Die Verwandlung

Einst als Plage der deutschen Wirtschaft verschrien, leben Mittelständler und Private Equity-Gesellschaften heute oftmals in einer Symbiose, weil sich die Branche auf die hiesige Unternehmenskultur eingestellt hat. Doch aktivistische Investoren sind dabei, den Imagewandel in der Öffentlichkeit zu torpedieren. 

Nikolaus Röver, Managing Partner der auf Übernahmen spezialisierten Finanzberatung Acxit Capital Partners, schätzt, dass rund 90 Prozent aller verkauften Firmen in Deutschland an diese sogenannten strategischen Investoren gehen. „Die können einfach die höheren Preise zahlen“, analysiert Röver. Denn erstens seien ihre Kassen dank der guten konjunkturellen Entwicklung der vergangenen Jahre prall gefüllt. Zweitens könnten sie aus einer Übernahme sofort Nutzen ziehen – sei es beispielsweise, dass sie Synergien heben oder auch einen Produktionsstandort besser auslasten können. „Für die Strategen zahlt es sich sofort aus. Private Equity kann da meistens nicht mithalten“, resümiert Röver.

Die verschiedenen Investitionen von Private Equity nach Volumen. Quelle: Eigene Darstellung, angelehnt an Zahlen des BVK
Die verschiedenen Investitionen von Private Equity nach Volumen. Quelle: Eigene Darstellung, angelehnt an Zahlen des BVK

Mit Minderheitsbeteiligungen locken

Als Antwort auf diese Nachfragelücke seitens des Mittelstands hat die PE-Branche mit neuen Angeboten reagiert. Einige Private Equity-Häuser bieten mittlerweile an, mit Minderheitsbeteiligungen einzusteigen, um dann ein Unternehmen auf Wachstum zu trimmen. Das bekannteste Beispiel war im vergangenen Jahr der Einstieg des schwedischen Private Equity-Hauses EQT beim Prothesenhersteller und Familienunternehmen Ottobock mit 20 Prozent. Das soll Mittelständlern die Sorge nehmen, sie gäben ihr Geschäft ganz aus der Hand. „Man hat erkannt, dass man in Deutschland andere Strategien anbieten muss. Die sogenannten Midmarket-Funds wissen genau, sie können nur reüssieren, wenn sie auch Minderheitsbeteiligungen anbieten“, weiß Prof. Christoph Kaserer, Experte für Unternehmensfinanzierung an der TU München. Hinter diesen Fonds stecken in der Regel deutsche Adressen.

„Minderheitsbeteiligungen haben den Vorteil, dass man über die Zeit bei den Unternehmen Vertrauen aufbauen kann“, unterstreicht Christian Futterlieb von VR Equitypartner, dem Eigenkapitalfinanzierer der Genossenschaftlichen Finanzgruppe. Mit einer Minderheit von 49 Prozent ist VR Equitypartner 2013 bei dem auf Werkstoffprüfungen spezialisierten Mittelständler Vohtec eingestiegen. Firmengründer Roland Vogt suchte mittelfristig nach einem guten Weg, seine Beteiligung zu verkleinern, und kurzfristig nach Möglichkeiten, das Unternehmen durch Wachstum besser am Markt zu positionieren. Über einen M&A-Berater kam er an VR Equitypartner. Für ihn war PE anfangs eher die Notlösung. Nach dem Einstieg hält er es mittlerweile für den richtigen Schritt. „Da hat die Chemie gestimmt, das waren vernünftige Leute“, erinnert sich Vogt. „Wir hatten nie Probleme, Investitionen für Wachstum genehmigt zu bekommen.“ Anfang dieses Jahres verkaufte VR Equitypartner, nachdem es zwischenzeitlich die Anteile zur Mehrheit aufgestockt hat, an den britischen Materialprüfer Element Materials Technology. Element will der neuen Akquisition ihre Eigenständigkeit lassen.

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