„Wir sehen in den USA und China eine starke Pipeline“

Interview mit Johannes Laumann, Chief Investment Officer, Mutares SE & Co. KGaA

Die Beteiligungsgesellschaft Mutares ist darauf spezialisiert, verlustträchtige Firmen zu sanieren und weitet dieses Geschäftsmodell aus.
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Die Beteiligungsgesellschaft Mutares ist darauf spezialisiert, verlustträchtige Firmen zu sanieren. Dieses Geschäftsmodell weitet sie erfolgreich von Europa nach Amerika und Asien aus. 

Unternehmeredition: Vor wenigen Wochen hat Mutares die Firma Steyr Motors an die Börse gebracht. Ist das ungewöhnlich angesichts des wirtschaftlichen Umfelds hierzulande?

Johannes Laumann: In den vergangenen zwei Jahren waren Börsengänge eher ungewöhnlich. Wir haben uns bei Steyr Motors dazu entschlossen, weil das Unternehmen eine Wachstumsstory hat, die man am besten am Kapitalmarkt abbilden kann. Steyr Motors baut Hochleistungsdieselmotoren, vor allem für die Marine, und profitiert davon, dass der Bedarf angesichts der geopolitischen Umstände dynamisch steigt. Das Geschäft läuft über Rahmenbestellungen für mehrere Jahre. Dadurch lassen sich künftige Erträge gut voraussagen. Wir haben gezeigt, dass Steyr Motors seit unserem Einstieg Umsatz und Ergebnis um mehr als 50% steigern konnte, und erwarten, dass sich Steyr auch in den kommenden Jahren dynamisch entwickelt mit einer beabsichtigten Umsatz- und Ergebnissteigerung von mehr als 40% im Jahr 2025. Diese Visibilität ist etwas, das der Kapitalmarkt goutiert.

Wie haben Sie Steyr Motors fit für den Exit gemacht?

Wir haben die Firma vom französischen Thales-Konzern übernommen. Thales wollte dieses Geschäft nicht mehr betreiben, aber weiter von Steyr Motors beliefert werden. Wir haben die Gesellschaft restrukturiert, bestimmte Produkte eingestellt, einen gewissen Personalabbau im Overhead vorgenommen und auch im Einkauf einiges optimiert. Außerdem haben wir eine globale Vertriebsstrategie aufgesetzt, die nun erste Früchte trägt.

Eine der Schwerpunktbranchen bei Mutares ist die Automobilindustrie. Wie sieht es dort aktuell aus?

Wir sind im Segment Automotive global aufgestellt und deshalb insgesamt zufrieden. In den USA läuft das Geschäft gut, ebenso in Indien und in Afrika. Nimmt man Asien als Gesamtmarkt, sind wir einigermaßen zufrieden. Wenn man aber nach Westeuropa blickt, ist das Umfeld durchaus sehr herausfordernd. Probleme haben hier vor allem Zulieferer, die nicht oder kaum international aufgestellt sind. Wir stellen außerdem fest, dass Unternehmen, die sich rein auf Elektromobilität konzentrieren, massiv unter Druck stehen. Bei denjenigen, die unabhängig vom Antriebsstrang sind oder sich sogar mit dem Verbrennerantriebsstrang beschäftigten, läuft es deutlich über Plan.

Also gute Einstiegschancen für Mutares?

Die Probleme hiesiger Autofirmen und Zulieferer werden durch die jüngst beschlossene Erhebung von Zöllen auf Autos aus China nicht kleiner – denn die Gegenreaktion werden chinesische Zölle auf deutsche oder französische Autoprodukte sein. Wenn man dann betrachtet, dass China wahrscheinlich der größte Markt für französische und deutsche OEMs ist, ist das einfach unklug. Wir als Mutares können von dieser Situation aber auf der Kaufseite durchaus profitieren. Die Verkaufsseite wird etwas herausfordernder, aber ich glaube, viel bewusster. Das bedeutet, man hat weniger potenzielle Käufer – aber die haben dann auch tatsächlich Interesse. Die Quantität nimmt deutlich ab, die Qualität nimmt hingegen zu.

Welche anderen Branchen sind für Mutares noch interessant?

Wir haben vier Segmente. Neben Automotive zählt dazu das Projektgeschäft, worunter wir etwa den Anlagenbau und das Baugewerbe subsumieren. Das dritte Segment umfasst Logistik und Dienstleistungen und das vierte Retail und Food. In diesen Segmenten investieren wir. Ein Fokus liegt derzeit auf dem Energiesektor, während sich das Geschäft im Bausektor eher schwierig zeigt. Alles, was mit Dienstleistungen und Logistik zu tun hat, entwickelt sich sehr stabil.

Mutares will die Internationalisierung vorantreiben. Wo stehen Sie derzeit?

Wir sind in Europa in allen wichtigen Ländern vertreten. Jetzt gehen wir nach Übersee und haben die ersten Standorte in den USA und China eröffnet. Beide Standorte entwickeln sich ausgezeichnet; in beiden Ländern haben wir bereits erste Akquisitionen durchgeführt. Zudem sehen wir in diesen Märkten jeweils eine sehr starke Pipeline. Das ist nicht selbstverständlich, denn es gibt spezifische Herausforderungen. China befindet sich gerade in einer Umbruchphase und in den USA ist das Wirtschaftswachstum noch recht verhalten. Zudem sind wir seit dem Sommer auch in Indien präsent. Wir haben dort ein kleines Team, das den indischen Markt sondiert. Angesichts der Größe des Landes, der Industrie und der Bevölkerung sehen wir attraktive Möglichkeiten, auch dort dynamisch zu wachsen.


ZUR PERSON

© Mutares

Johannes Laumann,

Chief Investment Officer,

Mutares SE & Co. KGaA

ir@mutares.com

 

 

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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