Das soziale Erbe der Fugger

Die Fuggerschen Stiftungen gehen auf den legendären Reichtum von Jakob dem Reichen und seiner zwei Brüder zurück. Heute sind sie der Kitt, der die drei Linien der Familie zusammenhält. Um das Vermächtnis an die nächsten Generationen weiterzugeben, werden fleißig Bäume gepflanzt.

Die Investition konnten über die Erträge der Stiftung finanziert werden. Die ehemalige Handelsdynastie der Fugger, die ab Mitte des 15. Jahrhunderts unter Jakob und später seinem Neffen Anton einen legendären Reichtum anhäufte und zu den einflussreichsten Familien Europas zählte, wurde bereits im Jahr 1657 aufgelöst. Das Familienunternehmen Fugger mit seinem paneuropäischen Bankensystem und den Silber- sowie Kupferminen war von da an Geschichte. Geblieben sind Schlösser und Waldflächen, die den drei Linien bis heute als Privatbesitz gehören.

Die Stiftungen konnten überleben, weil sie seit 1660 ihr Kapital nahezu vollständig in Grund und Boden investierten. Sie speisten sich damit ab nicht mehr aus dem Privatvermögen der Familie, sondern standen wirtschaftlich auf eigenen Beinen: „Die Umwandlung der Stiftungen von einer Kapital- in eine Liegenschaftsstiftung war wegweisend für den Fortbestand bis heute“, unterstreicht Gräfin Thun-Fugger.

Revier Blumenthal: Der Verkauf von Holz soll heute und in 100 Jahren die philanthropischen Projekte der Familie finanzieren.
Revier Blumenthal: Der Verkauf von Holz soll heute und in 100 Jahren die philanthropischen Projekte der Familie finanzieren.

Wirtschaftliche Quelle liegt im Wald

Diese Liegenschaften sind vor allem Forstbetriebe. Rund um Augsburg besitzen die Fuggerschen Stiftungen drei Reviere, zusammen ergeben sie eine Fläche von 3.200 Hektar. Eines der Reviere ist Blumenthal nordöstlich von Augsburg, das den Stiftungen seit 1871 gehört. Ein angrenzendes Schloss mit Hotel und einer 200-Seelen-Gemeinde haben die Stiftungen bereits vor zehn Jahren verkauft, das Waldgebiet dahinter ist weiter in Stiftungsbesitz. Hier bewirtschaftet Forstdirektor Hartmut Dauner seit nunmehr drei Jahrzehnten die Waldflächen der Fuggerschen Stiftungen.

Wenn die Fuggerei das Aushängeschild der Fuggerschen Stiftungen ist, dann sind die Wälder die wirtschaftliche Quelle. Durch den Verkauf von Fichten, Buchen, Lärchen und Douglasien – insgesamt über 31.000 Festmeter pro Jahr – kommt das Geld für die wohltätigen Zwecke zusammen. Auch wenn Wald immer mehr als sichere Vermögensanlage gilt, sind die Renditen selten höher als ein Prozent: „Wald ist nicht hochrentierlich, aber liefert dauerhaft und stetig Erträge ab“, analysiert Forstdirektor Dauner mit markig-bairischem Akzent.

Dies gelingt aber nur dann, wenn man auch im Wald diversifiziert. Aktuell wird in Blumenthal umgeforstet: Die bisher dominierende Baumart Fichte ist in Zeiten von Stürmen und tendenziell wärmeren Sommern zu anfällig, als dass sie stetige Erträge garantieren könnte. Deshalb werden stattdessen mehr Tannen und vor allem Douglasien gepflanzt. Die mächtigen Bäume, ursprünglich aus Nordamerika importiert, wachsen höher und sind tiefer im Boden verwurzelt. Außerdem sind sie mit ihrer dicken Rinde gegen den Borkenkäfer immun, der sich sonst schnell durchs Holz frisst und die Bäume wertlos macht.

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