Goldene Regeln für die Nachfolge

Jedem Unternehmer ist zu empfehlen, seine Nachfolgeregelung aus den eigenen Ziel- und Wertvorstellungen heraus zu entwickeln und nicht zu versuchen, andere Konzepte zu kopieren. Ein Pauschalrezept gibt es nicht. 

  1. Steuer- und Gesellschaftsrecht haben lediglich Hilfsfunktion

Häufig wird steuerlichen Fragestellungen im Rahmen der Unternehmensübergabe eine zu hohe Priorität eingeräumt. Diskutiert werden steuerlich ausgeklügelte Anteilsübertragungen, ausgefeilte Stiftungskonzepte und sogar Wohnsitzwechsel zur Senkung der Erbschaftsteuerbelastung. Eine steuerliche Optimierung steht richtigerweise immer erst am Ende der Nachfolgeplanung, niemals darf sie der alleinige und bestimmende Grund der vorgesehenen Gestaltung sein.

  1. Rechtzeitige Lebensplanung für danach

Viele Familienunternehmer nehmen sich für die Planung der Zeit nach dem Ausscheiden aus der operativen Unternehmensführung zu wenig oder gar keine Zeit. Weil das Unternehmerdasein und das Familienunternehmen Mittelpunkt des Lebens waren, wurden private Interessen und Kontakte in aller Regel vernachlässigt. Plant der Familienunternehmer nicht „die Zeit danach“, so droht ein tiefes Loch, welches nicht selten durch eine Rückkehr des Seniors ins operative Geschäft kompensiert wird.

  1. Konflikte sind stets emotional und niemals ausschließlich rational

Familie und Unternehmen sind psychologisch zwei unterschiedliche Welten. Streit in der Familie ist im Kern etwas völlig anderes als rational bedingte Meinungsverschiedenheiten im Unternehmen. Nur wer die verschiedenen Wirkungsweisen und Ursachen von Konflikten im Grenzbereich zwischen Familie und Unternehmen versteht, kann konfliktreduzierend Hilfestellung leisten. Keine Unternehmerfamilie sollte sich daher davor scheuen, bei Streit im Rahmen der Unternehmensnachfolge rechtzeitig professionellen Rat von Fachleuten einzuholen.


Zur Person

Prof. Dr. Rainer Kirchdörfer (© Stiftung Familienunternehmen)
(© Stiftung Familienunternehmen)

Prof. Rainer Kirchdörfer ist Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Er ist Honorarprofessor an der privaten Universität Witten-Herdecke und Partner der Sozietät Hennerkes, Kirchdörfer & Lorz in Stuttgart. Gemeinsam mit Prof. Brun-Hagen Hennerkes hat er u.a. das Standardwerk „Die Familie und ihr Unternehmen“ geschrieben. www.familienunternehmen.de

Autorenprofil

Prof. Rainer Kirchdörfer ist Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Er ist Honorarprofessor an der privaten Universität Witten-Herdecke und Partner der Sozietät Hennerkes, Kirchdörfer & Lorz in Stuttgart.

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