
Das saarländische Familienunternehmen KTP Kunststoff Palettentechnik und die belgische conTeyor International sind seit einem Jahr ein Paar. „Trauzeuge“ bei dem Merger der beiden erfolgreichen Player der Verpackungsbranche war die Frankfurter Beteiligungsgesellschaft VR Equitypartner. Die Hintergründe, das Verfahren und die Zielsetzung dieser Transaktion sind ein Paradebeispiel für einen gelungenen „Merger of Equals“ zweier Private-Equity-Portfoliounternehmen.
Mit ihnen klappt beinahe alles: Faltboxen aus Kunststoff sind wahre Alleskönner in der Logistikkette. Ob Autoteile, Elektronik oder Pharmaprodukte – die flexiblen Behälter eignen sich ideal für Transport und Lagerung. Auseinandergeklappt besitzt so ein praktischer Kleincontainer eine Nutzlast von bis zu 500 Kilogramm, zusammengeklappt schrumpft sein Volumen um rund 80 %. Als Pionier der Entwicklung und Herstellung faltbarer Mehrwegtransportbehälter gilt die 1988 gegründete KTP Kunststoff Palettentechnik aus Bous, nordwestlich von Saarbrücken. „KTP ist europäischer Marktführer von faltbaren Behältern, zum Beispiel für die Automobilindustrie, die Elektronikbranche und weitere Endmärkte. Die Behälter bestehen zu 80 % aus Recyclingmaterial“, nennt Orm Verberne, CEO von KTP conTeyor, einen Grund des Zusammenschlusses der beiden Unternehmen.
„KTP passt perfekt zu conTeyor.“ Denn auch der 1995 gegründete belgische Anbieter von maßgeschneiderten Lösungen für Innenverpackungen aus Textil vor allem für Teile, die kratz- und beschädigungsempfindlich sind, ist in diesem Bereich führend. Die Produkte made by conTeyor gehen in den Automotive-Bereich sowie an Haushaltsgeräte- und Elektronikhersteller. Produziert wird in Europa und Nordamerika. KTP wiederum fertigt im Saarland, in Slowenien und unterhält eine Niederlassung in China. Verberne: „Die Geschäftsmodelle, die Marktabdeckung und die Lösungen der beiden Unternehmen sind stark komplementär. Zusammen stiften sie unseren Kunden noch größeren Nutzen.“
Ähnliche DNA hilft
Die „Heirat“ von KTP und conTeyor kam nicht spontan. Verberne: „Wir kennen uns seit vielen Jahren und standen schon länger im Austausch. Doch damals war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt.“ Dann kamen die Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine. Die Auswirkungen: steigende Energie- und Rohstoffpreise, gestörte Lieferketten, Unsicherheit. Sarah Ostermann, Investmentdirektorin bei VR Equitypartner: „KTP hat sich über Jahrzehnte als ausgesprochen stabil und krisenfest erwiesen. Daher konnten wir uns auch in diesen dynamischen und unsicheren Zeiten mit der langfristigen Ausrichtung des Unternehmens beschäftigen und haben den Merger vorangetrieben.“ 2024 war es dann so weit – der ideale Zeitpunkt für die Fusion zweier starker Unternehmen.
Seit 2011 hält VR Equitypartner eine Minderheitsbeteiligung an KTP und hat den Betrieb auf seinem Expansionskurs unterstützt, etwa bei Internationalisierung, Produktinnovationen, Erweiterung der Wertschöpfungskette sowie einer Branchendiversifizierung der Kundenstruktur. Damit hat VR Equitypartner geholfen, Mehrwert zu schaffen.
Nicht selten scheitern Fusionen an der unterschiedlichen DNA der beteiligten Firmen. In diesem Fall nicht, „weil die Unternehmenskulturen von KTP und conTeyor sehr ähnlich sind“, ist Verberne überzeugt. So spiele Nachhaltigkeit im Wertekanon beider Betriebe eine gewichtige Rolle. KTP etwa gehört zu dem obersten Prozent aller Unternehmen, die von der Nachhaltigkeitsplattform EcoVadis mit Platin ausgezeichnet sind. Der CEO: „Wir streben nicht nur neue Märkte, neue Produkte und neues Know-how an. Wir wollen durch innovative Verpackungen den CO2-Ausstoß verringern, ESG-Vorreiter sein und unseren Kunden helfen, die EU-Vorlage zu erfüllen, dass bis 2030 40 % aller Transportverpackungen wiederverwendbar sein müssen.”
