Zahl der Firmenpleiten stagniert

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Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ist nach einer aktuellen Auswertung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im April nicht weiter gestiegen. Allerdings seien erneut überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze betroffen. Gegenüber dem Vormonat März blieb die Zahl der Unternehmensinsolvenzen annähernd unverändert, im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Zahlen allerdings um 22%. Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im April gemeldet wurde, knapp 14 000 Arbeitsplätze betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten liege damit um 170% über dem Vorjahreswert und sogar fast 50% über dem Wert eines durchschnittlichen Aprils der Jahre vor der Corona-Pandemie. Besonders viele Arbeitsplätze seien in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen, Dienstleistungen und Industrie betroffen.

Keine Verschärfung der Lage erwartet

Für die volkswirtschaftliche Bewertung des Insolvenzgeschehens sei nicht in erster Linie die Anzahl der Insolvenzen, sondern vielmehr die Größe der betroffenen Unternehmen relevant, sagt Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung. „Das Insolvenzgeschehen liegt bereits seit einem halben Jahr auf erhöhtem Niveau“, stellt Müller vor diesem Hintergrund fest. Stand um den Jahreswechsel vor allem die Industrie im Fokus, sind nun Dienstleistungsbereiche in den Vordergrund gerückt. „Für die kommenden Monate erwarten wir keine weitere Verschärfung der Insolvenzlage“, sagt Müller.

In Deutschland lahmt der Konsum

Die negativen Auswirkungen der hohen Inflation und damit schwindenden Kaufkraft werden allmählich auch in Deutschland sichtbar: „Mit Aldi Nord, Tchibo und Adidas spüren mittlerweile auch die Musterknaben des deutschen Einzelhandels, die normalerweise stabiles Wachstum präsentieren, schmerzhafte Umsatzrückgänge“, heißt es im aktuellen Konjunkturbericht des Wirtschaftsinformationsdienstleisters Sentix. Der monatlich ermittelte Konjunkturindex fällt weiter und auch die 6-Monatserwartungen knicken ein.  Die Maßnahmen der Politik würden es nicht schaffen, die Planungssicherheit für Unternehmen und Haushalte zu erhöhen. Drohende Belastungen durch Heizungs-Sanierungen würden genauso schwer wiegen wie der starke Preisanstieg für Nahrung und Energie.

 

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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