Unternehmensnachfolge in den größten deutschen Familienunternehmen

Eindeutige Präferenz für familieninterne Nachfolgelösungen
Knapp drei Viertel der befragten Familienunternehmen, bei denen der Generationenwechsel in den vergangenen Jahren vollzogen wurde bzw. derzeit vollzogen wird, wählten einen Nachfolger aus der Familie. Abweichend von den gesamtwirtschaftlichen Daten zur Unternehmensnachfolge, wo nur rund die Hälfte der Familienunternehmen familienintern übergeben wird, findet sich bei den größten Familienunternehmen in der Folgegeneration offensichtlich eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, das familiäre Unternehmen weiterzuführen. Bei dem übrigen Viertel wurde eine familienexterne Nachfolgelösung gewählt. Häufig stammt hier der Nachfolger aus dem Kreis der eigenen Mitarbeiter. Nur zu einem sehr geringen Anteil wurde das Unternehmen an ein anderes Unternehmen verkauft bzw. eine Stiftung gegründet. Auch bei den größten Familienunternehmen, bei denen in den nächsten Jahren ein Generationenwechsel bevorsteht, bevorzugt die Mehrheit ebenfalls eine familieninterne Lösung. 60,7% dieser Familienunternehmen werden mit sehr hoher oder hoher Wahrscheinlichkeit einen Nachfolger aus der Familie wählen. Immerhin rund 25% sehen eine (sehr) hohe Wahrscheinlichkeit für eine Nachfolgelösung von außerhalb. Dagegen wird ein Verkauf des Unternehmens an ein anderes Unternehmen bzw. die Gründung einer Stiftung mehrheitlich als eine sehr unwahrscheinliche Lösung bezeichnet.

Wichtigster Erfolgsfaktor: Finden des geeigneten Nachfolgers
Die Übertragung des Unternehmens an die nachfolgende Generation ist für die meisten Unternehmer verbunden mit zwei Zielen. Sie wollen zum einen ihr Lebenswerk für die Nachwelt erhalten und zum anderen ihren Verpflichtungen gegenüber der Familie und dem Unternehmen nachkommen. Daher muss der Nachfolgeprozess sorgfältig vorbereitet und langfristig geplant werden. Aus Sicht der Unternehmen des Samples ist der wichtigste (Erfolgs-)Schlüssel das Finden eines geeigneten Nachfolgers. Dabei haben die größten Familienunternehmen genaue Vorstellungen von den Eigenschaften, über die der Nachfolger verfügen sollte. Vor allem sollte ein geeigneter Nachfolger Unternehmergeist besitzen, dies ist aus Sicht der größten Familienunternehmen die wichtigste Eigenschaft. Weiterhin wünschen sie sich, dass der Nachfolger fachlich qualifiziert ist und über mehrjährige Berufs- und Branchenerfahrung verfügt.

Klare Übergangsregeln notwendig
Neben der Auswahl eines geeigneten Nachfolgers ist für den Übergeber auch die konkrete Ausgestaltung der Übergangsregelungen, u.a. der Regelung von Einfluss und Kompetenzen zwischen Übergeber und Übernehmer, sehr wichtig (64%). Dies ist vor dem Hintergrund relevant, dass sehr häufig im Nachfolgeprozess eine gemeinsame Übergangszeit vereinbart wird, die es zum einen dem Übergeber ermöglicht, sein Wissen an die nächste Generation zu übergeben, und zum anderen dem Nachfolger die Möglichkeit zur Einarbeitung gibt.


Zu den Personen
Prof. Dr. Frank Wallau ist Dozent an der Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn/Bielefeld und Projektleiter am Institut für Mittelstandsforschung Bonn, Christoph Lamsfuß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mittelstandsforschung Bonn. www.ifm-bonn.org

Autorenprofil

Prof. Dr. Frank Wallau ist Dozent an der Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn/Bielefeld und Projektleiter am Institut für Mittelstandsforschung Bonn, Christoph Lamsfuß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mittelstandsforschung Bonn.

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