Brexit – wie geht es weiter?

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die vollen Auswirkungen des Brexit zu spüren sind. Die KfW senkt schon mal ihre Wachstumsprognose.  

Das Münchner ifo Institut geht davon aus, dass die vollen Auswirkungen des Brexit ab 2030 zu spüren sein werden. Je nachdem, wie stark die handelspolitische Abschottung Großbritanniens ausfällt, dürfte das britische BIP je Einwohner zwischen 0,3 und 0,6 Prozent geringer ausfallen als heute. Drei mögliche Szenarien projiziert das ifo Institut für die Verhandlungen: Im besten Fall bleibt Großbritannien trotz Brexit in den europäischen Binnenmarkt integriert, ähnlich wie Norwegen. Dafür müsste das Inselvolk aber weiterhin in die Gemeinschaft einzahlen – einer der Kernkritikpunkte der Brexit-Befürworter. Mit fast zehn Mrd. Euro war Großbritannien 2014 der drittgrößte Bruttozahler der EU, nach Deutschland und Frankreich.

Im zweiten Fall wäre das Königreich zwar nicht mehr Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums, hätte durch Freihandelsabkommen aber weiterhin Zugang dazu – ähnlich wie die Schweiz. Unternehmen beklagen allerdings schon heute die hohe Bürokratiebelastung bei Exporten in die Schweiz. Die Wirtschaftsbeziehungen mit den Eidgenossen werden in 120 Einzelabkommen geregelt – ein Aufsetzen der Verträge mit Großbritannien nach diesem Schema dürfte Jahre dauern.

Im schlimmsten Fall könnten sich EU und Großbritannien auf gar kein Freihandelsabkommen einigen. Mit den regulären Zöllen dürfte der Handel dann richtig teuer werden – vor allem für Großbritannien, denn der Inselstaat ist mehr auf den Handel mit dem europäischen Festland angewiesen als andersherum. Doch auch hierzulande wären die Folgen schmerzhaft – allein für Unternehmen in Bayern ist Großbritannien der zweitwichtigste Exportmarkt. Laut Bayerischem Wirtschaftsministerium exportierten sie 2015 Waren im Wert von 15,5 Mrd. Euro auf die Insel – 8,7 Prozent aller Gesamtausfuhren. „Die bayerische Wirtschaft braucht Planungssicherheit. Es darf keine langwierigen Verhandlungen geben“, so Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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