Glücksfabrik im Odenwald

Das Familienunternehmen Koziol ist tief mit seiner Heimat, dem Odenwald, verwurzelt. Die Tradition der Elfenbeinschnitzerei und das künstlerische Handwerk prägen das innovative Unternehmen. Zum Ziel hat es sich gesetzt, mit seinen Alltagshelfern Design in die Haushalte zu bringen.

Wie etwa bei einer Porzellantasse, die Koziol zusammen mit dem Designer Matteo Thun entwickelt hatte, die statt einen Henkel zu tragen, von einem Silikonring umfasst wird. Erst Jahre nach der Einführung wurde sie zum Verkaufsschlager. Bald tummelte sie sich in ähnlicher Form in den Regalen der Konkurrenz. Wie auch bei der henkellosen Tasse, so müsse er von Zeit zu Zeit etwas Überzeugungsarbeit bei den Händlern, aber auch gegenüber dem hauseigenen Controller leisten, sagt Koziol lachend. „Doch wenn es dann funktioniert, dann haben es plötzlich alle im Sortiment.“

Silicon Valley für Gestaltung

Schon sein Großvater, der 1912 eine Keramikwerkstatt eröffnete und damit den Grundstein für das Unternehmen legte, hatte das Ziel, das Leben seiner Mitbürger mit kunstvollen Alltagsgegenständen aufzuwerten. Er gab die Leidenschaft weiter, über seinen Sohn, der Elfenbeinschnitzer war und die berühmte Traumkugel erfand, bis hin in die dritte Generation, wo sie beim jetzigen Geschäftsführer weiterflammt.

Accessoires von Koziol: Sie gibt es in allen erdenklichen Farben und Formen. (© Koziol)
Accessoires von Koziol: Sie gibt es in allen erdenklichen Farben und Formen. (© Koziol)

„Die Möglichkeit, Ideen zu verwirklichen, einen Apparat zu haben, der diese umsetzt, wer hat das schon?“Auch aus diesem Grund habe er nie darüber nachgedacht, das Unternehmen mit seinen heute über 170 Mitarbeitern nicht weiterzuführen. Der Betrieb sei fest mit der Familie und der Region verbunden. „Was das Silicon Valley für Technik ist, ist diese Gegend für Gestaltung“, sagt Koziol. „Wir sind hier verwurzelt, das hängt mit unserer Geschichte und der Handwerkstradition der Umgebung zusammen.“

Einen der berühmtesten Vertreter des Silicon Valleys hielt diese Parallele allerdings nicht davon ab, sich im Jahr 2010 gerichtlich gegen Koziol zu wenden. Ein Eierbecher namens „eiPott“, der Apples erstem Player von oben betrachtet erstaunlich ähnelt, rief die Namensanwälte des Tech-Giganten auf den Plan. Sie bewirkten, dass die Restbestände nur mehr als „Pott“ abgesetzt werden durften. Eine ungewohnte Position für den innovativen Mittelständler, der den Gerichtssaal ansonsten lediglich als Kläger betritt.

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