„Wir nehmen alle Stakeholder in den Blick“

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Noch immer ist der Wettbewerb um attraktive Übernahmeziele hart.
Die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) setzt auf Flexibilität. 

Unternehmeredition: 2021 war ein Jahr der Rekorde bei den Firmenübernahmen. Nun verdunkelt sich der Konjunkturhimmel und ­Finanzierungen werden durch das steigende Zins­niveau schwieriger. Wie reagiert die DBAG auf diese Herausforderungen?

Thomas Weber: Es war nie leicht, es ist nicht leicht und es wird auch nicht leicht werden. Die Anforderungen bei der Suche nach attraktiven Unternehmen sind hoch und wir bewegen uns in einem kompetitiven Markt. Wir bei der DBAG setzen auf unseren ausgezeichneten Ruf im deutschen Mittelstand und auf mehr als 50 Jahre Erfahrung bei der Begleitung von Unternehmen auf ihrem Wachstumskurs.

Aber eine langjährige Erfahrung dürfte als alleiniger Vorteil nicht ­ausreichend sein.

Mit unserem guten Standing können wir schon einmal Türen öffnen, die sonst vielleicht verschlossen bleiben würden. Nach einer aktuellen Studie des Bundes­verbands Mergers & Acquisitions e.V. denkt nur jeder achte ­Gesellschafter eines Unternehmens bei dessen Verkauf an Private Equity – wohingegen fast viermal so viele an ­einen Mitbewerber verkaufen würden, und das, obwohl ein Käufer aus der ­eigenen Branche sich eher um Syner­gien bemü­hen und im Zweifel Arbeitsplätze abbauen wird, der Fortbestand des übernommenen Unternehmens ­also keineswegs ge­sichert ist.

Wie erklären Sie sich diese Stimmung unter den Unternehmern?

Wir haben in der Unternehmenslandschaft offensichtlich noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten. Vielleicht leidet unsere Branche immer noch ­unter dem Kampfbegriff „Heuschrecken“. Dabei schneiden Unternehmen mit Private-Equity-Beteiligungen im Vergleich zu gleichartigen Firmen ­ohne dieselben besser ab bei Mitar­beiterentwicklung, Umsatz und Gewinn. Dazu gibt es inzwischen zahl­reiche Untersuchungen aus unterschiedlichen Quellen. Offenkundig machen Finanzinvestoren vieles richtig. Wir nehmen alle Stakeholder in den Blick – alles andere führt auch nicht zum Erfolg.

Wie wollen Sie die Unternehmer von einer Zusammenarbeit überzeugen?

„Überzeugen“ ist das falsche Wort – das klingt nach überreden und damit nicht nach einer sinnvollen Partnerschaft. Wir haben mit dem Unternehmer ein gemeinsames Ziel: Wertsteigerung und Wachstum. Wenn man sich gemein­sam darauf verständigt und auch zusammen agiert, dann ergeben sich die folgenden Schritte praktisch automatisch. Wir bieten ein nationales und internationales Netzwerk mit erstklassigen Branchenkontakten und ­eine verlässliche Sicherheit bei den Prozessen, vor allem aber geduldiges Beteiligungskapital.

Was erwarten Sie von einem Unternehmer?

Wir gehen keine stille Beteiligung ein – wir möchten mitgestalten und unsere­ Erfahrung einbringen. Dazu gehört bei­spielsweise auch ein Unternehmensbeirat mit einer umfangreichen Branchenexpertise, der bei den weiteren Wachstumsschritten unterstützt. Auch klare Regeln und Strukturen in der Corporate Governance sind für uns wesentliche Voraussetzung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Bei der Implementierung unterstützen wir die Unternehmer ebenso wie bei entsprechenden Reportingprozessen.

Welcher Zeitpunkt ist aus Ihrer Sicht optimal für einen Kontakt zum Unternehmen?

Der „Klassiker“ ist sicher ein Wechsel im Gesellschafterkreis. Das kann der Fall sein bei einer Nachfolgelösung oder auch, wenn sich eine Gruppe von Gesellschaftern aufteilen möchte. In den seltensten Fällen ist genug Liquidität vorhanden, um diesen Wechsel zu finanzieren. Mit unserem Kapital können wir ein Unternehmen auch aus ­einer Drucksituation gegenüber Banken befreien.


ZUR PERSON

Thomas Weber,

Mitglied der Geschäftsleitung,

Deutsche Beteiligungs AG

welcome@dbag.de

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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