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Wird die Krise gar nicht so schlimm?

Foto: © Miha Creative_AdobeStock

Es mehren sich die Anzeichen, dass die aktuelle Krise ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, Energiepreis-Explosion und die immer noch grassierende Corona-Pandemie doch nicht so schlimm wird, wie ursprünglich befürchtet. Nach vier Rückgängen hat sich der ifo-Geschäftsklimaindex im November wieder leicht nach oben bewegt. Mit dieser erfreulichen Nachricht beginnen wir die Übersicht über die aktuellen Wirtschaftsprognosen.

Seit Wochen gehen die Preise von Erdgas und Strom an den internationalen Märkten zurück. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich nach Aussage des Münchener ifo-Instituts gebessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im November auf 86,3 Punkte gestiegen, nach 84,5 Punkten im Oktober. Mit den laufenden Geschäften waren die rund 9.000 befragten Unternehmen laut ifo zwar weniger zufrieden, aber der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate ließ merklich nach. „Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben“, erklärt dazu Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts. Im Verarbeitenden Gewerbe habe der Index merklich zugelegt. Die Unternehmen seien deutlich weniger pessimistisch im Blick auf die kommenden Monate. Sie bewerteten zugleich aber ihre aktuelle Lage schlechter, denn erneut gingen weniger neue Aufträge ein. Die Unsicherheit über die weitere Geschäftsentwicklung nahm etwas ab, blieb laut der ifo-Befragung aber auf hohem Niveau. Auch im Dienstleistungssektor habe sich das Geschäftsklima merklich verbessert. Die Unternehmen seien weniger pessimistisch im Hinblick auf die kommenden Monate, aber unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Im Handel ist der Index erneut gestiegen. Die Händler schätzten ihre aktuelle Lage etwas besser ein. Die Erwartungen legten sogar deutlich zu. Trotzdem blicke gegenwärtig noch etwa jedes zweite Unternehmen pessimistisch auf die kommenden Monate.

Auch S&P Global sieht nicht mehr so schwarz

Ähnlich wie das ifo Institut sehen auch die Wirtschafsforscher von S&P Global nicht mehr so schwarz wie in den vergangenen Monaten. Der S&P Einkaufsmanagerindex legte gegenüber dem vergangenen Monat leicht zu. Zwar ist das Niveau weiterhin auf einem niedrigen Niveau – aber immerhin geht es nicht weiter bergab. Bei den Industrieunternehmen habe sich die Stimmung verbessert und im Dienstleistungssektor stagniere sie. Als Begründung für die Aufhellung nennen die Experten von S&P die nachlassenden Lieferengpässe und sowie das weiter erfreuliche Auftragsniveau. Trotzdem geht Phil Smith von S&P davon aus, dass „Deutschland wahrscheinlich auf eine Rezession zusteuert“.

Bundesbank rechnet mit Rückgang des BIP

In ihrem aktuellen Monatsbericht geht die Deutsche Bundesbank davon aus, dass im laufenden Winterhalbjahr die Wirtschaftsleistung in Deutschland zurückgehen werde. Die Unsicherheit über die Energieversorgung und ihre Kosten würden die Unternehmen stark belasten. Die Abschwächung der globalen Konjunktur dürfte sich in den deutschen Exporten niederschlagen. Die hohe Inflation dämpfe zudem den privaten Konsum und damit die Aktivität in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen. Gleichzeitig würden die positiven Impulse aus dem Wegfall von Corona-Schutzmaßnahmen wohl spürbar nachlassen. Die Schlussfolgerung daher im Monatsbericht: „Damit ist insgesamt trotz der höher als erwarteten wirtschaftlichen Aktivität im Sommerquartal im Winterhalbjahr weiterhin eine Rezession zu erwarten. Deren Ausmaß ist allerdings äußerst unsicher.“ Die gute Nachricht ist aber auch, dass eine Gasmangellage nach derzeitigem Stand wahrscheinlich vermieden werden könne. Für das kommende Jahr befürchtet die Bundesbank, dass die Inflation weiter in einem zweistelligen Bereich liegen kann.

Deutsche Wirtschaft robust

Die deutsche Wirtschaft bleibt nach Einschätzung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) insgesamt robust: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei im dritten Quartal 2022 um 0,4 % gestiegen. Trotz schwieriger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen mit anhaltender Corona-Pandemie, Lieferengpässen, weiter steigenden Preisen und dem Krieg in der Ukraine sei die Wirtschaftsleistung wie bereits in den ersten beiden Quartalen des Jahres (+0,8 % und +0,1 %) gestiegen. Die Wirtschaftsleistung sei im dritten Quartal vor allem von den privaten Konsumausgaben getragen worden, die um 1% höher lagen als im Sommerquartal. Gegenüber dem Vorjahres-Quartal nahm das BIP um 1,3% zu.

Konsumklima stabilisiert sich weiter

Die Stabilisierung der Verbraucherstimmung setzt sich im November fort. Sowohl die Konjunktur- als auch die Einkommenserwartung gewinnen nach dem neuen Konsumklima-Index der GfK moderat hinzu. Damit scheine der Absturz des Konsumklimas zu einem Ende gekommen zu sein. Allerdings bleibe das Niveau des Indikators nach wie vor auf einem niedrigen Niveau bleibt. Zusätzliche Unterstützung würde das Konsumklima aktuell durch einen Rückgang der Sparneigung erhalten. „Die langanhaltende Furcht der Verbraucher bezüglich explodierender Energiepreise hat sich aktuell etwas abgeschwächt, was sich leicht positiv auf das Konsumklima auswirkt. Zum einen haben sich einige Energiepreise zuletzt leicht erholt, zum anderen gehen die Verbraucher offenbar davon aus, dass die beschlossenen Maßnahmen zur Deckelung der Energiepreise einen Beitrag zur Dämpfung der Inflation leisten können, wenn dieser Beitrag auch eher bescheiden sein dürfte“, erklärt Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte. „Trotz der leichten Besserung bleibt die Situation beim Konsumklima jedoch weiterhin angespannt.“

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