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Von null auf fünfzig

Auftragseinbußen, Mitarbeiterentlassungen, dann die Insolvenz: Der oberbayerische Schleifmaschinenhersteller Isog Technology hat ein turbulentes Jahr 2016 erlebt. Doch die Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH (BayBG) sah und sieht viel Potenzial in dem mittelständischen Betrieb. Vor einem Jahr leitete der Beteiligungskapitalgeber als Mitgesellschafter den Turnaround ein.

Martin Sackmann konnte eigentlich auf eine lange Tradition des  Schleifmaschinenherstellers aus dem oberbayerischen Weilheim aufbauen, als er Ende 2013 als Geschäftsführender Gesellschafter einstieg. Einige turbulente Jahre lagen da schon hinter Deckel, wie die Firma seit ihrer Gründung hieß. Die schlechte Konjunktur nach der Finanzkrise hatte die Aufträge einbrechen lassen, als Folge verloren einige Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Sackmann verstand sich deshalb von Beginn an als Sanierer, weshalb er einen klaren Einschnitt setzen wollte. Symbolisch benannte er das Unternehmen 2014 in Isog Technology um. „Ich habe eine Restrukturierung begonnen und die Geschäftsjahre 2014 und 2015 mit einem kleinen positiven Ergebnis abgeschlossen“, blickt Sackmann zurück.

Doch die erhoffte Trendwende kam einfach nicht, sondern das Krisenjahr 2016: „Turbulenzen bei Projekten in China, verzögerte Abnahmen durch Kunden, Unstimmigkeiten zwischen den Gesellschaftern und der zeitverzögerte Fortschritt eines Entwicklungsprojektes führten dazu, dass die Liquidität zusammenschmolz und irgendwann aufgebraucht war.“ So kam es, wie es kommen musste: Im Oktober 2016 meldete Isog die Insolvenz in Eigenverwaltung an.

Neue Maschinengeneration als Hoffnungsschimmer

Sackmann war derweil fest entschlossen, den Betrieb zu retten – zumal er eine neue Maschinengeneration in der Pipeline hatte, mit der er hohe Erwartungen verknüpfte.

Und es kam der erste Befreiungsschlag: Vor etwas mehr als einem Jahr, im Mai 2017, konnte das Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen werden, da die BayBG und die Mittelstandsholding Endurance Capital AG als Mehrheitsinvestor frisches Kapital einbrachten. „Isog hat einen gesunden Kern, ein tolles Team, neuartige Produkte, bereits eine starke internationale Ausrichtung und deutliches Wachstumspotenzial“, begründete der CEO von Endurance, Dr. Andreas Albath, die Entscheidung. Der Projektmanager Turnaround bei BayBG, Sebastian Braun, hat zahlreiche vorinsolvenzliche Restrukturierungsprojekte sowie Insolvenzen in Eigenverwaltung begleitet. Er weiß, dass viele Unternehmer eine Insolvenz fürchten. „Aber sie kann auch die Basis eines effizienten Neuanfangs sein, wenn sie mit den richtigen Leuten durchgeführt wird und die notwendigen Restrukturierungen umgesetzt werden: Produkte, Vertrieb oder Finanzierung müssen auf den Prüfstand gestellt und den neuen Gegebenheiten angepasst werden.“

Auftragseinbußen, Mitarbeiterentlassungen, dann die Insolvenz: Der oberbayerische Schleifmaschinenhersteller Isog Technology hat ein turbulentes Jahr 2016 erlebt. Doch die Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH (BayBG) sah und sieht viel Potenzial in dem mittelständischen Betrieb. Vor einem Jahr leitete der Beteiligungskapitalgeber als Mitgesellschafter den Turnaround ein.

Braun sagt mit dem Abstand eines Jahres: „Mit unserem Engagement haben wir deutlich gemacht, dass wir von der erfolgreichen Zukunft des Unternehmens überzeugt sind.“ Zunächst sei es freilich eine schwierige Situation gewesen: „Die ersten Monate nach der Insolvenz war die Stimmung sicherlich verhalten, weil Kunden und Lieferanten vorsichtig reagiert haben. Der Geschäftsführer musste zudem seine Mitarbeiter motivieren. In einer Gegend, in der Vollbeschäftigung herrscht, ist es nicht leicht, Leistungsträger zu halten.“ Doch Isog habe aus Fehlern gelernt, etwa aus einem Großprojekt, das verschoben werden musste und die Insolvenz beschleunigte. „Es geht anderen Unternehmen im Maschinenbau ähnlich: Man freut sich natürlich über ein größeres Projekt, weil man dann über längere Zeit ausgelastet ist. Aber wenn es dabei aus irgendeinem Grund hakt, hat man sofort ein Problem“, analysiert Braun von der BayBG. Das sei nun anders: „Mit der Neuaufstellung hat die Firma ihre Kundenstruktur deutlich diversifiziert und verbreitert, um so die Abhängigkeit von einzelnen Großaufträgen zu verringern.“

