Der Optimismus im Mittelstand wird größer

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Der deutsche Mittelstand beginnt das neue Jahr in nochmals verbesserter Stimmung: Das KfW-ifo-Geschäftsklima steigt im Januar bereits das vierte Mal in Folge. Das zurückliegende Tief im September werde deutlich übertroffen. Eine wesentliche Ursache sehen die KfW-Experten in der kräftigen Aufhellung der Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate. Die Erwartungen seien damals durch die befürchtete Energiekrise auf ein  Rezessionsniveau gefallen. Die Angst vor einem Komplettabsturz der Wirtschaft sei zu diesem Zeitpunkt war riesig. Seither würden die Sorgen bei den Unternehmen Schritt für Schritt immer kleiner. Die Lagebeurteilung der befragten Unternehmen liege damit weiterhin nur knapp unter dem historischen Durchschnitt. In nahezu allen Hauptwirtschaftsbereichen zeige der mittelständische Stimmungstrend im Januar nach oben. Einzige Ausnahme ist laut KfW das Bauhauptgewerbe.

Auch bei den Großunternehmen verbessere sich das Geschäftsklima. Allerdings sei bei diesen Unternehmen die Beurteilung der aktuellen Lage etwas schlechter. Das „zarte Pflänzchen des Optimismus“ wächst nach Ansicht der KfW-Autoren auch zu Beginn des neuen Jahres weiter. Die Befürchtungen eines steilen Konjunkturabsturzes wie in der Finanzkrise 2009 oder bei Ausbruch der Coronapandemie 2020 würden sich mehr und mehr verflüchtigen. Dass sich die deutsche Wirtschaft trotz der zahlreichen Belastungen bislang resilient gezeigt habe, mache Mut. Auch sei die Gefahr einer Gasmangellage für diesen Winter inzwischen gebannt. Die KfW sieht in ihrer Mitteilung auch die Chance, dass die lange als praktisch sicher geltende Rezession im Gesamtjahr 2023 sogar ganz ausfallen könnte.

Situation am Kreditmarkt wird ungemütlicher

Die Unternehmen des Mittelstands in Deutschland haben zusehends größere Probleme, an Kredite zu kommen. Die sogenannte KfW-ifo-Kredithürde ist auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Auch Großunternehmen leiden demnach zunehmend unter strengeren Kreditkonditionen. Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, im Bau und bei Dienstleistungen würden die Banken nach der aktuellen Analyse deutlich genauer hinschauen. Der Anteil an Unternehmen in Kreditverhandlungen habe relativ zum Vorquartal erneut abgenommen. Weitere Zinsanstiege und die Konjunktur dürften nach Einschätzung der KfW-Experten dazu beitragen, dass die Situation angespannt bleibt.  Der rückläufige Anteil von Unternehmen in Verhandlungen kollidiert laut KfW mit der Tatsache, dass das Kreditneugeschäft der Banken seit Jahresbeginn 2022 einen erheblichen Aufwärtstrend zu verzeichnen hat. Eine mögliche Erklärung dieses Befunds dürfte sein, dass vor allem große Unternehmen aktuell außerplanmäßig hohe Finanzierungsbedarfe hätten. Zudem würden staatliche Stützungsmaßnahmen für besonders betroffene Unternehmen die Kreditvergabe zusätzlich antreiben.

24,3% der befragten Großunternehmen, die sich in Kreditverhandlungen befanden, stufen das Verhalten der Banken als restriktiv ein. Dies entspreche einer Verdopplung gegenüber dem Vorquartal. Auch bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erreichte die Kredithürde mit 31,3% im vierten Quartal 2022 ein neues Rekordhoch. Besonders der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor seien von den strafferen Kreditvergabekonditionen betroffen. Zu erwartende weitere Zinsanstiege und das schwierigere makroökonomische Umfeld dürften insgesamt aber dazu beitragen, dass die Situation ungemütlich bleibt und sich möglicherweise noch verschärft.

Mangel an Fachkräften entspannt sich

Der Mangel an Fachkräften geht leicht zurück. Das ergibt sich aus der jüngsten Umfrage des Münchener ifo-Instituts. Demnach gaben 43,6% der Unternehmen im Januar an, von Fachkräftemangel beeinträchtigt zu sein.  „Die Sorgen der Unternehmen, passende Fachkräfte zu finden, bleiben weiterhin groß“, sagt ifo-Experte Stefan Sauer. Im Juli 2022 war ein Allzeithoch von 49,7% bei den betroffenen Unternehmen erreicht worden. Am stärksten unter dem Fachkräftemangel leiden weiterhin viele Dienstleister, gefolgt von der Rechts- und Steuerberatung.  Im Verarbeitenden Gewerbe seien hingegen weniger Firmen von fehlenden Fachkräften beeinträchtigt.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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