Exporteure auf der Überholspur

Schnelle Autos, exzellente Technik, spektakuläre Überholmanöver, Adrenalin und hohes Risiko sowie unerwartete Rempler aus dem toten Winkel – die Formel 1 hat den Zuschauern viel zu bieten. Ähnlich wie in der Königsklasse des Motorsports liefern sich die deutschen Exporteure auch ein äußerst interessantes Rennen und drücken ordentlich aufs Gaspedal. Das Risiko ist jedoch hoch.

Die Ausfallstatistik hält 2016 Brasilien mit einem Negativrekord von 22 Prozent Zuwachs bei den Pleiten. Der Olympiagastgeber liegt damit noch vor China (+20 Prozent). Auf den Plätzen folgen die stark von China abhängigen asiatischen Zulieferländer Taiwan (+17 Prozent), Singapur und Hongkong (je +15 Prozent) sowie die ebenfalls von der „China-Grippe“ betroffenen lateinamerikanischen Staaten Kolumbien und Chile. Australien, Südafrika, die Türkei, Russland, Griechenland und die Schweiz verzeichnen ebenfalls einen Anstieg bei den Insolvenzen.

Durchhalten trotz Adrenalin

Zu Hause bleiben ist allerdings keine Option, denn sonst müssen sich die Exportunternehmen hinten anstellen, wenn es in den derzeit risikoreicheren Märkten wieder richtig losgeht. Die besten Startplätze haben sich bis dahin längst andere gesichert. Vor allem diejenigen, die den längeren Atem und die besseren Nerven hatten und trotz der Adrenalinschübe vor Ort geblieben sind. Schaut man sich die Potenziale näher an, zeigt sich, dass die Deutschen in den kommenden beiden Jahren insbesondere von einem starken Importwachstum bei ihren wichtigsten Handelspartnern USA, Frankreich, Niederlande, Großbritannien und China profitieren. Genau dort setzen sie zum Überholmanöver an.

Super statt Super Plus im Tank

Und das, obwohl sich die Rahmenbedingungen beim Währungsturbo sogar etwas verschlechtert haben. Die Abwertung des Euro hat im vergangenen Jahr deutsche Waren im Ausland billiger gemacht. Dieser Effekt schwächt sich nun ab. Deutsche Exporteure tanken also auch wieder Super statt Super Plus. Die Kehrseite der Medaille: Die potenziellen Exportzuwächse außerhalb der Eurozone fallen entsprechend weniger hoch aus als noch 2015. Insofern legen Ausfuhren nach Frankreich 2016 stärker zu als in die USA, die sich 2015 erstmals den Titel als wichtigster Handelspartner der Deutschen sichern konnten. Großbritannien bleibt in der Boxengasse stecken, und Exporte ins Königreich können nur noch minimal zulegen. Zu den Verlierern bei den deutschen Exportmärkten zählen auch Griechenland, Russland und Brasilien.

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