Neue Kundenklientel erschließen

Isog 24 ist die größte Innovation des Schleifmaschinenherstellers der vergangenen Jahre. Geschäftsführer Sackmann spricht von „einem riesigen Schritt nach vorne“. Die gegenüber Vorgängermodellen grundlegend überarbeitete Schleifmaschine wird Kunden werkfertig montiert. „Damit können wir uns eine neue Kundenklientel erschließen, die den Anspruch an eine Maschine hat, dass sie 24 Stunden an sieben Wochentagen läuft“, zeigt sich Geschäftsführer Sackmann optimistisch. Investor Braun hat selbst mehrere Messeauftritte von Isog besucht und beobachtet, dass die einstige Zurückhaltung von Kunden und Lieferanten abnimmt. Für die BayBG gebe es eine klare Perspektive: „Unser Ziel ist erst mal, Isog wieder in komplett ruhiges Fahrwasser zu bekommen, das Unternehmen weiterzuentwickeln und den sehr umtriebigen Geschäftsführer Martin Sackmann auf allen Ebenen zu unterstützen.“

Das Ziel aller Beteiligten ist es, den Turnaround bei Isog zu vollenden: „Wenn man den Abschluss des Insolvenzverfahrens als Stand null setzt, dann sind wir jetzt bei etwa 50 Prozent angelangt. Mit der Realisierung der bereits geplanten Schritte nähern wir uns dann der 100-Prozent-Grenze“, beschreibt Investor Braun den Plan. Geschäftsführer Sackmann sieht die aktuelle Bilanz differenziert: „Da ist natürlich noch wesentlich Luft nach oben, wir sind noch nicht zufrieden. Aber wir mussten zunächst einmal Vertrauen auf dem Markt zurückgewinnen“, sinniert er. Die ersten Monate des Jahres 2018 seien Grund zum Optimismus: „Wir haben von den für dieses Jahr geplanten Maschinen schon mehr als ein Drittel in trockenen Tüchern – daher würde ich sagen, dass wir mit dem Turnaround schon deutlich weiter als 50 Prozent sind.“

„Wir sind feinfühliger geworden“

Interview mit Martin Sackmann, Isog Technology GmbH

Unternehmeredition: Warum haben Sie sich für die Eigenverwaltung entschieden und daran geglaubt, den Weg aus der Insolvenz selbst zu schaffen?

Sackmann: Ich hatte das Unternehmen davor bereits drei Jahre begleitet und versucht, es zu restrukturieren. Wir waren eigentlich auf einem guten Weg, doch dann hat uns ein Engpass in die Insolvenz getrieben. Aber es war klar, dass es ein kurzfristiger Effekt ist.

Welche Lehren haben Sie aus diesem Engpass gezogen?

Wir sind damals einfach zu sehr in Vorleistung gegangen. Die Kunden haben uns die Maschinen abgenommen, aber nicht rechtzeitig bezahlt. Deshalb sind wir in eine Liquiditätskrise geschlittert. Heute sind wir viel feinfühliger geworden, gerade bei Aufträgen aus dem nichteuropäischen Ausland.

Was ist die gemeinsame Strategie zwischen Ihnen und den neuen Investoren?

Wir wollen die Isog wieder zur alten Stärke führen. Vor der Krise haben wir pro Jahr 70, 80 Maschinen verkauft. Dahin wollen wir wieder zurück, mit gesunden Strukturen. Die Missstände, die da waren, haben wir jetzt beseitigt und können praktisch wieder auf der grünen Wiese anfangen. Wir wollen wieder ein gesundes Unternehmen in der Nische des Werkzeugschleifens sein.


Kurzprofil ISOG Technology GmbH

Gründungsjahr 1950
Branche Schleifmaschinenherstellung
Unternehmenssitz Weilheim (Oberbayern)
Umsatz 2017
ca. 26 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl 85

www.isog-technology.com

 

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