Generationenwechsel in vier Schritten

Christine Leikeim wollte sich aus der familieneigenen Traditionsbrauerei zurückziehen. Die jungen Söhne standen für die Nachfolge bereit, aber es fehlte ihnen an Erfahrung. Deshalb holte die Unternehmerin einen Interim-Manager ins Haus.

Im Juni 2016 war der Wechsel auf die fünfte Generation der Brauerei Leikeim perfekt. Christine Leikeim, die das Familienunternehmen seit dem Tod ihres Mannes 1998 allein geführt hatte, übertrug ihre Anteile auf ihre drei Kinder Andreas, Anna und Bastian. Es war der letzte Schritt einer von langer Hand geplanten geordneten Übergabe. Begonnen hatte sie 2009. Andreas Leikeim, damals 29 Jahre alt, hatte gerade sein Diplom als Betriebswirt in der Tasche und war in den Familienbetrieb eingestiegen. Als gelernter Braumeister verstand er viel vom Bier, hatte aber noch keine Praxiserfahrung. Deshalb stellte Christine Leikeim im September den Interim-Manager Jürgen Eiche ein, der über viel Know-how in der Getränkebranche verfügt. Ziel war es, den Familiennachfolger fit für die Leitung des oberfränkischen Traditionshauses zu machen.

Firmensitz in Altenkunstadt: Die Privatbrauerei Leikeim gibt es seit 1887.
Firmensitz in Altenkunstadt: Die Privatbrauerei Leikeim gibt es seit 1887.

Schritt eins: Sparprogramm

In den ersten Monaten führte Eiche die Brauerei allein, Andreas Leikeim assistierte ihm. Es gab einiges zu tun. Für den Profi Eiche war deutlich geworden, dass die Brauerei nicht optimal aufgestellt war. Das Marktumfeld war angespannt, darunter litt die Ertragssituation. Es galt, wichtige Kennzahlen signifikant zu verbessern. Die Hausbank war angesichts der unbefriedigenden Geschäftsentwicklung schon auf den Plan getreten. „Wir hatten ein paar wirtschaftliche Probleme und haben gemerkt, dass es strategisch an der ein oder anderen Stelle nicht mehr richtig rundläuft“, sagt Andreas Leikeim heute.

Der Interim-Manager Eiche kam über die Zeitarbeitsfirma ZMM zu den Leikeims. Das Münchener Unternehmen ist auf die Vermittlung von Managern für zeitlich begrenzte Aufgaben spezialisiert. Entsprechend war die Mission von Eiche. „Wir haben darauf hingearbeitet, die Situation wirtschaftlich und finanziell schnell in den Griff zu bekommen, um anschließend zukunftsfähige Strukturen zu schaffen“, sagt Eiche.

Schritt zwei: Neue Strategie

Die nötige Gesundung der Leikeim Brauerei gelang erst einmal durch ein Sparprogramm. Ein Jahr nach seinem Antritt konnte Eiche über eine langfristige Neuausrichtung nachdenken. Zentraler Baustein der neuen Strategie wurde die engere Zusammenarbeit mit der Altenburger Brauerei in Thüringen. Diese gehörte ebenfalls Christine Leikeim, wurde aber von einem externen Management geführt. Fortan wurden beide Brauereien stärker verbunden „Wir arbeiten seitdem eng mit der Altenburger Brauerei zusammen. Die Vernetzung brachte eine große Kostenersparnis“, konstatiert Leikeim.

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