„Für jede Herausforderung ist der richtige Manager sofort zur Stelle“

Wo liegt denn der Unterschied zwischen einem Restrukturierungsberater und einem Interim-Manager?
Der Berater arbeitet eher auf der Konzeptebene. Er leitet die strategische Ausrichtung und die Rettungsmaßnahmen ein. Das operative  Managen liegt dann eher beim Interim-Manager, der häufig Teil der Organschaft ist. Das erhöht die Durchsetzung und Akzeptanz im Unternehmen. Ideal ist die Kombination des langfristig eingesetzten Interim-Managers mit einem kleinen Beratungsteam zu Beginn der Restrukturierung.

Für den kleinen Bäcker um die Ecke macht das jedoch wenig Sinn. Ab welcher Größenordnung lohnt es sich, so ein Team ins Haus zu holen?
Unsere typische Klientel liegt bei einem Jahresumsatz ab 20 Mio. EUR aufwärts. Wir arbeiten aber auch erfolgreich, meist vertrieblich, zusammen mit Venture-Capital-Firmen, deren Beteiligungen noch wenig Umsatz erwirtschaften. Nach oben gibt es keine Grenzen.

Wie lange ist ein Interim-Manager im Unternehmen?
Ein klassisches Mandat läuft zwischen sechs und zwölf Monaten, während eine Restrukturierung eher 18 bis 36 Monate dauert, bis die  Maßnahmen wirklich und mit Kontinuität verankert sind.

Wie häufi g kommt es vor, dass die Manager beim Unternehmen bleiben?
Rund ein Viertel der Mandate mündet in eine Festanstellung. Die Hälfte unserer Klienten fragt an, ob sie die Manager länger verpflichten  können. Typischerweise stimmen wir zum allseitigen Vorteil zu.

Welche Vorbehalte gegen Interim-Manager gibt es?
Meist ist die Befürchtung, gerade bei Familienunternehmern, groß, dass Know-how abgezogen und dem nächsten Klienten vermittelt werden könnte. Diese Bedenken können wir jedoch meist schnell ausräumen. Vor allem dann, wenn man erklärt, dass genau das Gegenteil der Fall ist.  Der erfahrene Interim-Manager trägt sein Markt- und Technologiewissen ins Unternehmen hinein. Vertraulichkeitserklärungen helfen dabei.

Umsonst bekommt Sie der Unternehmer nicht. Sicherlich spielt auch der Kostenfaktor eine große Rolle.
In der Tat. Doch erstens bringt unser Einsatz in der Regel im Vergleich zu unseren Kosten ein Vielfaches an Verbesserung, und zweitens sind wir deutlich günstiger als Top-Management-Beratungen.

Welche Voraussetzungen muss ein Interim-Manager mitbringen?
Er muss ein Machertyp, flexibel und ein Selbststarter sein. Nach 25 Jahren bei demselben Unternehmen ist das eher schwierig. Wichtig ist, dass ein Manager auf Zeit unterschiedliche Unternehmenskulturen und Situationen kennt. Idealerweise bringt er die Kombination aus Managementerfahrungen im Konzern als auch aus mittelständischen Unternehmen mit. Durch die gezielte Zusammenarbeit von Klient, Interim-Manager und dem EIM-Partner „im Dreieck“ führen wir den Einsatz sicher zum Erfolg.

Welche Rolle spielt die schnelle Festbesetzung?
Immer mehr Unternehmer fragen diese Leistung bei uns nach. Vor allem von Private-Equity-Gesellschaften wird diese Lösung favorisiert. Nach einer Interim-Phase zum gegenseitigen Kennenlernen bleibt der Manager bis nach dem Exit, häufig mit Beteiligung.

Vielen Dank für das Gespräch.


Zur Person

Dr. Stephan Offermanns/EIMDr. Stephan Offermanns ist Partner bei der Executive Interim Management GmbH (EIM). Davor war er Vorstand der Adva AG Optical  Networking, Manager bei Osram und der Unternehmensgruppe Tengelmann. Zudem war er Consultant bei McKinsey und Wissenschaftler bei Philips. Zu seinen fachlichen Schwerpunkten zählt auch Restrukturierung und Turnaround. Für EIM arbeiten weltweit 20.000 Interim-Manager und 100 Partner in 22 Büros weltweit.
www.eim.com

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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