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Der Mulitple Monitor

Anhand einiger Praxisbeispiele wurde der Multiple Monitor – ein neuentwickelter Ansatz zur Ableitung eines marktgerechten Unternehmenswerts – bereits vorgestellt (u.a. UE 04/2017). In diesem Artikel soll der Multiple Monitor mit einer öffentlich zugänglichen Bewertung eines Unternehmens verglichen werden.

Differenzierte Unternehmensbewertung in vier Schritten

Zwar wurde der Multiple Monitor in erster Linie für den Bewertungsansatz von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) entworfen, allerdings kann das Konzept für eine erste Grundbewertung auch auf Unternehmen im börsennotierten Segmenten angewandt werden. Darüber hinaus bietet dieses Segment eine gute Möglichkeit, das erzielte Resultat des Multiple Monitors gegen eine öffentlich verfügbare Bewertung zu überprüfen.

Im Folgenden soll die Bewertung eines im CDAX notierten Unternehmens anhand des Multiple Monitors nachvollzogen werden. In vier Schritten wird der Unternehmenswert für die Gigaset AG ermittelt. Die Methode lässt sich in kurzer Zeit anwenden, da alle benötigten Informationen mit geringem Aufwand öffentlich verfügbar sind und auch die zukünftig erwartete Umsatzentwicklung von Analysten- beziehungsweise Branchenberichten abgeleitet werden kann.

Schritt 1: Basis Multiple

Der Basismultiple baut auf der Erkenntnis auf, dass der Wert jedes Unternehmens maßgeblich von der allgemeinen Stimmung am Markt beeinflusst ist. Eine Messung dieser erfolgt anhand der unten dargestellten zehn Einflussfaktoren. Daneben kommen vor allem Kennzahlen aus dem M&A-Markt zum Einsatz. Das nachfolgende Schaubild gibt einen Überblick über die Faktoren, aus denen sich der Basismultiple zusammensetzt.

Gegenüber der letzten Ausgabe des Multiple Monitors haben sich keine nennenswerten Änderungen bei den Einflussfaktoren ergeben. Die wirtschaftlichen Indizes haben sich leicht positiv entwickelt, wohingegen sich die M&A-Aktivitäten Ende des Jahres konstant bis leicht negativ entwickelt haben.

Anhand einiger Praxisbeispiele wurde der Multiple Monitor – ein neuentwickelter Ansatz zur Ableitung eines marktgerechten Unternehmenswerts – bereits vorgestellt (u.a. UE 04/2017). In diesem Artikel soll der Multiple Monitor mit einer öffentlich zugänglichen Bewertung eines Unternehmens verglichen werden.

Schritt 2: Umsatzvolumen

Da der Umsatzindikator in erster Linie für KMU ausgelegt ist, liegen börsennotierte Unternehmen in der Regel bereits im Bereich >100 Mio. Euro Umsatz und erhalten hier den Aufschlag von +1,5x EBIT.

Da bereits eine weitere Managementebene unterhalb der Geschäftsführung aufgebaut und ausgeprägte Controlling-mechanismen im Unternehmen eingerichtet wurden, ist der hohe Bewertungsaufschlag gerechtfertigt. Zudem wird die Gigaset AG im Geschäftsjahr 2017 (basierend auf Quartalsberichten und der letzten Hochrechnung) einen Umsatz in Höhe von 296 Mio. Euro erzielen: Aufschlag: +1,5x EBIT

 

Schritt 3: Umsatzwachstum

Analysten und Branchenexperten sehen in den kommenden Jahren ein moderates Wachstum im Markt. Die gute Wirtschaftslage bedingt eine positive Grundstimmung. Der prognostizierte Umsatz liegt in den Folgejahren bei 306 Mio. Euro 2018 und 311 Mio. Euro 2019. Daraus ergibt sich eine mittlere Wachstumsrate von etwa drei Prozent: Aufschlag: +0,0x EBIT

Anhand einiger Praxisbeispiele wurde der Multiple Monitor – ein neuentwickelter Ansatz zur Ableitung eines marktgerechten Unternehmenswerts – bereits vorgestellt (u.a. UE 04/2017). In diesem Artikel soll der Multiple Monitor mit einer öffentlich zugänglichen Bewertung eines Unternehmens verglichen werden.

Schritt 4: Relative Stärke

Erheblichen Einfluss auf den Unternehmenswert hat die relative Position des Unternehmens gegenüber dem Wettbewerb beziehungsweise das spezifische Marktumfeld.

Gigaset agiert in einem Markt, der für eine deutsche Firma stark von Preisdruck getrieben ist. Darüber hinaus werden die angebotenen Produkte teilweise von neuen Technologien kannibalisiert. Das Wachstum des Marktes – vor allem im Festnetzbereich – ist deshalb auch nur sehr verhalten und verspricht für die Zukunft kaum Potenzial. Konkurrenz aus Asien ist in einer Vielzahl vorhanden, hier gibt es auch deutlich größere Unternehmen, die ein ähnliches Marktsegment bedienen. Marktstärke: —

Das Unternehmen besitzt jedoch im deutschen Konsumelektronikmarkt eine starke Marke. Durch die vielen technologischen Entwicklungen und Patente sind die Produkte geschützt und verschaffen der Gigaset AG somit einen messbaren Wettbewerbsvorteil. Unternehmensstärke: +

Abschlag: -0,5x EBIT

Bewertung der Gigaset AG

Die Börsenbewertung eines notierten Unternehmens stellt immer nur eine Momentaufnahme dar, die teilweise auch von kurzfristigen Ereignissen und Marktbewegungen beeinflusst sein kann. Zur Vergleichbarkeit der Bewertung des Multiple Monitors mit der Marktbewertung ziehen wir deshalb den durchschnittlichen Unternehmenswert des Geschäftsjahres 2017 heran.

Die so ermittelte Bewertung der Gigaset AG liegt auf Basis der öffentlich verfügbaren Zahlen bei einem EBIT Multiple von 7,1. Der durchschnittliche Unternehmenswert beläuft sich an der Börse damit auf 78,1 Mio. Euro.

Der Multiple-Monitor zeigt eine Bewertung von 6,9x EBIT und somit einen Unternehmenswert von 75,9 Mio. Euro an.

Eine erste grobe Werteinschätzung mithilfe des Multiple-Monitors kann auch außerhalb des Segments der KMU erreicht werden. Nichtdestotrotz gilt, dass das Multiplikatorverfahren nur eine Erstbewertung ist. Der fundamentale Wert muss auch immer durch genaue Methoden wie beispielsweise die Discountend Cash Flow Methode verifiziert werden.


Zur Person:

Thomas Grauvogl ist als Projektmanager bei der Aquin & Cie AG tätig, ein auf mittelständische, eigentümergeführte Unternehmen spezialisiertes M&A-Beratungshaus, welches für bankenunabhängige Corporate-Finance-Lösungen im Rahmen von Unternehmernachfolgen, wachstumsbezogenen Kapitalerhöhungen, Spin-offs, Akquisitionen und Unternehmenswertanalysen steht.

www.aquin-cie.com

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