Vertrauen und klare Kommunikation
Bei länderübergreifenden Unternehmenszusammenschlüssen gestaltet sich das Zusammenwachsen nicht selten als problematisch. Deshalb wurden nach Umsetzung des Mergers zwischen KTP und conTeyor für je 25 Führungskräfte beider Firmen mehrere Workshops veranstaltet und Projektteams zusammengestellt, um den neuen gemeinsamen Weg in Bereichen wie Vertrieb, Produktion oder IT festzulegen. „Wir haben in den ersten sechs Monaten viel miteinander geredet“, berichtet Verberne. „Denn neben Vertrauen ist eine offene und klare Kommunikation bei einem Zusammenschluss das A und O.“
Verberne fungiert im neuen Management als CEO, Tim van Londersele als CFO und der ehemalige KTP-Geschäftsführer Martin Hentschel als COO. Ein zentraler Punkt für VR Equitypartner war der Erhalt des KTP-Standorts im Saarland. „Uns ging es nicht nur um wirtschaftliche Faktoren, sondern auch um Kontinuität und Verantwortung gegenüber den langjährigen Mitarbeitern“, so Ostermann. „Dass wir das Headquarter der fusionierten Gruppe im Saarland erhalten konnten, war für uns ein essenzielles Anliegen“, erläutert die Investmentdirektorin. Die belgischen Partner stimmten dem Wunsch zu. So fungiert die KTP Holding in Bous als Holding der KTP conTeyor Gruppe.
One voice to the customer
Für Ostermann ist die Transaktion der beiden Verpackungsspezialisten ein „Merger of Equals“, auch weil beide Unternehmen eine starke Marktposition haben. Durch den Zusammenschluss werde die Wertschöpfungskette signifikant erweitert. Die Kunden könnten nun „aus einer Hand das Beste aus zwei Welten“ bekommen. Stichwort: One voice to the customer. Für KTP sei die Fusion auch angesichts des Rückzugs der Gründerfamilie Wintrich im Zuge des Mergers „das ideale neue Zuhause“. Nach der Integrationsphase – einige Schritte stehen noch aus, wie etwa die Harmonisierung der ERP-Systeme – will die neue Gruppe mit zusammen rund 1.000 Mitarbeitern und 200 Mio. EUR Umsatz nun durchstarten. Das Ziel für Verberne: „Wir wollen global präsent sein und weltweit führender Anbieter nachhaltiger Lösungen im Verpackungsbereich werden.“ Das Unternehmensmotto: „Wir sparen Platz!“
„Wir sind auch in der Post-Merger-Phase aktiver Sparringspartner“
Interview mit Christian Futterlieb, Geschäftsführer, VR Equitypartner GmbH
Unternehmeredition: Was waren Ihre Beweggründe für den Merger und die ersten Umsetzungsmaßnahmen?
Christian Futterlieb: Die hohe strategische Komplementarität beider Unternehmen war der Hauptgrund. KTP und conTeyor ergänzen sich perfekt, etwa in ihrem Produktportfolio und der geografischen Aufstellung. Durch den Zusammenschluss entstehen ein deutlich größerer adressierbarer Markt und ein klarer Mehrwert für die Kunden. Erste Schritte waren die Prüfung des potenziellen Fits und der strategischen Relevanz im Gesellschafterkreis mit der Gründerfamilie Wintrich. Parallel haben wir den Dialog mit dem Mehrheitseigentümer von conTeyor, Gilde Equity Management, aufgenommen und gemeinsam einen M&A-Berater mandatiert.
Was lässt sich für Mittelständler aus diesem Merger lernen?
Dieser Zusammenschluss zeigt, dass im Mittelstand große Transformationsschritte möglich sind, wenn sie strategisch durchdacht, kulturell passend und partnerschaftlich umgesetzt werden. Beispielhaft ist, wie zwei etablierte Unternehmen mit ähnlicher DNA, aber komplementären Stärken sich ohne Dominanzdenken zusammentun und so die Marktposition stärken. Und: Eine erfolgreiche Fusion hängt nicht nur von wirtschaftlichen Kennzahlen ab – auch Vertrauen, gute Kommunikation und frühzeitige Integration sind entscheidend.
Wie kann VR Equitypartner in der sensiblen Post-Merger-Phase helfen?
Auch in dieser Phase sind wir aktiver Sparringspartner für strategische Fragestellungen. Wir begleiten mit unserem Operating-Partner-Team gezielt die Integration, etwa beim Projektmanagement oder im Aufbau gemeinsamer Strukturen und Prozesse. Und wir unterstützen bei Recruiting, Branchenexpertise oder dem Zugang zu unserem genossenschaftlichen Partnernetzwerk. Unsere Begleitung ist stets eng mit dem Management verbunden.
Wir danken Ihnen für das Gespräch!
👉 Dieses Interview ist auch in der Magazinausgabe der Unternehmeredition 3/2025 erschienen.
Kurzprofil
KTP conTeyor Gruppe (KTP Holding GmbH)
Gründungsjahr: 1988
Unternehmenssitz: Bous, Saarland
Branche: Paletten und Intralogistik
Mitarbeiter: rund 1.000
Umsatz: rund 200 Mio. EUR