar Hosen. Die ganze Welt will Jacken, Taschen oder Gürtel aus dem Material.“ Selbst Sitze in Kleinwagen werden längst mit Lederpolster angeboten. Langfristige Verträge über Lederwaren gibt es in der Branche nicht. Meindl weiß: Die Preise steigen sukzessive. Umso wichtiger sind deswegen langjährige Partnerschaften zu den Lieferanten.

Wählerisch ist er auch beim Personal. Dieses rekrutiert er vor allem aus der näheren Umgebung. Doch ist es nicht immer ganz einfach, an die besten Leute zu kommen. Der Landkreis Traunstein hat mit zwei Prozent eine der

Hirschlederne: Sie kostet mindestens 1.000 Euro.
Hirschlederne: Sie kostet mindestens 1.000 Euro.

niedrigsten Arbeitslosenquoten in Deutschland. Punkten will er vor allem mit seinen internationalen Produkten und der Regionalität: „Wir haben immer gesagt: Wir produzieren in Deutschland, wir produzieren in Kirchanschöring – das ist und bleibt unser Zuhause.“ Produktionspartnerschaften hat er in Ungarn und in Kroatien. Von dort holt er sich auch Näherinnen nach Bayern. „In Deutschland ist es ganz schwierig, welche zu bekommen.“ Der Erfolg gibt ihm recht: Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit liegt bei 25 Jahren. Vier bis sechs Lehrlinge bildet er jährlich aus. Diesen räumt er gute Aufstiegschancen ein: „Auszubildende von damals sind heute Vertriebsleiter, Verkaufsleiter oder Personalleiter. Die kennen das Unternehmen auswendig.“

Kurze Produktionswege, lange Haltbarkeit der Ware, umweltfreundliche Produktion. Das sind die Werte, auf die Meindl setzt. Geheizt wird in Kirchanschöring mit Hackschnitzeln, Solaranlagen auf dem Dach produzieren Strom. 80 Prozent des Bedarfs erzeugt das Unternehmen selbst. Auch das unterstreicht die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens. Für den kurzfristigen Erfolg ist Meindl nicht zu haben. Leise und mit kleinen Umsatzsteigerungen will er das Unternehmen voranbringen. Er ist sich sicher, dass künftig noch mehr Menschen diese Attribute schätzen lernen. Weiteres Wachstum könnte künftig auch von einem weiteren Store kommen. „Wir führen derzeit Vorgespräche.“ Noch setzt das Unternehmen stark auf das Einkaufserlebnis und eine umfassende Beratung. „Ich schließe jedoch nicht aus, dass es irgendwann einen eigenen Online-Shop gibt.“ Was er allerdings ausschließt, ist eine Präsenz in Social-Media-Kanälen wie Facebook: „Weder privat noch mit der Firma werde ich dort vertreten sein. Für uns ist dies nicht notwendig, privat finde ich es sogar schädlich.“ Diese Entschleunigung passt zum Kern der Marke.


Zur Person

Markus Meindl, Chef der Meindl Bekleidung GmbH & Co. KGMarkus Meindl führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Bereits seit elf Generationen arbeitet die Familie im Lederhandwerk. Seine zwei Cousins leiten die bekannte Schuhfabrik am anderen Ortsende von Kirchanschöring. Sein Unternehmen spezialisiert sich vor allem auf Lederbekleidung. Bereits als Achtjähriger nähte Meindl sein erstes Schulmäppchen. Nach der Schneiderlehre zog es ihn wieder in das väterliche Unternehmen. Meindl beschäftigt 100 feste Mitarbeiter. Er ist passionierter Sportler und Jäger. Höchsten Wert legt er auf Qualität und Nachhaltigkeit, er glaubt an ein gesundes Wachstum und daran, dass immer mehr Konsumenten den Wert seiner Ware entdecken. www.meindl-fashions.de

Kurzprofil Meindl Bekleidung GmbH & Co.KG

Gründungsjahr 1934
Branche Lederbekleidung/Mode
Umsatz k.A.
Mitarbeiterzahl 100

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

1
2
3
Vorheriger ArtikelDiplomatie nicht vergessen
Nächster ArtikelInternationalisierung per Cross-Border