Das soziale Erbe der Fugger

Die Fuggerschen Stiftungen gehen auf den legendären Reichtum von Jakob dem Reichen und seiner zwei Brüder zurück. Heute sind sie der Kitt, der die drei Linien der Familie zusammenhält. Um das Vermächtnis an die nächsten Generationen weiterzugeben, werden fleißig Bäume gepflanzt.

Neben der Wirtschaftlichkeit gilt es, den Wald als Naherholungsgebiet und Rückzugsort für seltene Tierarten zu bewahren. Forstdirektor Dauner spricht von einer „schöpfungsnahen Bewirtschaftung der Natur“. Freie Wiesenflächen sollen die Vielfalt der Flora erhöhen und damit Besucher zum Spazieren einladen. Um das Thema noch weiter zu fassen, haben die Stiftungen rund um das Revier insgesamt drei Windkrafträdern Platz geboten.

Bäume als Versicherung gegen Krisen

Hartmut Dauner hat die Pläne zur Inventur des Bestands und der weiteren Gestaltung der Liegenschaften zusammen mit dem Seniorat ausgearbeitet. Die Gräfin Thun-Fugger ist beim Thema Wald selbst Expertin, weil sie im Hauptberuf das Waldgebiet rund um ihren Wohnsitz in Schloss Oberkirchberg bei Ulm bewirtschaftet. Es ist das private Erbe, das ihr von ihren Ahnen hinterlassen wurde.

Für sie symbolisiert der Wald den generationenübergreifenden Auftrag der Stiftungen: „Neue Bäume brauchen 100 Jahre bis zum Einschlag, da muss man langfristig denken.“ Deswegen ist es oberstes Gebot bei der Bewirtschaftung, die Substanz nicht zu verkleinern, sondern mindestens gleich zu halten. In den vergangenen dreißig Jahren hat sich der Besitz durch sogenanntes Arrondieren, also den Anschluss benachbarter Waldparzellen, um 230 Hektar vergrößert. Das alles soll dafür sorgen, die Stiftungen krisenfest zu machen gegen Inflation, Kriege oder Staatsbankrotte. Für die Familie ist es eine Versicherung, das Erbe weitertragen zu können.

Bei den Fuggerschen Stiftungen sind 50 Jahre eine kurze Zeit

Für Gräfin Thun-Fugger ist ihr Ehrenamt, auch wenn sie seit fast fünfzig Jahren dem Seniorat angehört, eine kommissarische Verantwortung: „Wir fühlen uns nicht als Besitzer, sondern als Sachwalter der nachfolgenden Generationen.“ Damit meint sie mindestens die 19. und 20. Generation der Familie Fugger.


Kurzprofil Fürstlich und Gräflich Fuggersche Stiftungen

Gründungsjahr 1521
Branche Sozialer Wohnungsbau / Forstwirtschaft
Unternehmenssitz Augsburg
Umsatzanteile 2016
70 Prozent Forstwirtschaft, 20 Prozent Eintrittsgelder, 10 Prozent Immobilien
Mitarbeiterzahl 37

www.fugger.de

 

Autorenprofil

Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.

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